Bei heftigem Regen oder Schneematsch ist es angenehm, wenn die Leder- oder Sportschuhe dicht halten und kein Wasser eindringt. Deshalb greifen Konsumenten regelmässig zur Spraydose und imprägnieren ihr Schuhwerk. Die Sprays eignen sich für Schuhe sowie Jacken, Taschen, Rucksäcke, Hüte und Sportbekleidung.
saldo wollte wissen, wie gut die Sprays wirken und ob sie Kleinstpartikel enthalten, welche die Atemwege belasten können. Für den Test ausgewählt wurden Universal-Imprägnierer, die sich für Leder und Stoffe eignen. Eine Ausnahme stellen die Produkte von Coop dar. Der Grossverteiler hat unter seiner Eigenmarke zwei Produkte im Sortiment, entweder für Textilien oder für Leder.
Fazit des Tests: Nur drei von zehn Imprägniersprays erhalten das Gesamturteil «gut»: Coop Imprägnierungsspray Textilien, K2R Imprägnierer und Coop Imprägnierungsspray Glatt- und Wildleder.
Genügend war Collonil Nanopro. Alle anderen Produkte im Test schnitten ungenügend ab. Dies, weil ihre Imprägnierwirkung lediglich genügend ist und sie zudem lungengängige Partikel enthalten.
Fünf Sprays bei Leder mit ungenügender Note
Der Test hat aufgezeigt, dass die Mittel nicht auf allen Materialien die gleich gute wasserabweisende Wirkung haben. Bei Polyester sind der Coop-Imprägnierspray Textilien und K2R top: Bei diesen beiden Sprays perlte das Wasser tadellos vom behandelten Stoffstück ab.
Auch beim Leder gibt es einen klaren Favoriten im Testfeld. Der Coop-Imprägnierungsspray Glatt- und Wildleder schaffte es am besten, das Wasser rückstandsfrei von einem Lederfaser-Material abperlen zu lassen.
Fünf Sprays im Test schafften es bei diesem Prüfpunkt hingegen nicht auf eine genügende Note: Dosenbach Universalimprägnierer, Woly Protector 3 x 3, Rapi Aqua Stop, Bama Power Protector und Kiwi Aquastop.
Bei diesen Imprägnierern perlte das Wasser nicht einwandfrei vom Lederfaser-Material ab, sondern benetzte einen Grossteil der Oberfläche.
Wer dünne Regenjacken imprägnieren will, wählt am besten ein Imprägniermittel, welches das Wasser nicht nur abweist, sondern möglichst nicht durchlässt.
Bei der Wasserdichtigkeit schnei-det Coops Textilspray am besten ab: Er erreichte als einziger eine sehr gute Teilnote, weil nur 3 Prozent des Wassers, mit welchem die Probe beregnet wurde, durch das Textil gedrungen war.
So praktisch Sprays in der Anwendung sind, so belastend können sie für die Lunge sein. Denn ihr Sprühnebel enthält Kleinstpartikel. Solche Teilchen, die kleiner als 10 Mikrometer sind, können in die Lunge gelangen und dort Entzündungen auslösen.
Die Folge davon sind Husten und Auswurf. Bei empfindlichen Menschen kann es zu einer Verengung der Atemwege und in der Folge zu Atemnot kommen. Karl Klingler, Facharzt für Lungenkrankheiten am Lungenzentrum Hirslanden, rät deshalb aus gesundheitlichen Gründen davon ab, Sprays zu gebrauchen.
Lungengängige Partikel: Höchster Anteil beim Kiwi Aquastop
Der Anteil an lungengängigen Partikeln bei den getesteten Sprays ist sehr unterschiedlich. Mit 1,7 Prozent enthält der K2R-Imprägnierer vergleichsweise wenig Kleinstpartikel, welche in die Atemwege gelangen können.
Die Imprägnierer von Dosenbach und Woly enthalten rund 2 Prozent dieser Kleinteilchen. Den grössten Anteil fand das Labor im Kiwi Aqua Stop: Dieser Imprägnierspray besteht zu über 15 Prozent aus Partikeln, die so klein sind, dass sie in die Atemwege gelangen können.
Das Bundesamt für Gesundheit hat Empfehlungen herausgegeben, welche die Risiken bei der Anwendung von Imprägnierungssprays verringern sollten. Die Behörde empfiehlt den Herstellern, darauf zu achten, dass der Anteil an lungengängigen Partikeln nicht mehr als 1 Prozent beträgt.
saldo hat die Hersteller mit den Ergebnissen des Tests konfrontiert. Steve Schennach, Pressesprecher von Dosenbach-Ochsner, schreibt, dass eigene Tests bei der Wirksamkeit bessere Ergebnisse geliefert hätten. Zudem liege ein Test vor, der eine inhalationstoxische Gefährdung ausschliesse.
Auch Melvo GmbH, die Herstellerfirma von Woly, schreibt, dass der Spray in jedem Fall sicher in der Verwendung sei. Zudem gelange ab April das Nachfolgeprodukt in den Handel, welches aus grösseren Teilchen bestehe.
Julia Schwenker von Sara Lee, welche Bama und Kiwi in der Schweiz vertreibt, schreibt, dass der Imprägnierwirkstoff in Tests keine dauerhaft gesundheitsschädigende Wirkung gezeigt habe.
