Ein K-Geld-Leser schreibt: «Ich besitze ein Finanzvermögen von etwa 400000 Franken. Seit Ende 2006 lasse ich es durch eine Vermögensverwaltungsfirma verwalten – mit einem Aktienanteil von 40 Prozent. Seither ist das Vermögen um rund 5 Prozent geschrumpft. Ich habe die verschiedenen Finanzkrisen in den vergangenen Jahren auch mitbekommen. Trotzdem finde ich das Ergebnis enttäuschend.» Und er fragt: «Hat meine Firma schlecht gearbeitet?»
Nicht nur Vermögende, die ihr Geld jemandem zur Verwaltung anvertraut haben, schauen mit Skepsis auf die Auszüge ihrer Wertschriftendepots. Dies tun auch die meisten Anleger, die selber Fonds und andere Wertschriften kaufen – dies in der Regel auf Empfehlung ihres Bank- oder Finanzberaters. Auch sie stellen sich die Frage: Bin ich gut beraten worden? Ist die erzielte Rendite in Ordnung? Genährt werden die Zweifel häufig durch den Umstand, dass die Rendite deutlich tiefer ausgefallen ist als von den Beratern in Aussicht gestellt.
Wie gut – oder schlecht – sich die Investitionen entwickelt haben, lässt sich durch einen Vergleich mit Indizes beantworten. Sie geben die Renditen wieder, die die Finanzmärkte abgeworfen haben. Schneidet die eigene Geldanlage schlechter ab, bedeutet dies: Es wurde mit einer mangelhaften Titelauswahl nicht das «abgeholt», was die Finanzmärkte eigentlich hergegeben haben.
Die Bank Pictet erstellt Indizes für gemischte Geldanlagen seit 1993. Sie hat sich damit in der Finanzbranche einen ausgezeichneten Ruf erworben. Pensionskassen ziehen diese Indizes regelmässig als Vergleichsmassstab heran. Die in der Tabelle aufgeführten Indizes mit drei unterschiedlichen Aktienquoten zeigen die Wertentwicklung von Geldanlagen, die ausschliesslich in in- und ausländischen Obligationen und Aktien investiert sind.
Doch auch wer als Beimischung noch sogenannt alternative Anlagen wie Immobilien- oder Hedge-Fonds im Depot hat, kann die Zahlen in der Tabelle ohne weiteres heranziehen. Denn die Indizes, die auch alternative Anlagen berücksichtigen, weisen nur eine minim höhere Rendite aus.
Die drei Indizes in der Tabelle setzen sich wie folgt zusammen:
BVG 25: Ein Viertel der gesamten Geldanlage entfällt auf Aktien. Obligationen machen den grossen Rest aus. Der Index eignet sich als Messlatte für eine Anlagestrategie mit einer Aktienquote von 20 bis 30 Prozent.
BVG 40: Auch hier signalisiert die Zahl die Aktienquote. Dieser Index kann als Vergleichsmassstab für Geldanlagen mit 30 bis 50 Prozent Aktien dienen.
BVG 60: Dieser Index kann für Aktienquoten von 50 bis 70 Prozent herangezogen werden.
Wer den eigenen Anlageerfolg mit diesen Messlatten vergleicht, muss zwei Aspekte beachten:
1.Die Indizes blenden sämtliche Kosten wie Kauf- und Verkaufskommissionen, Vermögensverwaltungs-, Depot- und Produktgebühren aus.
2. Praktisch keine Geldanlage setzt sich genau gleich wie die BVG-Indizes zusammen – man kann die Aktien- bzw. Obligationenquote in guten Treuen etwas anders verteilen. Die effektiv erzielten Renditen weichen deshalb von den Indizes ab.
