Viele Frucht-Smoothies enthalten mehr Zucker als ein Cola – und nur gerade so viele gesunde Ballaststoffe wie ein Apfel. So das Ergebnis des K-Tipp-Tests. 15 Produkte wurden in einem spezialisierten Labor analysiert: fünf Säfte mit Mango, fünf mit Ananas/Banane und fünf mit Beeren. Frucht-Smoothies werden viel häufiger verkauft als Gemüsesäfte.
Die Experten untersuchten, ob die Fruchtsäfte künstliche Aromen enthalten und ob alle Früchte vorhanden sind, die auf der Zutatenliste stehen. Ausserdem, ob es in den Smoothies künstliche Konservierungsstoffe hat (siehe «So wurde getestet). Das Labor mass auch den Zuckergehalt und den Ballaststoffanteil.
Mit Joghurt wird Smoothie sämiger
Smoothies werden aus entkernten und geschälten Früchten produziert. Püree und Fruchtsaft werden nach dem Rezept des Herstellers gemischt und durch Erhitzen haltbar gemacht. Da nicht definiert ist, was ein solcher halbflüssiger Saft enthalten soll und darf, sind die Firmen frei in der Rezeptur. Manche Hersteller mischen auch Joghurt unter die Früchte, um die Smoothies sämiger zu machen.
Auf den Zutatenlisten dominieren Apfel-, Orangen- und Traubensaft sowie Bananenpüree. Auffällig: Alle Smoothies enthalten fast gleich viel Zucker und Ballaststoffe. Diese Produkte unterscheiden sich damit im Grunde nur in der Konsistenz von normalen Fruchtsäften.
Beispiel: Laut Etikette besteht der Ok.-Smoothie «Berries» von K-Kiosk aus 11 Brombeeren, 85 Blaubeeren, einer halben Banane, einer halben Orange und zweieinhalb Äpfeln. Würden alle Stoffe dieser Früchtemenge im Smoothie stecken, müsste er über 10 Gramm Pflanzenfasern – also Ballaststoffe – enthalten. Im Labor wurden aber nur rund 2,8 g gemessen. Das entspricht lediglich dem Ballaststoffgehalt eines ganzen Apfels mit Schale. Des Rätsels Lösung: Im Kleingedruckten auf der Etikette steht, dass der Anteil an den gesunden, ballaststoffreichen Beeren im «Berries»-Smoothie nur 26 Prozent beträgt. Der Rest besteht aus Apfel- und Orangensaft sowie Bananenpüree.
Ballaststoffe sind wichtig für die Gesundheit: Sie verlängern das Sättigungsgefühl und beeinflussen die Verdauung positiv. Es gilt zudem als wahrscheinlich, dass die Pflanzenfasern dazu beitragen, das Risiko für Herzkrankheiten und Bluthochdruck zu senken. Der international empfohlene Richtwert besagt, dass man pro Tag 30 g Ballaststoffe zu sich nehmen sollte. In der Schweiz beträgt der festgelegte Wert nur 23 g.
Viele Ballaststoffe in Naturaplan-Smoothie
Am meisten Ballaststoffe fand das Labor im Naturaplan «Bio Mango-Passionsfrucht»-Smoothie (Coop). Er liefert pro Viertelliter immerhin fast 4 g Nahrungsfasern – mit 30 g aber auch viel Zucker. In einem Liter Smoothie wären das 120 g Zucker.
Zum Vergleich: Ein Liter Coca-Cola enthält rund 105 g Zucker. Bei Multivitamin-Säften liegt der Zuckergehalt zwischen 90 und 100 g pro Liter. In einer reifen Banane stecken rund 20 g davon. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen maximalen Zuckerkonsum von 25 g pro Tag.
Pestizidspuren in zwei Produkten
Smoothies liefern zwar nur natürlichen Fruchtzucker – doch das macht die Sache nicht besser: Fruchtzucker ist nicht hochwertiger als Haushaltszucker. In flüssiger Form nimmt man vergleichsweise schnell zu viel Zucker auf. Deshalb sind Süss- und Fruchtsäfte als Durstlöscher ungeeignet.
