Vier Stunden sitzen Schweizerinnen und Schweizer, so die Statistik, im Schnitt täglich auf dem Sofa, und acht Stunden liegen sie im Bett. Warum also bei der Wohnungseinrichtung mit einem Bettsofa nicht gleich zwei Fliegen auf einen Streich erledigen?
Ein solches Möbel drängt sich geradezu auf, etwa wenn es gilt, in einer engen Wohnung beide Bedürfnisse – Sitzen und Liegen – platzsparend abzudecken. Die stetige Zunahme von Single-Haushalten sowie der Wunsch nach flexiblem Wohnen kurbeln offensichtlich die Nachfrage nach Bettsofas an.
Deren Verkauf boomt jedenfalls, nicht zuletzt auch dank technischer Fortschritte. Tatsächlich sind Bettsofas heute deutlich ausgefeilter als noch vor zehn Jahren. Sie bieten im Idealfall leicht bedienbare Auszug- oder Klappmechaniken, hochwertige Lattenroste, komfortable Matratzen und bequeme Sitz- und Rückenpolster.
Und sie lassen sich mit einem Handgriff schnell zur ebenen Liegefläche umklappen. Oder man kann auf Rollen ein mehrteiliges Gestell mit Lattenrost und Bettkasten zum Schlafen herausziehen und am Morgen wieder hineinschieben.
Die Verwandlung des Sofas ins Bett und umgekehrt wird dem Nutzer meist denkbar leicht gemacht. Trotz all dieser Vorteile sollte das Bettsofa nicht einfach spontan gekauft werden. Zu überlegen ist, ob es bloss als Reservebett eingesetzt werden soll, um Gästen ein Nachtquartier anzubieten.
Oder gedenkt der Käufer darauf häufig selber zu schlafen? In diesem Fall stellen sich ans Bettsofa die gleichen Ansprüche wie an ein normales Bett (siehe unten). Doch was heisst das? Jeder Mensch hat unterschiedliche Schlafgewohnheiten.
Und jene Matratze oder Polsterung, die der eine als bequem empfindet, ist für den anderen eine Folter. Vielleicht möchte man das Bettsofa hauptsächlich nutzen, um täglich ein paar gemütliche Stunden vor dem Fernseher zu sitzen. Jetzt rückt der Sitzkomfort in den Mittelpunkt.
Deshalb gilt: Je nach beabsichtigtem Gebrauchszweck ist beim Kauf auf jeweils andere Dinge zu achten. Dabei werden ans Bettsofa oft allzu viele Ansprüche gestellt, die nicht immer miteinander in Einklang zu bringen sind. Dies zeigt sich beim Gang durch die grössten Möbelhäuser mit den folgenden Beispielen:
Micasa
«Das Bettsofa ist selten die Ideallösung, sondern ein – bei guter Qualität durchaus akzeptabler – Kompromiss zwischen dem Anspruch auf Komfort beim Sitzen und dem Wunsch nach gutem Schlaf», erläutert der Verkäufer im Möbelhaus der Migros-Tochter.
Die «gute Qualität», von der dieser spricht, kann das günstigste angebotene Bettsofa (Fr. 399.–) Barcelona allerdings nicht bieten. Beim Probeliegen ist offensichtlich: Die Polster sind so weich, dass man sofort die harte Unterlage spürt. Mehrere Nächte darauf schlafen? Wohl doch eher nicht!
Ein zweiter Versuch beim viereinhalbmal teureren Alicante (Fr. 1499.–): Der Komfortunterschied ist deutlich. Aber ein Bettsofa – als Bett wie als Sofa – sollte auch gut aussehen. Unkonventionell und geradezu frech wirkt im Vergleich zum wuchtigen Alicante das Bettsofa Skater (Fr. 999.–).
Mit seinen dünnen Metallfüssen steht es zwar wie auf Glatteis, ist aber erstaunlich stabil und zum Liegen recht bequem, leider aber nicht komfortabel zum Sitzen (siehe Kasten Seite 17). Ein Vergleich weiterer Modelle zeigt:
Mal ist der Liegekomfort besser, dafür der Sitzkomfort schlechter, mal ist es gerade umgekehrt. Die Prinzessin auf der Erbse jedenfalls wird wohl doch besser kein Bettsofa kaufen – und sicherlich nicht bei Micasa.
Ikea
Das schwedische Möbelhaus entpuppt sich als wahres Bettsofa-Mekka. Das günstigste Stück Ransta kostet bloss Fr. 139.–. Es wirkt schlicht und schnörkellos. Für wenig Geld bietet es bereits erstaunlich viel Bequemlichkeit und Stabilität. Am oberen Ende der Preisskala stösst man auf das 3er-Sofa Kivik.
Es lässt sich sowohl in eine Sitzgruppe integrieren als auch in ein Doppelbett von 160 x 198 cm verwandeln. In der teuersten Ausführung – mit bester Matratze – ist es zum Preis von Fr. 1299.– erhältlich.
Apropos Matratzen: Zum Konzept von Ikea gehört es, dass der Kunde fast immer zwischen vier Typen wählen kann. Ob weich oder hart, aus einfachem Schaumstoff oder einzeln aufgehängten Taschen-Federn: Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass jeder eine seinem Körper zusagende Matratze findet.
