Ende des letzten Jahres brannte ein Einfamilienhaus in Brugg AG komplett aus. Ursache: Eine Steckdosenleiste hatte sich von selbst entzündet. Dieses Problem zeigte sich schon 2011 in einem Test der Stiftung Warentest: Damals fielen 8 von 14 Steckleisten durch – zum Teil wegen starker Überhitzung. Die Zahlen der kantonalen Gebäudeversicherungen zeigen: Für etwa jeden dritten Haushaltsbrand sind elektrische Geräte verantwortlich – teils wegen schadhafter Steckerleisten.
Der K-Tipp wollte deshalb überprüfen, wie sicher, wie gut verarbeitet und wie alltagstauglich die aktuell in der Schweiz erhältlichen Mehrfachstecker sind. Ein deutsches Prüflabor untersuchte, wie stark sich die Leisten erhitzen, ob die Isolierstoffe Hitze und Feuer standhalten und ob die Produkte die Spannung halten. Ausserdem untersuchten die Laborexperten, ob alle Stecker nach einem Dauertest noch funktionieren (siehe «So wurde getestet» Unten).
Alle Leisten im Test feuerfest
Ergebnis: Keine der zehn getesteten Steckerleisten ging beim Kontakt mit grosser Hitze in Flammen auf. Das verwendete Material ist also feuerfest. Die Hälfte der Produkte bestand auch alle weiteren Sicherheitstests problemlos. Sie schnitten mit der Gesamtnote «sehr gut» ab – darunter waren auch zwei günstige Produkte: Für nur Fr. 4.50 gibt es die Leiste «Koppla» von Ikea und die Steckdosenleiste «II 3533» von Landi. Ebenfalls sehr gut, aber mindestens doppelt so teuer: «Safety Line» von Max Hauri, «Power-Easy» von Steffen und die Ayce-Leiste aus dem Jumbo. Das Ayce-Produkt kostet mit Fr. 19.95 mehr als viermal so viel wie die günstigen Produkte von Ikea und Landi (siehe Tabelle im PDF).
Die Laborexperten überprüften auch die Temperaturentwicklung der Produkte bei hohem Stromfluss: Messfühler registrierten die Temperatur an Kabeln, Kontakten und an der Verschalung der Leiste.
Resultat: Die teuren Produkte erwärmten sich vergleichsweise stark. So erhitzten sich die Kabel der Leiste von Schönenberger Electro auf über 100 Grad. Mit Fr. 23.95 ist diese Leiste die teuerste im Test. Auch «Swiss-Line Powerstrip» von Brennenstuhl für 12 Franken und «Variabl 6xT13» von Steffen für rund Fr. 20.– erhitzten sich bereits im Neuzustand sehr stark.
Nach 5000-mal Einstecken zeigten sich bei allen Steckerleisten deutliche Verschleissspuren: Die einzelnen Einsteckstellen waren zerkratzt, verbogen oder gar leicht schwarz. Dennoch: Alle Stecker funktionierten noch. Die Experten überprüften danach die Sicherheit aller Leisten nach dem Dauertest erneut: Wieder wurden diejenigen von Brennenstuhl, Schönenberger Electro und Steffen zu heiss. Auch die Leiste von Coop fiel beim Dauertest durch: Sie erhitzte sich auf rund 90 Grad.
Schönenberger-Hersteller Plastro Mayer verweist darauf, dass die Steckdosenleiste nach der gesetzlichen Sicherheitsnorm getestet worden «und dabei unauffällig» gewesen sei. Ausserdem schalte die Leiste bei zu hohem Stromfluss automatisch ab. Auch Elektrohändler Steffen sagt, eigene Tests hätten die Norm erfüllt. Dennoch werde das Produkt jetzt überarbeitet. Die Prüfkriterien des K-Tipp waren strenger als die offiziellen Normen.
Neun Produkte sind kindersicher
Kann eine Leiste die Spannung nicht konstant halten, kann es vorkommen, dass andere Teile zu stark unter Strom gesetzt werden – man spricht in solchen Fällen von Durchschlägen. Dies birgt ein Brandrisiko, kann aber auch angeschlossene Geräte beschädigen, weil diese mit zu hohem Stromfluss belastet werden. Es kam aber bei keiner Steckerleiste im Test zu Durchschlägen.
Übrigens: Haushalte mit Kindern sollten sich eine Steckdosenleiste mit sogenannten Shuttern kaufen. Diese Plastikplättli verhindern, dass Kinder zum Beispiel mit den Fingern oder einem Kugelschreiber unter Strom stehende Teile in der Leiste erreichen können. Im Test waren alle Leisten – bis auf das Schönenberger-Produkt – mit Shuttern ausgerüstet. Das Labor überprüfte auch, ob diese Kindersicherungen genug schützen: Keine Leiste fiel durch.
So wurde getestet
Elektrische Sicherheit
Die Experten überprüften, ob die Leisten die Spannung halten oder ob es in anderen Teilen zu Überlastungen kommt. Ausserdem untersuchten sie, wie stark sich die Mehrfachstecker erhitzen und ob das Material brandfest ist.
Dauertest
Eine Maschine steckte jede Dose 5000-mal ein. Danach überprüften die Fachleute, ob alle Stecker noch funktionieren. Und es wurden noch einmal die Sicherheitstests durchgeführt: Wie stark erhitzen sich die Leisten? Halten sie die Spannung? Bewertet wurden ausserdem die Verschleissspuren an den Leisten.
Handhabung
Bleiben die Stecker beim Ein- und Ausstecken hängen? Führen die Leisten bei ausgeschaltetem Kippschalter tatsächlich keinen Strom mehr? Und: Sind Teile, die unter Spannung stehen, mit dünnen Stäben erreichbar (Stromschlaggefahr)?
Tipps: Stromfresser gehören nicht an die Steckerleiste
Diese Sicherheitsvorkehrungen reduzieren die Brandgefahr: Nicht hintereinander stöpseln
Mehrere Steckerleisten hintereinander zu verbinden, birgt ein grosses Risiko. Denn die Strommenge summiert sich stark. So kann es einerseits an der Leiste selber, aber auch an der Wandsteckdose wegen Überhitzung brenzlig werden.
Stromfresser nur direkt an Wandsteckdosen anschliessen
Steckerleisten sollten in der Regel nicht mit mehr als 3500 Watt betrieben werden (die maximale Wattzahl ist meist auf der Rückseite der Leiste aufgedruckt). Waschmaschinen oder Heizlüfter überschreiten oft allein schon die maximale Wattzahl. Sie sollten daher direkt an der Wandsteckdose eingesteckt sein. Auch der gleichzeitige Betrieb eines Toasters und einer Kaffeemaschine an der gleichen Leiste kann diese überfordern.
Wasser meiden
Möglichst keine Leisten oder andere elektrischen Geräte in der Nähe von Dusche, Badewanne oder Lavabo installieren. Der Kontakt mit Wasser kann zu Kurzschlüssen führen. Für Aussenbereiche oder feuchte Räume gibt es spezielle Steckdosenleisten, sogenannte Feuchtraumleisten.
Regelmässig kontrollieren
Sitzen die Stecker locker, fühlt sich die Leiste bei normalem Gebrauch heiss an oder ist äusserlich beschädigt, sollte man einen neuen Mehrfachstecker kaufen.