Popcorn und Kino – das gehört für viele Filmfans zusammen. Doch ein Test zeigt: Auch gesalzenes Popcorn ist kein kalorienarmer Genuss. Der Gesundheitstipp hatte in zehn Schweizer Kinos frisches Popcorn gekauft und im Labor untersuchen lassen. Zum Vergleich analysierte das Labor auch zwei Produkte von Grossverteilern. Das Resultat: Alle Proben enthalten zu viel Fett. Zudem verwenden die meisten Kinobetreiber ungesunde Ölsorten: Der Gehalt an gesättigten Fettsäuren ist zu hoch.
1400 Kilokalorien im Mega-Becher des «Kiwi»
Am meisten Fett enthält das Popcorn des Winterthurer Kinos Kiwi Center: Das Labor mass einen Fettanteil von mehr als 30 Prozent (siehe Tabelle). Das sei zu viel, sagt Ernährungsfachfrau Carine Buhmann: «Vor allem, wenn Kinobesucher einen grossen Becher voll konsumieren.» Tatsächlich bietet das Kino Kiwi nicht nur das fettigste Popcorn an, sondern auch die grössten Becher: 280 Gramm Popcorn haben darin Platz. Buhmann rechnet vor: «Mit einer solchen Portion nimmt man 90 Gramm Fett zu sich. Das ist mehr als der tägliche Fettbedarf einer jungen Frau.» Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, ein Snack für Kinder solle maximal 7 Gramm Fett enthalten. Der Winterthurer Mega-Becher enthält die zwölffache Menge und rund 1400 Kilokalorien. Doch selbst im viel kleineren Becher, den das Basler Kino Pathé Küchlin anbietet, nimmt man noch immer 540 Kilokalorien zu sich.
Der Fettanteil der meisten untersuchten Popcorn-Proben liegt zwischen 20 und 25 Prozent. Das gilt auch für die Fertigprodukte M Classic Popcorn von der Migros und Qualité & Prix Popcorn von Coop. Präventivmediziner David Fäh von der Uni Zürich sagt: «Für schlanke, sportliche Menschen ist das kein Problem.» Viele Menschen seien aber übergewichtig und hätten zu wenig Bewegung: «Ihnen würde weniger Fett im Essen gut tun.» Im Kino schaue man ja auf die Leinwand, nehme die Kalorien sozusagen unbewusst ein. Und deshalb esse man eher mehr als während einer normalen Mahlzeit, gibt David Fäh zu bedenken.
Aus diesem Grund schlägt der Präventivmediziner vor, dass Kinobesitzer den Fettgehalt des Popcorns schrittweise auf 10 Prozent oder weniger reduzieren.
«Im Kino besser auf Snacks verzichten»
Der Labortest zeigt zudem, dass Popcorn nicht nur zu viel Fett enthält, sondern auch ungesunde Fettsorten – nämlich überwiegend gesättigte Fettsäuren. Den höchsten Anteil fand das Labor wieder im Popcorn des Winterthurer Kiwi: 23,5 Prozent gesättigte Fettsäuren.
Ernährungsfachfrau Buhmann erklärt: «Ein zu hoher Konsum an gesättigten Fettsäuren ist ein Risikofaktor für Herzinfarkt oder Schlaganfall.» Gesättigte Fettsäuren stecken z. B. im Kokos- und Palmfett.
Dass es gesünder geht, beweist das Kino Youcinema in Olten SO: Sein Popcorn enthält nur 7,6 Prozent gesättigte Fettsäuren. Sogar nur 1,8 Prozent davon fand das Labor im Qualité & Prix Popcorn von Coop.
Trotz des zu hohen Fettgehalts spreche nichts dagegen, ab und zu Popcorn zu essen, sagt David Fäh: «Im Kino würde ich aber ohnehin auf Snacks verzichten.» Es sei eine schlechte Angewohnheit, neben einer anderen Beschäftigung etwas zu essen. Auch Carine Buhmann empfiehlt: «Man sollte verpflegt ins Kino gehen, dann hat man keinen Hunger.»
Wer fettarmes Popcorn wünscht, kann es selber herstellen. David Fäh sagt: «Ich kaufe nie fertiges Popcorn, sondern bereite es im Mikrowellenofen zu.» Dass es möglich ist, Popcorn mit wenig Fett zuzubereiten, zeigt das Migros-Popcorn Léger für die Mikrowelle: Es enthält nur 10 Prozent Fett. David Fäh sagt: «Mehr Fett ist nicht nötig.»
Zur Kritik der Fachleute sagt ein Sprecher des Winterthurer Kinos Kiwi: «Wir sind überrascht, dass der Test einen so hohen Fettgehalt ergeben hat.» Der Fettanteil sei von der Popcorn-Maschine vorgegeben, das Personal könne ihn nicht ändern. Die Kunden hätten nie reklamiert. «Wir werden den Hersteller aber fragen, ob es möglich ist, den Fettgehalt zu reduzieren.»
Kinos prüfen, ob es auch mit weniger Fett geht
Der Direktor des Basler Kinos Pathé Küchlin behauptet, ein Fettanteil von 23 Prozent ergebe das beste Popcorn. Dennoch will Pathé Küchlin prüfen, ob es mit weniger Fett hergestellt werden kann. Auch die Kinos Ideal in Aarau und Pathé Westside in Bern wollen die Hersteller der Maschinen fragen, ob es möglich ist, das Popcorn-Rezept zu ändern. Das Oltner Youcinema schreibt: «Das Popcorn wird von unseren Gästen sehr geschätzt.» Die Kinos Arena, Corso, Lux, Rex und Trafo nahmen nicht Stellung zu den Testresultaten.
Eine Migros-Sprecherin erklärt: «Das Salz wird mit einem Pflanzenöl gemischt, damit es am Popcorn kleben bleibt. Mit geringeren Öl-mengen könnten wir das Salz nicht mehr auftragen.» Ungesättigte Fettsäuren würden schneller ranzig. Coop sagt, der Fettgehalt des Popcorns liege «im normalen Bereich».