Ins Auge sticht bei Ikea das Bettmodell PS (je nach Ausführung Fr. 399.–, 569.– oder 699.–). Es mag mit seinen unverkennbaren Fussrollen und dem Rohrgestell aus Stahl zwar eigenwillig aussehen. Doch das schon vor Jahren lancierte Möbel geniesst längst Kultstatus. Es ist inzwischen von verschiedenen anderen Herstellern kopiert worden.
Interio
Das Modell Madison (Fr. 399.–) als Bettsofa zu bezeichnen, scheint ziemlich gewagt. Denn eigentlich besteht es einfach aus zwei Matratzen, die je nach Funktion auf- oder nebeneinandergelegt werden. Seiten- oder Rückenlehnen gibt es keine.
Wenig überzeugend war auch das Bettsofa Shaggy (Fr. 879.–). Es ist wackelig, und der Klappmechanismus klappert. Das Geräusch nervt – eine schlechte Voraussetzung für einen ruhigen Schlaf.
Anständige Qualität in grösserer Auswahl findet sich bei Interio ab 1000 Franken aufwärts. Auffällig ist mit den geschwungenen Lehnen und dem leuchtenden Bezug das Modell Papillon (Fr. 1849.–). Ob sitzen oder liegen, bequem ist es in beiden Positionen. Mit einer Liegefläche von 105 x 200 cm ist der «Schmetterling» jedoch klar als Einzelbett konzipiert.
Möbel Fly
Das Bettsofa Lea (Fr. 249.–) besteht aus einem einfachen Metallrost mit aufliegendem Futon. Das trendig wirkende Möbel ist aber bestenfalls eine Notlösung, um nach der WG-Party den Rausch auszuschlafen, aber keine Unterlage fürs tägliche Schlafen.
Dafür besser geeignet sind Modelle mit stabilem Lattenrost und dicker Matratze. Ein Beispiel für diese Qualität ist das Bettsofa Loria (Fr. 1899.–). Allerdings ist es vor allem als Bett nicht gerade eine Augenweide.
Einen guten Kompromiss im Spektrum von günstig bis teuer offeriert Möbel Fly mit dem Bettsofa Field (Fr. 599.–). Auf dessen Federung liegt es sich recht angenehm. Zudem sind Kopfteil und Rückenlehne auf mehrere Positionen verstellbar. Allerdings ist das Field mit seiner Liegefläche von 125 x 196 cm eher ein schmaler Wurf, falls zwei Personen darauf nächtigen möchten.
Toptip
Beim – namenlosen – günstigsten Bettsofa (Fr. 189.–) muss sich der Rücken mit einem Metallrahmen begnügen. Die mitgelieferten Kissen bilden nicht mehr als ein notdürftiges Ersatzpolster. Andere, nur wenig teurere Modelle entpuppen sich als Leichtgewichte, die bei jeder Bewegung ins Rutschen geraten: Man muss befürchten, dass diese Möbel im Schlaf durchs Zimmer wandern.
Schnell wird klar: Stabilität und Komfort haben auch bei Toptip ihren Preis. Etwas mehr Liegekomfort verspricht das Bettsofa Hanna, obwohl oder gerade weil es klobig wirkt. Beim Besuch von Haus & Garten war es zum Aktionspreis (Fr. 799.– statt 1199.–) zu haben.
Wie bei Interio gilt auch bei Toptip: Ab 1000 Franken sind verschiedene in Polsterprogramme integrierte Bettsofas erhältlich, die durchaus solid gebaut sind.
Pfister
Die Preise bewegen sich bei Pfister auf dem Niveau des Einzelfachhandels. Das bedeutet, dass die meisten Bettsofas – einmal abgesehen von den drei günstigsten Modellen – 2000 Franken und mehr kosten. Für so viel Geld kann mindestens der Liegekomfort eines richtigen Bettes erwartet werden.
Pfister bietet eine ganze Reihe von Bettsofa-Systemen an: von leichtfüssig modern – zum Beispiel Square – bis zu schwer und massig – zum Beispiel Jil. Auf Individualität zielt das Programm Flexa mit seinen vielen Möglichkeiten, die Wohnlandschaft in ein Schlafzimmer umzugestalten.
Im Angebot hat Pfister zudem das Bed for Living. Entworfen haben es Designer der Zürcher Firma Swiss Plus. Sie haben bei diesem «ersten Bett, das zum Designsofa wird» – so der Anspruch –, mit dem Matratzenspezialisten Bico zusammengearbeitet.
Dieses ausgeklügelte Möbel mit Lattenrost, Komfortschaum-Kernmatratze und atmungsaktiver Schlafauflage soll auch höheren Ansprüchen genügen. Das Bed for Living ist in verschiedenen Farben und Materialien mit Bezügen aus Leder, Microfaser oder Baumwolle erhältlich.
