Es gibt Kühe, die nur frisches Gras und Heu zum Fressen erhalten. Und es gibt Kühe, denen die Bauern auch vergärtes Gras aus dem Silo füttern. Bei Kühen, die ausschliesslich Frischfutter erhalten, kassierten die Bauern im Jahr 2014 spezielle Subventionen von 293 Millionen Franken. Das ist rund ein Drittel mehr, als sie für Milch erhalten, die von Silofutterkühen stammt.
Im letzten Jahr gaben Kühe, die nur Frischfutter bekommen hatten, gemäss Milchstatistik der Schweiz insgesamt 1142 Millionen Liter Milch. Der grösste Teil dieser teuren Milch wurde zu Käse verarbeitet.
70 Millionen Liter jedoch schütteten die Bauern mit der restlichen Milch zusammen. Das heisst: Die Milch im Ladenregal ist mehrheitlich Milch von Silokühen. Viele Bauern nennen diese Milch abschätzig «Industriemilch».
Die Grossverteiler versuchen das zu vertuschen. Spar verkauft «Schellenursli Milch Drink» und in den Kühlregalen der Migros steht «Heidimilch», in den Kantonen Aargau, Bern, Obwalden, Nidwalden, Solothurn, Schwyz, Uri und Zug auch «Wiesenmilch». Doch all diese Milch ist ebenfalls «Industriemilch» von Silofutterkühen.
Heumilch hat mehr gesundes Omega 3
In Österreich und Deutschland können Konsumenten zwischen Milch von Silokühen und Kühen ohne Silofutter wählen. Dort heisst diese Milch «Heumilch».
Laut Wolfgang Ginzinger von der Universität Wien ist der Qualitätsunterschied gross: «Die österreichische ‹Heumilch› enthält im Durchschnitt rund doppelt so viele Omega-3-Fettsäuren und konjugierte Linolsäuren wie Standardmilch.» Das zeigte eine Untersuchung des Fettsäurespektrums von österreichischer Heumilch und Heumilchprodukten durch das Institut für Bodenkultur.
Omega-3-Fettsäuren und die konjugierten Linolsäuren zählen zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Der menschliche Körper kann diese lebensnotwendigen Fettsäuren nicht selbst produzieren. Deshalb müssen sie über die Nahrung eingenommen werden. Doch weshalb verkaufen die Schweizer Bauern nicht auch «Heumilch» wie ihre Kollegen in Deutschland und Österreich? Carol Aschwanden vom Verband Schweizer Milchproduzenten gibt sich überrascht: «Wir dachten nicht daran, dass es für diese Milch einen Markt gäbe.»
Interesse fehlt, da keine Subventionen flössen
Was sie nicht sagt: Die Bauern würden für die Produktion von Heumilch keine zusätzlichen Subventionen erhalten. Mehr Geld aus dem Topf für Direktzahlungen fliesst nur, wenn die Milch zu Käse wird, nicht aber, wenn sie als Milch verkauft würde.