Letzten Herbst kostete ein VW Golf Trendline 1200 TSI mit 85 PS – ohne dass der Kunde gefeilscht hätte – 18 600 Franken. Mitte Januar fiel der Euro-Kurs stark. Deshalb versprach VW ab dem 2. Februar einen «Swiss-Netto-Bonus» von 15 Prozent. Der Golf hätte demnach noch 15 810 Franken kosten sollen.
Doch in Wirklichkeit kostete er 19 125 Franken. Er war also mit der Einführung des «Swiss-Netto-Bonus» nicht günstiger geworden, sondern teurer. Es gab keinen Rabatt von 15 Prozent, sondern sogar einen Zuschlag von 3 Prozent.
Wie ist das möglich? Letzten Herbst hatte VW auf dem Golf noch eine «Jubiläums-Prämie» und eine «Fan-Prämie» gewährt. Insgesamt machten die beiden Rabatte 3500 Franken aus. Daher der Preis von 18 600 Franken.
Ab dem 2. Februar gewährte VW zwar den «Swiss-Netto-Bonus» von 15 Prozent. Doch davor hatte VW den Katalogpreis um 400 Franken erhöht und die «Jubiläums-Prämie» sowie die «Fan-Prämie» gestrichen.
Nur 7 statt 15 Prozent Rabatt
VW-Sprecher Livio Piatti kann die Zahlen, die der K-Tipp errechnet hat, nicht entkräften. Deshalb kritisiert er die Wahl des Modells: Der Durchschnitts-Golf, sagt er, koste inklusive Sonderausstattung 42 500 Franken. Der Durchschnittskunde habe daher im Februar von einem Rabatt von 6375 Franken profitiert. Nur: Im Vergleich zum Preis, der im Herbst für einen Durchschnitts-Golf gegolten hatte, sind das nicht 15 Prozent Rabatt, sondern nur 7 Prozent.
Und zur Modellwahl: Der K-Tipp hat sich aus zwei Gründen für den 1200er-Golf entschieden. Erstens ist er für preisbewusste Käufer die erste Wahl, und zweitens ist er, abgesehen von den Modellen mit Zylinderabschaltung, der sauberste Benziner in der ganzen GolfPalette.
BMW: «Swiss-Bonus» ist geheim
Die K-Tipp-Berechnungen haben die VW-Verantwortlichen nun offenbar doch aufgeschreckt. Seit dem 2. März gewähren sie auf dem Golf eine «Frühlings-Prämie» von 3000 Franken und einen «Swiss-Netto-Bonus» von 10 Prozent. Damit ist der Golf wenigstens nicht mehr teurer als im Herbst. Doch der Rabatt gegenüber dem damaligen Preis beträgt nur 6 Prozent.
Natürlich wollte der K-Tipp auch wissen, wie es bei den anderen Automarken um die Euro-Rabatte steht. Untersucht wurden daher die Preise von je einem Modell der fünf meistverkauften Marken – neben VW sind dies BMW, Mercedes, Škoda und Renault.
Bei Renault konnte der K-Tipp keine zuverlässigen Zahlen für die Zeit vor dem Euro-Kurssturz ermitteln. Und BMW wirbt zwar in ganzseitigen Zeitungsinseraten für seinen «BMW-Swiss-Bonus». Wie hoch dieser ist, bleibt jedoch geheim. Jeder Händler legt den Rabatt nach eigenem Gutdünken fest.
Bleiben Škoda und Mercedes: Der Mercedes C 180 Coupé kostete letzten Herbst nach Abzug aller Rabatte noch 40 124 Franken. Schon fünf Tage nach dem Euro-Kurssturz gewährte Mercedes einen Währungsrabatt von 18 Prozent. Die vorherigen Rabatte gelten aber nicht mehr. Resultat: Der Mercedes kostet 40 918 Franken. Er ist nicht 18 Prozent günstiger geworden, sondern 2 Prozent teurer. Auch Mercedes kritisiert die Modellwahl des K-Tipp.
Tatsächlich günstiger wurden Anfang Februar die Modelle des Herstellers Škoda. Der Octavia Active mit 1200er-Motor und 105 PS kostete im vergangenen Herbst noch 18 850 Franken. Der Katalogpreis wurde zwar Anfang Jahr leicht erhöht. Dennoch kostete der Octavia im Februar nur noch 16 363 Franken. Der Grund: Škoda hatte den «Swiss-Netto-Bonus» von 15 Prozent eingeführt und den «Clever-Bonus» von 2000 Franken trotzdem beibehalten.
Euro-Bonus nach Lust und Laune
Doch seit Anfang März ist schon wieder alles anders: Der «Clever-Bonus» beträgt noch immer 2000 Franken, aber der «Swiss-Netto-Bonus» ist nicht mehr fix. Das heisst: Wie die BMW-Händler legen neuerdings auch der Škoda-Händler die Höhe des Euro-Bonus nach Lust und Laune fest.
Tipp: Vom Kleingedruckten profitieren
Vorläufig halten sich Autoimporteure mit dem Senken von Katalogpreisen zurück – und arbeiten lieber mit einem Wirrwarr aus Rabatten. Doch sobald die Katalogpreise sinken, profitieren für einmal die Kunden vom Kleingedruckten in den Verträgen.
Denn in praktisch allen Neuwagen-Kaufverträgen steht: «Treten Änderungen (des Katalogpreises) ein und liegen zwischen Vertragsabschluss und Lieferung mehr als drei Monate, ist die Firma berechtigt und verpflichtet, den Preis im gleichen Verhältnis zu ändern, wie der Katalogpreis angestiegen oder gesunken ist.» Mit anderen Worten: Wenn die Lieferfrist mehr als drei Monate beträgt und der Katalogpreis in diesem Zeitraum sinkt, zahlt der Kunde entsprechend weniger.