Made in Asia, verschleiert in der Schweiz
Wer den Dämpfeinsatz der Schweizer Pfannenfirma Kuhn Rikon AG kauft, kauft kein Schweizer Produkt. Doch die Verpackung verschleiert das geschickt.
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K-Tipp 2/2004
28.01.2004
Gery Schwager - gschwager@ktipp.ch
Die «Pfannen-Trophy» von Coop gab zu reden. Nicht nur, weil sie Schnäppchen-Jäger zu Tausenden zum Kauf verführte. Sondern auch, weil die für diese Aktion bereitgestellten Pfannen der Marke «Sigg Switzerland» in Tat und Wahrheit aus China stammten (siehe K-Tipp 18/03).
Lieferantin Kuhn Rikon, seit 1998 im Besitz der Marke «Sigg Switzerland» für Kochgeschirr, hatte sich aus Kapazitätsgründen gezwungen gesehen, die Pfannen im Reich der Mitte produzieren zu lassen. Das w...
Die «Pfannen-Trophy» von Coop gab zu reden. Nicht nur, weil sie Schnäppchen-Jäger zu Tausenden zum Kauf verführte. Sondern auch, weil die für diese Aktion bereitgestellten Pfannen der Marke «Sigg Switzerland» in Tat und Wahrheit aus China stammten (siehe K-Tipp 18/03).
Lieferantin Kuhn Rikon, seit 1998 im Besitz der Marke «Sigg Switzerland» für Kochgeschirr, hatte sich aus Kapazitätsgründen gezwungen gesehen, die Pfannen im Reich der Mitte produzieren zu lassen. Das wurde natürlich nicht an die grosse Glocke gehängt. Doch aufmerksame Konsumentinnen und Konsumenten fandens trotzdem heraus: Ihnen entging der dezent auf der Verpackungsrückseite angebrachte Hinweis auf die chinesische Herkunft eben nicht.
Gar keine Freude an der ganzen Sache hatte die Sigg Switzerland AG. Die bekannte Alu-Trinkflaschen-Produzentin distanzierte sich vehement «von der unzulässigen Billigpreisaktion, die von der Kuhn Rikon AG mit Kochgeschirr "Made in China" unter der Traditionsmarke Sigg lanciert» worden sei. Inzwischen ist die Marke «Sigg Switzerland» von Kuhn Rikon wieder an Sigg zurückgefallen.
Ärger provoziert hat Kuhn Rikon aber auch mit einem Gemüse-Dämpfeinsatz, den die Firma unter ihrem eigenen Namen vertreibt. «Auf der Verpackung prangt gross das Logo "Kuhn Rikon Switzerland" inklusive Schweizer Kreuz. Zudem ist der völlig uninteressante Vermerk "Printed in Switzerland" zu finden, der sich wohl auf die Bedruckung des Kartons bezieht», kritisiert Adolf Grollmann aus Oberuzwil SG. «Dass der Dämpfeinsatz aber aus Asien stammt, steht nirgends.»
Stefan Szabo, Markenrechtsexperte am Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum, kann Grollmanns Ärger verstehen. Eine Herkunftsdeklaration sei bei gewerblich-industriellen Gütern zwar nicht vorgeschrieben. «Wenn aber wie hier die Marke "Kuhn Rikon Switzerland" und das Schweizer Kreuz aufgedruckt sind, dann wird aus meiner Sicht mit dieser Aufmachung schon der Eindruck erweckt, dass es sich um ein Schweizer Produkt handle.»
Ob Kuhn Rikon damit gegen das Markenschutzgesetz verstösst, müssten laut Szabo letztlich die dafür zuständigen kantonalen Gerichtsbehörden entscheiden. Laut Gesetz ist der Gebrauch einer Marke im Zusammenhang mit Waren fremder Herkunft unzulässig, wenn sich daraus eine Täuschungsgefahr ergibt.
Vom K-Tipp damit konfrontiert kündigt Kuhn-Rikon-VR-Präsident Wolfgang Auwärter an, man werde über die Bücher gehen. «Konsequenz ist», so Auwärter, «dass wir unsere Produkteauszeichnungen für Handelsartikel überarbeiten werden.»
Ob dabei auch der irreführende Vermerk «Printed in Switzerland» von der Verpackung des Dämpfeinsatzes verschwindet, lässt Auwärter aber offen.