Frauen verbringen pro Tag im Schnitt 18 Minuten auf der Toilette, Männer 3 Minuten weniger. Das ergibt rund 90 bis 110 Stunden pro Jahr, hat das Marktforschungsunternehmen GfK errechnet. Auch sonst gibt es auf dem stillen Örtchen Unterschiede: Romands und Amerikaner zerknüllen das Papier vor dem Benutzen. Deutschschweizer hingegen sind «Falter». Diese bevorzugen reissfestes und weiches Papier, während für «Zerknüller» die Weichheit im Vordergrund steht.
In «Saldo»- und K-Tipp-Tests in den Jahren 2002 und 2007 hatten vor allem Recycling-Papiere Probleme mit der Weichheit. Andererseits waren die Weichen aus frischem Papier oft zu wenig reissfest.
Und wie stehts um die Qualität von WC-Papier heute? Der K-Tipp hat die 14 meistverkauften dreilagigen WC-Papiere ins Prüfinstitut Testex geschickt. Es untersuchte die Produkte auf Weichheit, Reissfestigkeit, Saugfähigkeit, Perforation und Hautfreundlichkeit (siehe Kasten «So wurde getestet», Seite 17).
Das Fazit des Tests: Noch immer sind die weichsten Papiere nicht die reissfestesten – und umgekehrt. Insgesamt sind die Recycling-Produkte aber weicher geworden, und im Vergleich zu früheren Tests erreichten mehr Produkte die Gesamtnote gut oder genügend. Darunter auch günstige Produkte wie Lovely von Spar, Solo Soft von Aldi, Floralys von Lidl und Prix Garantie von Coop.
Gute Produkte von Aldi, Lidl und Coop kosten nur 1 Rappen pro Meter. Bei den teuersten Papieren sind es 4 bis 5 Rappen.
Das beste Resultat erreicht Tempo, ein Produkt aus 100 Prozent frischem Zellstoff. Es ist das einzige WC-Papier mit der Gesamtnote «sehr gut». Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit dem Gesamturteil «gut» Lovely und Solo Soft – beides Papiere aus 100 Prozent Recycling-Fasern und beide günstiger als der Testsieger.
Geringe Differenzen bei den Besten
Die Unterschiede bei den drei Bestklassierten sind klein: Das Aldi-Produkt war zwar als einziges Papier sehr weich und reissfest, dafür aber weniger saugfähig als Tempo und Lovely. Mit Gesamtnoten von 5,1 bis 4,8 ebenfalls gut sind die Papiere Floralys von Lidl, das Toilettenpapier Kamille von Hakle, Prix Garantie von Coop sowie Soft Star von Drogerie Müller. Genügend sind Danke von der SCA, das Volg-Familienpreis-Toilettenpapier, Oecoplan von Coop, Royal Comfort von der Landi, M-Budget von der Migros und das Recycling-Toilettenpapier von Denner. Wasser saugten zwar auch die drei letztgenannten Papiere gut auf, aber sie fühlten sich auf der Haut der Testpersonen klar am rauhesten an. Bei Danke, Soft Star und Floralys hatten die Probanden Mühe, das erste Blatt zu lösen, was besonders nervig ist, wenn die Zeit drängt.
Daneben hat das Prüflabor die Papiere auch auf heikle Inhaltsstoffe überprüft und den pH-Wert gemessen. Er zeigt an, wie hautfreundlich ein Papier ist. Der Säureschutzmantel der Haut verfügt über einen pH-Wert von 5 bis 6. Als pH-neutral gilt der Wert 7. Darüber liegende Werte sind alkalisch. Seifen zum Beispiel sind alkalisch und trocknen darum die Haut aus. Im Test liegen alle Papiere über dem Wert 7. Tempo und Soft Star sind noch am hautfreundlichsten. Beim Volg-Papier mass das Labor einen pH-Wert von 9,1.
