Schneller surfen und telefonieren mit günstigem Minutentarif»: Das schrieb die Swisscom Mitte Januar per SMS dem Winterthurer K-Tipp-Leser Peter Schadegg. Und am 26. Januar würde fürs Prepaid-Angebot «Natel easy smart» mit vorausbezahltem Guthaben der Tarif ändern.
Das machte Schadegg stutzig. Denn bis anhin rechnete Swisscom sekundengenau ab. So zahlten die Kunden genau so viel, wie sie telefonierten. Das hat die Swisscom per sofort geändert. Neu rundet der Konzern zulasten der Kunden auf die nächste Minute auf. Das heisst: Wer nur kurz telefoniert oder sich verwählt, zahlt massiv mehr als bisher.
Für Kurztelefonierer wirds kostspielig
Die neuen Preise im Detail: Früher kostete ein Telefonat mit Swisscom-Prepaid aufs Fest- und Handynetz einen Rappen pro Sekunde – höchstens jedoch 60 Rappen pro Stunde. Das heisst: Für Gespräche zwischen einer und 60 Minuten zahlte man 60 Rappen. Neu kostet ein Telefonat 29 Rappen pro Minute. Kurztelefonierer zahlen also bis zu 29-mal mehr. Immerhin: Es gibt ein Kostendach. Und zwar höchstens 87 Rappen pro zwei Stunden. Swisscom erhöht also nicht nur für Kurz-, sondern auch für Langtelefonierer die Preise.
Swisscom-Sprecherin Sabrina Hubacher begründet dies mit dem «Wunsch der Kunden nach einem einfachen, kostengünstigen Tarif» sowie mit den tieferen Surfpreisen. Fakt ist: Der alte Tarif war nicht nur günstiger, sondern auch einfacher.
So ärgerte sich Schadegg wie viele weitere K-Tipp-Leser über die happige Preiserhöhung. Doch welches Telecom-Unternehmen hat die tiefsten Preise? Der K-Tipp hat alle 13 Schweizer Prepaid-Verträge unter die Lupe genommen und die Preise für Telefonate ins Fest- und Handynetz, für SMS sowie für Datenbezug verglichen. Resultat:
- Kurztelefonierer sollten Aldi oder M-Budget wählen. Aldi rechnet sekundengenau ab und verlangt für Anrufe aufs Festnetz nur 14 Rappen pro Minute. Hingegen sind Anrufe in fremde Handynetze mit 34 Rappen pro Minute sehr teuer.
Immerhin: Telefonieren Freunde und Verwandte ebenfalls mit Aldi, wirds untereinander kostenlos. Wer meist auf andere Handys telefoniert, sollte zu M-Budget wechseln. Die Migros ist mit 28 Rappen pro Minute preislich im Mittelfeld und rechnet ebenfalls sekundengenau ab. M-Budget benutzt das Swisscom-Netz.
- Langtelefonierer fahren mit Sunrise am besten. Dort zahlen Kunden zwar 30 Rappen pro Minute – jedoch höchstens 60 Rappen. Anders gesagt: Für 60 Rappen kann man zwei Stunden lang ununterbrochen telefonieren. Danach wird der Anruf unterbrochen
- SMS-Schreiber zahlen bei Aldi, Coop, Migros und Talktalk mit 10 Rappen pro SMS am wenigsten
- Internetsurfer fahren mit Lycamobile am günstigsten. 1 Megabyte an Daten kostet dort nur 10 Rappen. Das entspricht mehreren E-Mails oder einem Aufruf der K-Tipp-Website. Wer oft ins Internet geht, sollte ein Datenpaket lösen. Bei Lycamobile erhält man z. B. 1000 MB für Fr. 5.90. Zum Vergleich: Die meisten Unternehmen verlangen mit rund 15 Franken das Dreifache für die gleiche Datenmenge. Und Swisscom will für 1200 MB gar 29 Franken.
Diverse K-Tipp-Berechnungen zeigen immer wieder, dass für die meisten Handy-Besitzer Prepaid deutlich günstiger ist als ein Abo. Denn nur die wenigsten Kunden schöpfen die Inklusiv-Leistungen eines Abos voll aus. Bei Prepaid dagegen zahlt man nur, was man auch braucht.
Einseitige Preiserhöhung ungültig
Wer mit der Swisscom-Preiserhöhung nicht einverstanden ist und bereits Guthaben geladen hat, kann eine Rückerstattung verlangen. Das bestätigt der Berner Rechtsprofessor Thomas Koller.
Der K-Tipp hat ihm die Vertragsbedingungen vorgelegt. Darin heisst es: «Swisscom ist jederzeit berechtigt, ihre Prepaid-Dienste entschädigungslos zu ändern oder einzustellen.» Und: «Kartenguthaben können weder rückerstattet noch zu anderen Betreibern transferiert werden.» Koller sagt jedoch: Das Kleingedruckte «ist kaum lesbar und kann nicht Vertragsbestandteil werden». Deshalb könne Swisscom den Vertrag nicht einseitig ändern. Sie müsste ihn kündigen und einen neuen anbieten. Stimme der Kunde nicht zu, habe er «Anspruch auf Rückzahlung des Restguthabens».
Selbst wenn das Kleingedruckte Vertragsbestandteil wäre: Der Tarifwechsel würde die Kunden stark benachteiligen. Solche Klauseln seien unlauter und nicht anwendbar.
Swisscom ist anderer Ansicht. Sprecherin Sabrina Hubacher hält das Kleingedruckte für «gut lesbar». Der Kunde kaufe mit dem Guthaben «Leistungen in diesem Umfang zu den dannzumal geltenden Preisen». Dass Swisscom die Preise jederzeit erhöhen könne, sei nicht unlauter.
Sollte Swisscom an dieser Auffassung festhalten, wird der K-Tipp die Rechtslage in einem Musterprozess klären.
So wechselt man die Telecomfirma
Im Gegensatz zu Abo-Kunden können Prepaid-Benutzer jederzeit die Telecomfirma wechseln. Vorher sollte man jedoch das Guthaben aufbrauchen, um Umtriebe zu vermeiden. Dann geht man folgendermassen vor:
1. Neue SIM-Karte kaufen.
2. Der neuen Telecomfirma mitteilen, dass man seine alte Nummer mitnehmen möchte. Dies funktioniert meist per SMS.
3. Nach zwei bis drei Wochen wird die Handynummer auf die neue SIM-Karte übertragen.