Gemüse ist kalorienarm und enthält viele gesunde Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Die Kehrseite: Die Produzenten setzen eine Vielzahl von Chemikalien ein, um die Pflanzen vor Schädlingen und Pilzen zu schützen. Der K-Tipp wollte wissen, was davon ins Essen kommt, und kaufte bei Grossverteilern verschiedene Gemüsesorten aus der Schweiz und dem Ausland ein – insgesamt 40 Produkte. Ein spezialisiertes Labor untersuchte das Gemüse auf über 500 Insektizide, Fungizide und Herbizide (siehe Unten «So wurde getestet»).
Resultat: Nur gerade 7 der 40 Produkte enthielten keine Pflanzenschutzmittel. Bei den übrigen fand das Labor insgesamt nicht weniger als 41 verschiedene Pestizide. Immerhin: Gut die Hälfte des Gemüses wies lediglich geringe Mengen an Rückständen auf (siehe Tabelle im PDF). Im Durchschnitt am wenigsten belastet war das bei Lidl eingekaufte Gemüse.
Spar-Auberginen am stärksten belastet
Viel Gemüse enthielt mehrere Substanzen: In den Schweizer Migros-Fresca-Rüebli und den Tomaten Merinda von Spar fand das Labor sechs verschiedene Pestizide, in den italienischen Fresca-Datteltomaten aus der Migros sogar zehn. Am stärksten belastet waren bei Spar eingekaufte türkische Auberginen: In ihnen steckten sogar 15 verschiedene Chemikalien.
Das grosse Problem: Es ist nach wie vor nicht geklärt, wie sich ein Mix aus mehreren Pestiziden auf die Gesundheit des Menschen auswirkt (siehe unten).
Am häufigsten fand das Labor Fungizide – vor allem Fluopyram, Boscalid, Fludioxonil und Tebuconazol. Diese Substanzen sollen bei Pflanzen Pilzerkrankungen vermeiden. Viele von ihnen wirken bei Menschen hautreizend, lösen allergische Reaktionen aus und haben krebserregendes Potenzial. Zudem sind sie schwer abbaubar. Einmal in die Umwelt gelangt, haben sie eine lange Wirkung und sind für Wasserlebewesen giftig. Fluopyram liess sich in zwölf, Boscalid in acht, Fludioxonil in sechs und Tebuconazol in fünf Gemüseproben nachweisen.
Fünf Produkte enthielten Imidacloprid, Cypermethrin oder Acetamiprid. Die Insektizide wirken als Nervengifte gegen Schädlinge wie Blattläuse. Sie gefährden aber auch Bienen. Die Spar-Auberginen enthielten 0,23 Milligramm Acetamiprid pro Kilo. Das überschreitet den gesetzlichen Grenzwert von 0,2 Milligramm pro Kilo.
Spar schreibt, die Anzahl Rückstände und die Höchstwertüberschreitung bei der Auberginenprobe entsprächen nicht den Vorgaben. Von diesem Produzenten werde bis auf Weiteres kein Gemüse mehr angenommen. Auch Migros schreibt, dass die Mehrfachrückstände bei den Rüebli und den Datteltomaten von Migros Fresca «nicht tolerierbar» seien. Man prüfe mit den betroffenen Lieferanten Massnahmen.
So wurde getestet
Der K-Tipp hat an einem Stichtag 40 Proben frisches Gemüse eingekauft – von Auberginen, Broccoli, Gurken und Peperoni bis hin zu Rüebli, Tomaten, Zucchetti und Zwiebeln. Das offen oder verpackt verkaufte Gemüse stammt aus der Schweiz sowie aus Spanien, Italien, Marokko, Holland, der Türkei und Belgien. Ein Schweizer Labor hat jedes Produkt auf Rückstände von über 500 Pestiziden analysiert. Der K-Tipp bewertete die Summe der Rückstände. Gemüse, das mit Rückständen von vier und mehr Substanzen belastet war, wurde zusätzlich um eine Kategorie abgewertet.