Der Preis für Strom befindet sich auf dem freien Markt seit Jahren im Sinkflug. Gemäss Statistik des Bundesamts für Energie kostete die Megawattstunde Elektrizität an der europäischen Energiebörse im zweiten Quartal 2014 rund 8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Und gar 65 Prozent weniger als im zweiten Quartal 2008.
Preisanstieg in Zürich am grössten
Doch an den Privathaushalten gehen die Preissenkungen vorbei. Für sie wird es nächstes Jahr bei drei von vier Schweizer Stromversorgern teurer. Das ergibt eine Stichprobe des K-Tipp. Diese stützt sich auf die Strompreisübersicht der Eidgenössischen Elektrizitätskommission. Ein mittlerer Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) zahlt im Durchschnitt rund 5 Prozent mehr als dieses Jahr.
Aber die Abweichungen von diesem Mittelwert sind gross: In Biel etwa sinkt der Preis um knapp 9 Prozent. Der Durchschnittshaushalt spart damit nächstes Jahr fast 75 Franken. In der Stadt Zürich dagegen muss er beinahe 150 Franken mehr hinblättern, weil der Strompreis um rund 22 Prozent steigt.
Die meisten Stromversorger verweisen im Zusammenhang mit dem Aufschlag 2015 auf höhere Kosten fürs Stromnetz und auf den Anstieg der Förderabgaben für erneuerbare Energien (0,5 Rappen pro kWh). Doch das muss nicht zwingend zu höheren Stromrechnungen führen: In Biel konnten «die Mehrkosten bei den Abgaben und der Netznutzung durch tiefere Energiekosten mehr als kompensiert werden», hält der Bieler Stromversorger ESB fest.
Das zeigt: Von den tiefen Marktpreisen für Strom können Versorger durchaus profitieren – insbesondere dann, wenn sie Strom direkt auf dem freien Markt kaufen statt via Lieferanten wie Axpo, Alpiq & Co. Die Werkbetriebe Steckborn TG etwa konnten nicht zuletzt dank dieser Strategie ihren Tarif für Haushalte schon letztes Jahr um 15 Prozent senken («Saldo» 14/2013). Steckborn senkt auch nächstes Jahr den Preis leicht.
Keine freie Wahl für Privatkunden
Der Aufschlag für die meisten Haushalte hat einen einfachen Grund: Sie können den Stromlieferanten nicht wählen – im Unterschied zu Gewerbe und Industrie: Wer pro Jahr mehr als 100 000 kWh bezieht, kann sich den Lieferanten aussuchen. Und wird heftig umworben.
So locken die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich zurzeit mit einem Festpreisangebot, das über drei Jahre hinweg Einsparungen von «schnell einmal bis zu 12 000 Franken» ermögliche. Offeriert wird Schweizer Wasserstrom mit Herkunftsnachweis zu einem Preis (exklusive Netznutzung, Abgaben und Steuern) von 6,58 Rappen pro kWh im Hoch- und 5,06 Rappen pro kWh im Niedertarif.
Zum Vergleich: Für Privathaushalte ist der Preis für zertifizierten Wasserstrom nächstes Jahr um fast 50 Prozent höher.