Dennoch ist ein fairer Vergleich möglich. Je nach Anlageform kann er auf folgende Weise erfolgen:
Vermögensverwaltungsmandate
Wenn Sie Ihr Geld einer Bank oder einem anderen Vermögensverwalter anvertraut haben, erhalten Sie periodische Abrechnungen. Diese zeigen die erzielte Rendite, oft auch Performance oder Wertentwicklung genannt, grundsätzlich auf zwei Arten:
Ein Teil der Abrechnungen weist die Nettorendite unter Einbezug sämtlicher Kosten aus. Erhalten Sie Abrechnungen dieser Art und ist die erzielte Rendite pro Jahr gleich oder höher als der entsprechende BVG-Index, hat Ihr Vermögensverwalter sehr gut gearbeitet. Ein Rückstand von bis zu 2 Prozentpunkten (zum Beispiel 2,1 statt 4,1 Prozent pro Jahr) ist okay. Bei einem grösseren Rückstand hat der Vermögensverwalter schlecht gearbeitet.
Bei anderen Abrechnungen enthalten die Renditen zumindest einen Teil der Kosten nicht. Ist das bei Ihnen der Fall, müssen Sie diese selber abziehen. Wird bei einer Anlage von 300000 Franken eine Jahresrendite von 1 Prozent bei Kosten von 9000 Franken ausgewiesen, beläuft sich die Jahresrendite netto auf minus 2 Prozent. Für die Beurteilung der Nettorendite gilt das Gleiche wie oben.
Selbstverwaltete Geldanlagen mit Mischfonds
Mischfonds, auch Strategie- oder Anlagezielfonds genannt, stecken das Geld hauptsächlich in Obligationen und Aktien, oft noch mit kleineren Beimischungen von alternativen Anlagen. Haben Sie solche im Depot, müssen Sie die Renditen selber nachschauen. Zu finden sind sie in den Faktenblättern bzw. Monatsberichten sowie den Wesentlichen Anlegerinformationen (KID), meist unter den Stichworten Performance oder Wertentwicklung. Sie enthalten allerdings nur die den Fonds direkt belasteten Kosten. Kauf-Verkaufskommissionen, Depot- und allfällige Beratungs- oder Paketgebühren müssen Sie von den Fondsrenditen noch abziehen. Für die Bewertung der Nettorendite gilt das gleiche Schema wie oben.
Beispiel: der Postfinance Fonds 4, seit fünf Jahren im Depot. Die Fondsrendite betrug im Durchschnitt der Jahre 5 Prozent. Der Kauf kostete 1 Prozent oder – aufs Jahr umgerechnet – 0,2 Prozent. Depot- oder andere Kosten erhebt Postfinance nicht. Die Nettorendite belief sich also auf 4,8 Prozent. Da der Postfinance Fonds 4 eine Aktienquote von 50 Prozent fährt, kann man als Vergleichsmassstab das Mittel der BVG-40- und BVG-60-Indizes nehmen. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre ergibt das gemäss Tabelle 6 Prozent. Unter dem Strich resultiert ein akzeptabler Rückstand von 1,2 Prozentpunkten pro Jahr.
Selbstverwaltete Geldanlagen mit diversen Wertschriften
Darunter fallen Einzeltitel oder auf einzelne Anlageklassen wie Obligationen oder Aktien spezialisierte Fonds. Oder ein Mix davon.
Auch hierfür eignen sich die Pictet-Indizes als Messlatte. Allerdings nur, wenn in den Vergleichsjahren weder Geld eingeschossen noch abgezogen worden ist. Wie immer: Ein Rückstand bis zu 2 Prozent ist okay.
Wichtig: Die Nettorendite eines einzelnen Jahres sollten Sie nicht überbewerten. Es kommt auf den längerfristigen Durchschnitt an. Liegt der Rückstand im 3-, 5- oder sogar 10-Jahresvergleich über der 2-Prozent-Marke, hat das meist folgende Gründe: Die eingesetzten Fonds oder anderen Produkte sind zu teuer und ihr Geld nicht wert. Die Depot-, Handels-, Beratungs- und anderen Gebühren sind unnötig hoch. Die Titelauswahl ist schlecht.
In den meisten Fällen ist die Lösung: Einsatz von günstigen Indexfonds bzw. einer indexnahen Geldverwaltung sowie Beschränkung auf die wichtigsten Anlagegebiete – dies mit einem Kaufen und Halten und nicht mit einem Hin und Her.
Wenn sich dies mit dem gegenwärtigen Vermögensverwalter bzw. dem Berater und seiner Bank nicht bewerkstelligen lässt, sollten Sie nach einer Alternative Ausschau halten.