Abzüge gab es, wenn in den Papieren das hormonaktive Bisphenol A (BPA) oder optische Aufheller festgestellt wurden (siehe Kasten Seite 15).
Beide Stoffe gelangen über die Recycling-Fasern ins WC-Papier. Die Hersteller kennen das Problem, haben aber noch keine Methode, mit der sich BPA-haltiges Altpapier komplett aus dem Recycling-Papier herausfiltern liesse. Der Test der WC-Papiere auf Bisphenol A wurde separat vom deutschen Prüflabor Eurofins durchgeführt.
Tempo und Floralys ohne heikle Stoffe
Gut zu wissen: Lediglich im Testsieger Tempo und im Papier Floralys sind weder BPA noch optische Aufheller enthalten.
Die Hersteller Royal Trading, SCA Hygiene Products, Kimberly-Clark und Coop weisen darauf hin, dass immer ein Kompromiss zwischen Festigkeit und Weichheit gefunden werden müsse. Coop-Presseprecher Urs Meier nennt ein konkretes Beispiel: «Oecoplan beispielsweise ist im Test weicher und saugfähiger, aber weniger reissfest als Prix Garantie.» Aldi und Volg kritisieren die Prüfmethode, mit der die Saugfähigkeit gemessen wurde. Fest steht: Die K-Tipp-Prüfmethode basiert auf der anerkannten Testnorm. Aldi und Volg erklären die hohen pH-Werte damit, dass alkalisches WC-Papier beständiger sei. Denner-Sprecherin Grazia Grassi sagt: «Abklärungen mit dem Lieferanten haben ergeben, dass der im Test gemessene pH-Wert nicht nachvollziehbar ist.» Denner-Recyclingpapier werde bei nahezu neutralem pH-Wert auf den Papiermaschinen hergestellt.
Heikle Stoffe im WC-Papier
Bisphenol A: Der Weichmacher Bisphenol A (BPA) kann hormonartig wirken. Der Schadstoff steckt in Kunststoffen und Druckerzeugnissen wie zum Beispiel auf Kassenzetteln aus Thermopapier. Über das Recycling gelangt BPA auch ins WC-Papier, von dort in Kanalisation und Gewässer.
Der Stoff steht im Verdacht, das Erbgut zu schädigen. Die Wirkungsweise von BPA ist laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung aber umstritten.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat die tolerierbare Menge, die man pro Tag aufnehmen darf, auf 0,05 Milligramm (mg) pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Ein 80 Kilo schwerer Mann könnte also pro Tag 4 mg Bisphenol A aufnehmen. Die Menge, die man beim Toilettengang über die Haut aufnimmt, dürfte jedoch wesentlich tiefer liegen.
Aufheller: Die in vielen WC-Papieren enthaltenen optischen Aufheller sind im Wasser schlecht abbaubar.
Klar ist: Weichmacher und Aufheller sind nicht nötig, um reissfestes und weiches WC-Papier herzustellen.
So wurde getestet
Materialbeschaffenheit: 20 Probanden überprüften mit ihren Händen die Weichheit der Toilettenpapiere.
Abrollfähigkeit: Löst sich das erste Blatt einer Rolle nicht einfach ab, hat man schnell Papier verschwendet.
Reissfestigkeit: An den in eine Maschine eingespannten Blättern massen die Tester die Zugkraft, welche sie in trockenem Zustand aushalten können.
Abreissqualität: Unter dem Prüfpunkt Perforation massen die Tester, welche Kraft nötig ist, um die Blätter unversehrt abzureissen.
Saugfähigkeit: Das WC-Papier wurde in einen Korb gegeben und dieser dann in Wasser getaucht. Vorher und nachher massen die Tester das Gewicht des Papiers. So lässt sich feststellen, wie viel Wasser das Papier aufnehmen kann.
Hautfreundlichkeit: Der pH-Wert der Haut liegt im Bereich von 5 bis 6. Als neutral gelten Werte um 7. Gemessen wurde der pH-Wert des Papiers in Wasser.