Wer seine vier Wände neu streichen möchte, greift oft selber zu Pinsel und Malerrolle. Der Klassiker unter den Farben ist weisse, matte Innendispersionsfarbe. Der K-Tipp kaufte bei Grossverteilern und in Baumärkten zehn Standardprodukte für Wandanstriche und liess sie im Labor testen. Die Experten machten einen Anwendungstest und untersuchten die Farben auf heikle Stoffe (siehe «So wurde getestet»).
Das Resultat: Nur eine Farbe erhielt das Gesamturteil «sehr gut». Das «Polarweiss» der Marke Schöner Wohnen ist jedoch mit Fr. 9.38 pro Liter mit Abstand die teuerste Dispersion im Test. Die günstigste Farbe, die «Wand- und Deckendispersion» von Obi (90 Rappen pro Liter), war «ungenügend».
Auf Gipskartonplatten prüfte das Labor, wie einfach die Farben angewendet werden und wie gut sie graue und schwarze Streifen abdecken können. Das Auftragen funktionierte mit allen Produkten gut. Einzig die «Wand- und Deckendispersion» von Obi liess sich nicht so gleichmässig auf der Malerrolle verteilen wie die anderen Farben.
Gute Deckkraft bei vier Produkten
Die Fachleute trugen zwei Anstriche auf, um das Deckvermögen der Farben zu ermitteln. Der Testsieger «Polarweiss» lieferte das beste Resultat: Bereits nach der ersten Farbschicht war der graue Streifen nicht mehr erkennbar. Der schwarze Streifen schimmerte noch leicht durch. Nach dem zweiten Anstrich war der alte Untergrund gar nicht mehr zu sehen.
Auch drei andere Produkte zeigten eine gute Deckkraft: die Farben von Hornbach, Mood von Jumbo und Dupli-Color aus der Landi. Mit der Dispersion von Obi hingegen konnten die Tester die Streifen auch mit zwei Anstrichen nur ungenügend abdecken.
Apropos Deckvermögen: Die meisten Dispersionen sind in vier Deckkraftklassen eingeteilt. 1 steht für einen hohen Deckungsgrad, 4 für einen geringen. Wer eine Farbe sucht, bei der die Wand bereits nach einem Anstrich schön aussieht, sollte einen hohen Deckungsgrad wählen. Bei Farben mit geringer Deckkraft muss man schnell ein zweites oder drittes Mal streichen – insbesondere, wenn der alte Untergrund Flecken hat oder farbig ist.
Erfreulich: Die meisten getesteten Farben trockneten gut und waren recht strapazierfähig. Kleine Verschmutzungen kann man also abwischen, ohne grossen Schaden anzurichten.
Beim Streichen der Wände zählt nicht nur die Optik. Wandfarben sollten auch möglichst wenig Schadstoffe enthalten. Viele Hersteller verwenden Isothiazolinone, um die Dispersionen haltbar zu machen. Das Umweltlabel «Blauer Engel» erlaubt 200 Milligramm Isothiazolinone pro Kilogramm Farbe. Kein Produkt überschreitet diesen Wert.
Konservierungsmittel sind ein Allergierisiko
Doch dieser Richtwert ist zurzeit in Diskussion, weil die Konservierungsmittel allergische Reaktionen auslösen können. Der K-Tipp bewertete streng und wertete Farben mit einer Isothiazolinon-Konzentration ab 50 Milligramm pro Kilo um eine halbe Note ab. Das war abgesehen von den zwei bestplatzierten Farben bei allen der Fall.
Ein hoher Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen ist ein Anhaltspunkt dafür, wie viel Lösemittel die Hersteller einsetzen und wie stark die Farben riechen und die Raumluft belasten. Auffällig waren die Messwerte bei der Miocolor-Dispersion: Der Gesamtgehalt an flüchtigen Stoffen betrug fast 1200 Milligramm pro Kilo. Bei den anderen Farben lag er weit unter 100 Milligramm. Deshalb zog der K-Tipp bei Miocolor eine halbe Note ab.
Die Migros sagt, dass es sich beim Miocolor-«Innenweiss» um ein «Preiseinstiegsprodukt» handelt. Von dieser Eigenmarke gebe es drei weitere Innendispersionen in einer besseren Qualität. Obi weist auf den günstigen Preis der «Wand- und Deckendispersion» hin. Es sei klar, dass diese Farbe in Sachen Deckkraft, Farbe und Anstrichergebnis nicht mit teureren Produkten mithalten könne.
So wurde getestet
Das Labor Eurofins Consumer Product Testingin Hamburg (D) prüfte für den K-Tipp zehn Wandfarben in einem Anwendungstest.
Auftragen: Wie sieht die Farbe beim Öffnen aus? Lässt sie sich mit der Farbrolle gut aufnehmen? Kann man sie einfach auftragen und verteilen? Ist sie zu dick oder zu dünn? Tropft sie?
Deckkraft: Wie gut deckt die Dispersionsfarbe einen grauen und einen schwarzen Streifen ab? Dazu machten die Laborfachleute zwei Anstriche auf Gipskartonplatten und bewerteten nach jedem Durchgang die Deckkraft der Farbe – und zwar im nassen und im trockenen Zustand. Zum Schluss beurteilten sie, wie gleichmässig die fertig bemalte Fläche aussah.
Das Labor suchte zudem nach heiklen Stoffen:
Isothiazolinone: Diese Stoffe werden als Konservierungsmittel verwendet und können Allergien auslösen.
Formaldehyd: Es wird ebenfalls zur Konservierung eingesetzt, gilt als krebserregend und hautreizend. Das Labor konnte Formaldehyd nicht oder nur in sehr geringen Mengen nachweisen.
Flüchtige organische Inhaltsstoffe: Die Lösemittel belasten die Umwelt und können Augen sowie Schleimhäute reizen. Das Labor prüfte die Farben auf ihren Gesamtgehalt an flüchtigen Substanzen.