Kinderschutz mit Lücken
Kinder erhalten im Internet, etwa auf Facebook, auch unseriöse Angebote. Schutzprogramme sollen das verhindern. Ein Praxistest des K-Tipp zeigt: Im besten Fall werden Eltern gewarnt.
Inhalt
K-Tipp 17/2011
14.10.2011
Letzte Aktualisierung:
25.10.2011
Christian Birmele
Noa ist elf Jahre alt. Er ist täglich auf Facebook – wie alle seine Kollegen. Doch eines Tages schickt ihm Facebook-Freund Hans einen eigenartigen Facebook-Link. Dieser führt zu einem Nazi-Video auf der Video-Plattform Youtube. Und es kommt noch schlimmer: Wenig später beschimpft ihn ein Wildfremder als «Idioten» und «Tubbel». Zum Schluss erhält er von einem anderen Facebook-Freund eindeutige sexuelle Angebote.
Noa gibt es nicht wir...
Noa ist elf Jahre alt. Er ist täglich auf Facebook – wie alle seine Kollegen. Doch eines Tages schickt ihm Facebook-Freund Hans einen eigenartigen Facebook-Link. Dieser führt zu einem Nazi-Video auf der Video-Plattform Youtube. Und es kommt noch schlimmer: Wenig später beschimpft ihn ein Wildfremder als «Idioten» und «Tubbel». Zum Schluss erhält er von einem anderen Facebook-Freund eindeutige sexuelle Angebote.
Noa gibt es nicht wirklich. Das Ganze war Teil eines K-Tipp-Praxistests mit Kindeschutzprogrammen. Dafür wurden unter falschem Namen fünf Facebook- Konten eingerichtet sowie Schutzprogramme installiert. Schliesslich wurde Noa mit Links, Bildern sowie Sex- und Gewaltvideos eingedeckt.
Getestet wurden bekannte Sicherheitsprogramme: «Norton 360» von Symantec, «Pure Total Security» von Kaspersky, «Socialguard» von Zonealarm und «Family Safety» von AVG (Details siehe Kasten). Alle vier versprechen, problematische Inhalte entweder zu blockieren oder die Eltern per E-Mail zu warnen. Einige Programme stellen sogar spezielle Internetseiten zur Verfügung: Dort können sich Eltern einloggen, das Schutzprogramm fernsteuern und die Aktivitäten des Kindes überwachen.
Bei Schweizerdeutsch versagen Programme
Resultat des Praxistests: Kein Programm kann ein Kind wie Noa wirksam schützen. Grund: Sobald die Übeltäter in Schweizerdeutsch schrieben, versagte das Programm. Wörter wie «Tubbel» und «Schissdräck» wurden den Eltern nicht gemeldet.
Bei «Zonealarm» heisst es: «Wir arbeiten an einer Verbesserung der Wort-Erkennung.» Etwas besser klappte die Warnung bei hochdeutschen Begriffen: So erkannte zum Beispiel «Socialguard» eindeutig sexuelle Angebote und warnte die Eltern.
Auch das Blockieren problematischer Websites funktioniert längst nicht immer. Zwar wurden Links zum Beispiel auf www.playboy.com und einschlägige Pornoseiten verhindert, aber ein anzügliches «Blick»-Video oder einen Nazi-Film auf Youtube konnte Noa problemlos anschauen.
Tipps: Professionelle Hilfe zum richtigen Umgang mit Facebook & Co. finden Eltern und Kinder unter 147.ch (Pro Juventute), Schaugenau.ch (Stadt Zürich) und Jugendschutz.net (EU-Kommission).
Programme mit Kinderschutz: Die Vor- und Nachteile
Symantec Norton 360 mit Norton Online Family
Preis: Fr. 109.90 bei Norton.ch (inkl. Virenschutz und Firewall)
-> Tipp: Den Kinderschutz allein gibts auch kostenlos unter www.OnlineFamily.Norton.com.
Vorteile:
- Einfach einzurichten und zu bedienen
- Alle Funktionen sind auch via Internet nutzbar
Nachteile:
- Reagiert nicht auf schweizerdeutsche Wörter
- Unzureichende Filterung von Gewalt-Inhalten
Kaspersky Pure Total Security
Preis: Fr. 109.– bei Kaspersky.ch (inkl. Virenschutz und Firewall)
Vorteile:
- Ausführliche Aufzeichnung des Surfverhaltens
Nachteile:
- Blockierfunktion ist unzureichend
- Reagiert nicht auf schweizerdeutsche Wörter
- Den Kinderschutz einzurichten, ist kompliziert
Zonealarm Socialguard
Preis: rund Fr. 24.– bei Zonealarm.de
Vorteile:
- Einfach einzurichten und zu bedienen
- Eltern werden schnell gewarnt
Nachteile:
- Nur mit Facebook kompatibel
- Reagiert nicht auf schweizerdeutsche Wörter
AVG Family Safety
Preis: rund Fr. 18.– bei AVG.de
Vorteile:
- Alle Funktionen auch via Internet nutzbar
Nachteile:
- Reagiert nicht auf schweizerdeutsche Wörter
- Den Kinderschutz einzurichten, ist kompliziert
- Unzuverlässige Warnungen für die Eltern