Und es gibt es in drei Varianten, als Hocker, Einer- oder Zweierbett. Letzteres kostet dann (mit Baumwoll-Bezug) bei Pfister respektable Fr. 3573.–. Der Verwandlungskunst des Bed for Living sind kaum Grenzen gesetzt. Es überzeugt als Sofa, Couch und Daybed und hat zweifellos das Zeug, schnell einmal zum Klassiker zu werden.
Praxistest: Kein Bettsofa überzeugt auf der ganzen Linie
Wo erhält man für rund 1000 Franken das beste Bettsofa? Um diese Frage zu klären, hat Haus & Garten fünf Testpersonen in die Möbelhäuser geschickt. Ausgewählt wurde aus dem Angebot jeweils jenes Bettsofa, dessen Preis am nächsten bei 1000 Franken lag.
Bewertet wurden der Sitz- und Liegekomfort sowie die Ausziehmechanik, und zwar auf einer Notenskala von 1 bis 6:
- Beim Sitzen achteten die Testpersonen auf die Abstützung von Rücken und Becken, die Sitztiefe und die Polsterung.
- Beim Liegen standen Kri-terien wie Abstützung der Wirbelsäule, Federung der Schulterzone sowie die Qualität der Unterlage im Vordergrund.
- Bei der Mechanik wurde darauf geschaut, ob sich das Sofa schnell, bedienungsfreundlich und ohne Verletzungsgefahr in ein Bett umwandeln lässt.
- Testsieger mit einem Schnitt von 4,8 (= Gut) wurde das Bettsofa Momo (Fr. 990.–) von Pfister. Es überzeugte die Testpersonen mit seinem angenehmen Sitz- und Liegekomfort sowie mit der einfachen Ausziehmechanik. Anzufügen bleibt noch, dass Pfister den Preis für Momo kurz nach dem Test von Fr. 1490.– auf 990.– herabgesetzt hat.
- Mit der Gesamtnote 4,7 nur wenig schlechter bewertet wurde das Modell Skater (Fr. 999.–) von Micasa. Es erhielt zwar die besten Einzelnoten für den Liegekomfort und die Mechanik. Doch zum Sitzen wurde es mit 3,9 (= Ungenügend) benotet.
- Beim Modell Ariane von Toptip (Fr. 999.–/Gesamtnote 3,8) schliesslich empfanden die Testpersonen zwar den Sitzkomfort als akzeptabel. Sie störten sich jedoch an der harten Liegefläche und an der dem Laien nicht auf Anhieb durchschaubaren Mechanik. Wer nicht genau darauf achtet, dass alles richtig einrastet, sitzt oder liegt hier am Ende auf einem klapprigen Möbel.
Fazit: Das Bettsofa, das kompromisslos sämtlichen Ansprüchen zu genügen vermag, bleibt wohl Wunschdenken. Die Testpersonen haben es jedenfalls in der von ihnen begutachteten Preisklasse nicht gefunden.
Tipps zum Kauf eines Bettsofas: Auf diese Punkte sollten Sie achten
- Platzverhältnisse: Klären Sie vor dem Gang ins Möbelgeschäft ab, wie viel Platz für das ausgezogene Bettsofa zur Verfügung steht. Soll es längs oder quer zur Rückenlehne heruntergeklappt werden? Auf welcher Unterlage steht das Sofa?
Auf einem hochfloorigen Teppich wird das Ausziehen auf Rollen unter Umständen mühsam, und der Teppich wird strapaziert. Hier bietet sich eher eine Klappcouch an.
- Stil: Überlegen Sie sich, was bezüglich Form und Bezug in Frage kommt. Auch ein Bettsofa sollte zu den anderen Möbeln passen.
- Probesitzen und -liegen: Nehmen Sie sich im Möbelgeschäft Zeit zum Probesitzen und Probeliegen, denn Bequemlichkeit und Komfort sind am wichtigsten.
- Beim Sitzen: Werden Rücken und Becken gut abgestützt? Passt die Höhe der Sitzfläche, sodass Sie die Füsse bequem am Boden abstellen können? Ist die Sitztiefe in Ordnung, sodass die Kniekehlen nicht in die Vorder-kante gepresst werden? Sind Arm- und Rückenlehnen sowie Polsterung angenehm?
- Beim Liegen: Achten Sie darauf, dass die Wirbelsäule gut abgestützt wird. Ist die Federung in der Schulterzone nachgiebiger? Lässt sich die Dämpfung allenfalls härter oder weicher einstellen?
Besteht die Unterlage aus einem Metallnetz mit Schaumstoffpolster (was ausreichend ist für die gelegentliche Übernachtung)? Oder ist die Unterlage aus einem stabilen Lattenrost mit einer richtigen Matratze (unverzichtbar, wenn Sie regelmässig auf dem Bettsofa schlafen möchten)? Ist die Liegefläche lang und breit genug?
- Qualität: Wie ist das Bettsofa aufgebaut? Lassen Sie sich Gestell, Federung, Polsterung und Bezug erklären.
- Mechanik: Lassen Sie sich die Auszugsmechanik vorführen, und testen Sie diese im Möbelhaus selbst.
- Bedienungsanleitung: Ist sie präzise und verständlich?
Alles, was Sie beim Sofa-Kauf beachten sollten, lesen Sie in Haus & Garten 1/2009.