Migros-Pressesprecher Urs Peter Naef erklärt, dass der Rapi-Imprägnierer bei eigenen Tests auf Leder bessere Ergebnisse erzielt habe und dass die Rezeptur derzeit überarbeitet werde, unter anderem mit dem Ziel, die Menge an Kleinstpartikeln zu senken.
Auch Coop ändert die Rezeptur der beiden Sprays. Momentan sind die getesteten Imprägnierer in den Coop-Filialen noch erhältlich, sie werden in den kommenden Wochen durch die neuen Produkte ersetzt.
Zu erkennen sind die getesteten Sprays an der Farbe ihrer Düse: Beim Textil-Imprägnierer ist die bisherige Version schwarz, beim Leder-Imprägnierer blau. Bei den neuen Produkten ist die Düse gelb und rot eingefärbt.
Alternativen: Es geht ohne Sprühnebel
Die feinen Partikel von Sprays belasten die Atemorgane. Wer die Gesundheit schonen möchte, kann zu Imprägniermitteln in Form von Schaum oder als Flüssigkeit greifen. Im Handel sind verschiedene Produkte für Leder und (atmungsaktive) Textilien. Speziell für Schuhe sind auch Creme-Imprägniermittel erhältlich.
Für Textilien geeignet sind die sogenannten Wash-ins. Man gibt sie anstelle des Waschmittels in die Waschmaschine und wäscht sie in die Textilien ein. saldo hat eines der meistverkauften Wash-ins, Nikwax TX.Direct, ebenfalls ins Labor geschickt.
Bei der wasserabweisenden Wirkung auf Polyester-Material erreicht Nikwax TX.Direct die Note «genügend». Punkto Wasserdichtigkeit gehört er sogar zu den Besten im Test. Bei der schmutzabweisenden Wirkung auf Polyester ist er genügend, bei der Ölbeständigkeit jedoch ungenügend. Fazit: Die Imprägnierwirkung von Nikwax TX.Direct ist durchschnittlich.
Das Produkt kostet Fr. 19.90 (300 ml) und ist erhältlich bei SportXX, Athleticum, Ochsner Sport und im Outdoor-Fachhandel. Das Imprägniermittel eignet sich für technische Textilien wie Gore-Tex, Sympatex oder Ähnliches.
So wurde getestet
Die Hohenstein Laboratories in Bönnigheim (D) untersuchten im Auftrag von saldo die Imprägnierwirkung der Sprays.
- Wasserabweisende Wirkung: Bei diesem Test werden 2,5 Deziliter Wasser aus einer Sprühdüse (ähnlich einer Giesskanne) auf die Prüftextilien gegossen.
Diese liegen dabei in einem Winkel von 45 Grad unter dem Sprühkopf. Danach wird beurteilt, wie gut das Wasser abperlt. Wenn das Wasser rückstandsfrei abperlt, ergibt dies eine sehr gute Beurteilung.
Bleibt die Oberfläche aber benetzt, hat dies eine ungenügende Note zur Folge. Um zu prüfen, ob die Imprägnierwirkung auch dauerhaft ist, wurde der Vorgang fünf Mal wiederholt. Als Prüftextilien wurde Lederfaser-Material und Polyester verwendet.
- Wasserdichtigkeit: Bei dieser Prüfung wird Stoff auf einen Becher gespannt und innerhalb von 5 Minuten mit 4 Deziliter Wasser beregnet. Die Stärke entspricht einem kräftigen Landregen.
Zusätzlich simuliert der Test die reale Tragsituation, indem der Stoff von der Innenseite des Bechers mit einer speziellen Vorrichtung mechanisch beansprucht wird. Zum Ende der Prüfung wird gemessen, wie viel Wasser durch den Stoff gedrungen ist. Als Prüftextil verwendet wurde Polyester.
- Ölabweisende Wirkung: Wie gut die imprägnierten Textilien Öl abweisen, prüften die Experten mit Hilfe von speziellen Flüssigkeiten. Bei den Flüssigkeiten wurde die Oberflächenspannung variiert – je geringer diese ist, desto eher kann die Flüssigkeit in den Stoff eindringen.
Begonnen wurde die Prüfserie mit einer «unproblematischen» Flüssigkeit, danach folgte die nächste, schwierigere Stufe. Der Test gilt als bestanden, wenn die Tropfen nach 30 Sekunden noch eine rundliche Form aufweisen.
Sie sollten nicht an den Rändern verlaufen oder ins Textil einziehen. Durchgeführt wurde dieser Test auf Lederfaser-Material, Baumwolle und Polyester.
- Schmutzabweisende Wirkung: Schlamm, Sonnenmilch und Ketchup – diese Flecken haben die Laborexperten nach dem Imprägnieren auf die Textilien aufgebracht. Dort verblieben sie für 30 Sekunden, danach wurden sie mit einem Messer abgehoben und die Stelle wurde mit einem feuchten Vliestuch nachgewischt.
Danach wurden die Proben getrocknet und die Experten beurteilten, ob und wie stark die Flecken noch sichtbar waren. Durchgeführt wurde dieser Test auf Lederfaser-Material, Baumwolle und Polyester.
- Anteil lungengängige Partikel: Die Ingenieurgesellschaft Wori im deutschen Bobritzsch untersuchte die Tröpfchengrösse der Imprägniersprays. Mit einem laseroptischen Verfahren ermittelten die Techniker die Grösse der Partikel.
Gemessen wurde in 15 Zentimeter Entfernung von der Düse. Lungengängig sind die Partikel mit einem Durchmesser von 10 Mikrometer oder kleiner.