Der «Rüebli & Mango»-Smoothie von Biotta Veggie enthielt mit 20 g am wenigsten Zucker. Damit erreichte er als einziges Produkt im Test gerade noch die Gesamtnote «gut».
Erfreulich: Alle Hersteller verwenden ausschliesslich natürliche Zutaten. Bei zwei Beeren-Smoothies fand der K-Tipp allerdings Spuren von mehreren Pestiziden. Diese Produkte wurden deshalb um eine halbe Note abgewertet.
Künstliche Aromen fand das Labor in keinem Produkt. Die K-Tipp-Analysen zeigen zudem, dass auch keine schweflige Säure beigefügt wurde. Dieser Konservierungsstoff sorgt dafür, dass pflanzliche Produkte ihre kräftige Farbe behalten.
«Von Natur aus hoher Zuckergehalt»
Fazit: Bei den getesteten Smoothies können die Konsumenten sicher sein, dass sämtliche auf der Zutatenliste erwähnten Früchte auch wirklich in der Flasche vorhanden sind.
Alle Hersteller betonen gegenüber dem K-Tipp, dass der Zucker in den Smoothies ausschliesslich aus den verarbeiteten Beeren und Früchten stammt.
Aldi schreibt zum Testergebnis, man werde den Zuckergehalt bei einer Rezepturanpassung nach unten korrigieren.
Laut Coop variiert der Zucker- und Ballaststoffgehalt je nach verwendeten Früchten.
Die Migros weist darauf hin, dass die gefundenen Pestizide im «Rote Beeren, Banane»-Smoothie von Anna’s Best weit unter den gesetzlichen Toleranzmengen liegen. Zum hohen Zuckergehalt schreibt die Migros: «Beide Varianten im Test enthalten Bananenpüree, das von Natur aus einen hohen Gehalt an Zucker hat.»
Auch Innocent verweist auf diesen Zusammenhang und bestätigt die gemessenen Zuckermengen.
Laut Lidl enthält der «Naturis»-Smoothie eine spezielle Ananassorte. Diese sei von Natur aus sehr süss und säurearm.
Ganz einfach: Smoothies selber herstellen
Durch das Schälen, Pressen, Pürieren und Erhitzen gehen in der Produktion wertvolle Pflanzenstoffe verloren. Aufgrund des hohen Zuckergehalts sollte man nicht mehr als einen Smoothie pro Tag trinken. Wer Früchte und Gemüse in flüssiger Form vorzieht, kann sich Smoothies mit einem Mixer und saisongerechten Zutaten auch leicht selbst herstellen.
Das ist zu beachten: Nur reife Früchte und Gemüse verwenden. Mit Bio-Früchten kann man Pestizide am ehesten meiden. Smoothie-Zutaten möglichst mit Schale verarbeiten, damit viele Pflanzenstoffe erhalten bleiben.
Die Zutaten über Nacht im Kühlschrank kühlen, Obst und Gemüse vor dem Mixen gründlich waschen. Smoothie bei Bedarf mit Eis oder Wasser verdünnen. Dann den Saft möglichst schnell trinken, damit möglichst wenig Vitamine verloren gehen.
So wurde getestet
In einem spezialisierten deutschen Labor suchten die Lebensmittel-Chemiker in den 15 Smoothies nach künstlichen Aromastoffen, mehreren hundert Pestiziden und schwefliger Säure. Letztere erhält die Farbe von Früchten, kann bei Allergikern zu Symptomen wie Kopfschmerzen und Übelkeit, aber auch zu Nesselfieber führen.
Positiv: Alle geprüften Smoothies sind frei von künstlichen Aromen und schwefliger Säure. Bei zwei Produkten fanden die Spezialisten Spuren von Pestiziden.
Im Labor wurde auch der Gehalt an Zucker und an gesunden Ballaststoffen gemessen. Es wurde zudem überprüft, ob die auf der Zutatenliste aufgeführten Früchte in den Säften enthalten sind.