Erdbeeren sind gesund. Sie enthalten viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Nachteil: Sie sind anfällig für Krankheiten und Schimmel – gerade bei feuchtem Wetter. Die Produzenten behandeln deshalb ihre Früchte häufig mit einer breiten Palette von Pestiziden (saldo 18/14). Nur: Die Konsumenten kaufen die Katze im Sack. Die Pestizide müssen nicht deklariert werden.
saldo wollte es genauer wissen und liess 25 Packungen mit Erdbeeren aus Frankreich, Spanien, Italien und der Schweiz durch ein spezialisiertes Labor untersuchen. Die Experten suchten nach über 500 verschiedenen Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden (siehe Unten «So wurde getestet»).
Resultat: Lediglich drei Proben waren frei von Pflanzenschutzmitteln, darunter die einzigen Bio-Erdbeeren. Bei den anderen fand das Labor Rückstände von nicht weniger als 25 verschiedenen Pestiziden.
Acht Proben mit hoher bis sehr hoher Belastung
Viele der Erdbeeren enthielten mehrere Gifte – neun Produkte gar vier oder mehr. In Schweizer Erdbeeren aus der Migros Zürich-Oerlikon steckten sogar Rückstände von acht verschiedenen Pestiziden. Unklar ist, welche gesundheitlichen Risiken damit verbunden sind.
Das Kantonslabor Bern beanstandete bereits letztes Jahr, dass Erdbeeren oft ganze Pestizidcocktails enthalten. Die Situation sei «sehr unbefriedigend». Denn es gibt bei Lebensmitteln keine gesetzlichen Vorgaben bezüglich Mehrfachbelastungen. Es gibt nur Grenzwerte für jeden einzelnen Giftstoff. Diese werden in jedem Fall eingehalten.
Wegen dem nassen Frühlingswetter mehr gespritzt
Am häufigsten fand das Labor die Fungizide Fludioxonil und Cyprodinil. Diese Substanzen sind schwer abbaubar und für Wasserlebewesen giftig. Sie liessen sich in 13 respektive 11 Proben nachweisen. Sieben Proben waren mit dem Insektizid Spinosad belastet. Es wirkt gegen Schädlinge wie die Kirschessigfliege, gefährdet aber auch Bienen. Die Wirkstoffe Iprodion, Kresoxim-methyl und Thiacloprid stehen im Verdacht, Krebs auszulösen. Sechs Proben wiesen eine oder zwei dieser Substanzen auf.
Einige Schweizer Erdbeeren enthalten viele Pestizide: Bei drei der sechs einheimischen Proben war die Pestizidbelastung mittel, bei zwei sogar sehr hoch. Ein ähnliches Bild zeigte letztes Jahr eine Untersuchung von Greenpeace: Die Hälfte der einheimischen Erdbeeren enthielt vier oder mehr Pestizide. Die Resultate überraschen nicht: Die Schweizer Bauern spritzen im Vergleich zum Ausland hohe Mengen an Pflanzenschutzmitteln. Die Pestizide verschmutzen zunehmend das Grund- und Trinkwasser (saldo 8/17).
Die Grossverteiler berufen sich darauf, dass die einzelnen Pestizidwerte die gesetzlichen Vorgaben einhalten. Migros teilt mit, die Probe aus der Migros Zürich-Oerlikon entspreche jedoch nicht den eigenen Anforderungen. Man werde mit dem entsprechenden Lieferanten die nötigen Massnahmen einleiten. Aldi schreibt: «Aufgrund des nassen Frühlings mussten die Produzenten teilweise gewisse Pestizide einsetzen, um eine gute Ernte und Produktqualität zu gewährleisten.»
So sind Erdbeeren ein Genuss
Erdbeeren reifen nach dem Pflücken nicht nach. Deshalb sollten sie bereits beim Kauf leuchtend rot, fest und glänzend aussehen und einen frischen, grünen Kelch haben. Weisse Stellen und Spitzen sind ein Zeichen für ungenügende Reife.
Wegen ihres hohen Wassergehalts sind die Früchte sehr druckempfindlich. Oberflächliche Druckstellen haben keinen Einfluss auf den Geschmack und die Haltbarkeit. Bei nassen Druckstellen verdirbt die Beere jedoch schnell und kann umliegende Früchte anstecken. Deshalb beim Kauf die Beerenschalen auch von unten auf Saftspuren kontrollieren.
Erdbeeren mögen weder feuchtwarmes Wetter noch Temperaturschwankungen. Trockene, unbeschädigte Früchte halten sich ein bis zwei Tage im Gemüsefach des Kühlschranks.
Vor dem Verwenden die Beeren sanft unter kaltem Wasser reinigen. So lässt sich zumindest ein Teil der Pestizide abwaschen, die auf der Haut haften. Stiele und Blätter erst nach dem Waschen wegschneiden, damit die Früchte möglichst wenig Saft verlieren.
Für eine längere Aufbewahrung kann man Erdbeeren sehr gut tiefkühlen. Sie sind dann zirka ein Jahr haltbar. Beim Auftauen werden sie allerdings matschig. Deshalb friert man sie am besten als Püree ein.
So wurde getestet
saldo hat an zwei Stichtagen 25 Proben aus- und inländischer Erdbeeren eingekauft und gekühlt in ein Schweizer Labor transportiert. Dort wurde jede Probe mit chemischen Analysegeräten auf Rückstände von 527 Pestiziden untersucht. saldo bewertete die Summe der Rückstände. Erdbeeren mit Rückständen von vier und mehr Substanzen wurden zusätzlich abgewertet und eine Kategorie tiefer eingestuft.