Hotelgäste buchen rund 27 Prozent der Logiernächte in der Schweiz über eine Internetplattform. Drei von vier dieser Buchungen erfolgten letztes Jahr über Booking.com. Denn das Angebot ist sehr transparent. Touristen und Geschäftsleute sehen auf einen Blick, welche Hotels frei sind, wie viel die Zimmer kosten und wie zufrieden andere Gäste waren.
Die Schweizer Hoteliers aber ärgern sich trotz der vielen Buchungen aus aller Welt über Booking.com: Sie zahlen dem niederländischen Unternehmen in der Regel Vermittlungsgebühren zwischen 12 und 20 Prozent. Den Hotels ist es laut Vertrag untersagt, auf ihrer Website günstigere Preise anzubieten als auf Booking.com. Deshalb verlangt der Hotelierverband vom Parlament ein neues Gesetz, das solche Vertragsklauseln verbietet. Der Ständerat unterstützte letzte Woche den Vorstoss des Solothurner CVP-Ständerats Pirmin Bischof.
Niemand aber verbietet es den Schweizer Hoteliers, eine eigene Reservationsplattform auf die Beine zu stellen. Der Walliser Hotelierverein hat gehandelt. Er betreibt die Buchungsplattform Booking-valais.ch. Walliser Hotels können dort ihre Angebote aufschalten. Sie bezahlen keine Vermittlungsgebühren. 2016 erzielten sie dort mit Buchungen über 30 Millionen Franken Umsatz.
Hoteliers sparten 1 Million Franken, Gäste keinen Rappen
Auf diese Weise sparten die Walliser Hoteliers im letzten Jahr über 1 Million Franken an Vermittlungsgebühren und Kosten. Nur: Die Kunden haben nichts davon. Die Zimmerpreise auf Booking-valais.ch sind nicht günstiger als auf Booking.com, obwohl für die Hoteliers keine Vermittlungsgebühren anfallen. Das ergab eine saldo-Stichprobe bei 40 Hotels. Markus Schmid, Chef der Booking-Valais AG, rechtfertigt diese Preispolitik: Der Mehrertrag sei «wegen dem starken Preisdruck und den hohen, steigenden Kosten dringend notwendig». Anderer Meinung ist der Briger Hotelier und Ex-Nationalrat Peter Bodenmann: «Mittelfristig müssen die Vermittlungsgebühren der Buchungsplattformen im Interesse aller sinken.»
Immerhin: Der Walliser Hotelierverein ist weiter als das Swiss Travel Center STC. Das Unternehmen gehört zu je einem Drittel Schweiz Tourismus, den SBB und dem Schweizerischen Hotelierverein. STC startete vor drei Jahren mit einer eigenen Buchungsmaschine und verlangt Vermittlungsgebühren von 10 Prozent. Die Plattform ist ein gigantischer Misserfolg: Ihr Marktanteil bewegt sich um mickrige 1,5 Prozent. «Zu viele Hoteliers sind Einzelkämpfer», erklärt die Graubündner SP-Nationalrätin Silva Semadeni. Hotelier Bodenmann kritisiert, dass Tourismusorganisationen und Hoteliers Werbegelder einseitig einsetzen. Statt Betten und andere Leistungen über ein potentes Buchungsportal zu verkaufen, betreibe Schweiz Tourismus vor allem teure Image-Werbung.
So buchen Sie am günstigsten
Hotelgäste fahren am günstigsten, wenn sie sich zuerst bei Booking.com über die freien Zimmer und Preise informieren und dann beim Hotel ihrer Wahl telefonisch einen tieferen Preis aushandeln (saldo 14/2015). Denn die Hoteliers sparen bis zu 20 Prozent Buchungsprovision, wenn sie ein Zimmer direkt verkaufen. Einen Teil dieser Ersparnis können Sie an
die Direktbucher weitergeben.