Nicht jeder Hut schützt vor der Sonne
Ein Hut soll vor Sonnenbrand und Hautkrebs schützen. Doch jetzt zeigt ein Test des Gesundheitstipp: 7 von 20 Kinder- und Erwachsenenhüten haben einen ungenügenden Schutz vor der UV-Strahlung.
Inhalt
Gesundheitstipp 07/2012
24.06.2012
Letzte Aktualisierung:
25.06.2012
Christian Egg, Gabriela Braun, Thaïs In der Smitten
Eltern wissen: Im Sommer müssen Kinder einen Hut tragen. Deren Haut ist sehr empfindlich. Sie können sogar trotz Haaren auf der Kopfhaut einen Sonnenbrand bekommen. Laut Kristin Kernland, Kinder-Hautärztin am Berner Inselspital, ist das besonders schmerzhaft. Sonnenbrand sollte man ohnehin unbedingt vermeiden, so Kernland, denn: «Jeder Sonnenbrand, den man unter 20 Jahren einfängt, erhöht das Risiko für schwarzen Hautkrebs.»
Ein Sonnenbrand...
Eltern wissen: Im Sommer müssen Kinder einen Hut tragen. Deren Haut ist sehr empfindlich. Sie können sogar trotz Haaren auf der Kopfhaut einen Sonnenbrand bekommen. Laut Kristin Kernland, Kinder-Hautärztin am Berner Inselspital, ist das besonders schmerzhaft. Sonnenbrand sollte man ohnehin unbedingt vermeiden, so Kernland, denn: «Jeder Sonnenbrand, den man unter 20 Jahren einfängt, erhöht das Risiko für schwarzen Hautkrebs.»
Ein Sonnenbrand wird durch die Ultraviolett-Strahlung (UV) im Sonnenlicht ausgelöst. Umso bedenklicher ist das Testergebnis des Gesundheitstipp: Viele Kinderhüte schützen zu wenig vor den schädlichen Strahlen. Bei fünf der zehn Modelle ist der Sonnenschutzfaktor ungenügend. Auch zwei der zehn Sonnenhüte für Erwachsene schnitten ungenügend ab (siehe Tabellen unten und auf Seite 12).
Und so testete der Gesundheitstipp die 20 Modelle zum Preis von 7 bis 46 Franken: Er schickte sie ins Zürcher Labor Testex. Dieses beurteilte die Hüte nach dem strengen UV-Standard 801. So wusch das Labor die Hüte fünfmal und simulierte auch die Abnützung, die durch das Tragen entsteht. Gleich wie bei der Sonnencreme gibt auch bei den Hüten ein Faktor an, wie gut der Träger vor UV-Strahlen geschützt ist. Wer zum Beispiel einen Hut mit Schutzfaktor 60 trägt, kann sich 60-mal länger an der Sonne aufhalten, bis er einen Sonnenbrand bekommt.
Ungenügend: Schutzfaktor 2 statt 40
Die Krebsliga empfiehlt für Kleider einen Schutzfaktor von mindestens 20. Doch beim getesteten Kinderhut Mon Coeur (Manor) hat das Labor nur gerade einen Schutzfaktor von 2 gemessen – deklariert war aber 40.
Die Modelle Sterntaler (Loeb) und Catimini vom Berner Kindermode-Geschäft Claudine et Pierre schützen mit dem festgestellten Faktor 5 ebenfalls viel zu wenig. Beim Loeb-Hut war der Schutzfaktor 50 angegeben.
Viele Hersteller berufen sich auf den australischen Standard. Bei diesem müssen sie nur die Schutzwirkung des Huts im Neuzustand messen. Adrian Meili von Testex hält den australischen Standard deshalb für nicht aussagekräftig: «Er wiegt die Konsumenten in falscher Sicherheit.»
Dass auch mit dem strengen Standard 801 sehr gute Ergebnisse möglich sind, beweisen fünf Kinderhüte. Zwei davon kosten nur rund 20 Franken. Bei vier Modellen hat das Labor den Schutzfaktor 80 gemessen. Das ist der beste Wert, der laut Standard 801 möglich ist.
Bei einem Sonnenhut ist eine Krempe ebenfalls sehr wichtig. Dieter Wüthrich von der Krebs- liga bestätigt: «Nur so sind auch Stirn, Ohren und Nacken geschützt.»
Erfreulich: Bei allen berücksichtigten Grossverteilern, Warenhäusern und Spezialgeschäften fanden sich Hüte mit Krempe. Nicht jedoch an Ausflugsorten: Im Kiosk beim Bärenpark in Bern, bei der Schiffsstation Bürkliplatz in Zürich sowie im Accessoires-Laden Aradu im Bahnhof Basel waren nur Dächlikappen erhältlich. Ohren und Nacken bleiben ungeschützt.
Manor zeigt sich «bestürzt» und gibt an, das beanstandete Modell Mon Coeur sofort aus den Regalen zu entfernen. Es handle sich um einen «nicht akzeptablen Fehler». Und Loeb schreibt, man habe «alle weissen Kinderhüte der Marke Sterntaler aus dem Sortiment genommen».
Athleticum räumt ein, ein Teil des Adidas-Huts bestehe aus einem anderen Material – und dieses habe «leider keinen UV-Schutz». Man werde die Lieferanten künftig «darauf hinweisen, dass sämtliche Textilien über einen UV-Schutz verfügen müssen».
C&A schreibt dagegen, der ge-testete Hut sei «ein modisches Accessoire und nicht in erster Linie ein Sonnenschutz». Einen Schutzfaktor 10 hält C&A deshalb für «angemessen». Valora findet sogar, der im Kiosk beim Bärenpark gekaufte Hut sei «in keinster Weise als Sonnenschutz gedacht».
H&M teilt mit, das getestete Kindermodell sei «kein spezieller UV-Schutz-Hut». Claudine et Pierre in Bern nahm nicht Stellung zum schlechten Resultat des Catimini-Produkts.
Über Mittag möglichst nicht an die Sonne
Für Experten ist klar: Optimaler Sonnenschutz beschränkt sich nicht auf Hüte. Auch gute Kleider und Sonnencreme gehören dazu (siehe Kasten). Laut dem Zürcher Kinderarzt Pierre Schneider ist Sonnencreme für Kinderhaut ziemlich problematisch: Eine solche Creme enthalte entweder chemische Filter, die im Verdacht stehen, die Hormone zu beeinflussen – oder physikalische Filter, die ebenfalls umstritten sind. Pierre Schneider: «Sie können von der Haut in den Körper gelangen. Und wir wissen nicht genau, was sie dort auslösen.»
Am besten ist es, die Sonne ganz zu meiden – zumindest dann, wenn sie am stärksten scheint. Fachleute raten: Zwischen 11 und 15 Uhr sollte man im Schatten bleiben. In den Bergen strahlt die Sonne stärker: Pro 300 Höhenmeter steigt die UV-Strahlung um 3 bis 5 Prozent. Schneider: «Auf einer Bergwanderung ist ein perfekter Sonnenschutz deshalb besonders wichtig.»
TIPPS: Hautkrebs: So verringern Sie das Risiko
- Schützen Sie sich konsequent vor UV-Strahlen. Denn mit jedem Sonnenbrand steigt das Risiko für Hautkrebs.
- Sonnenschutz ist für Kinder besonders wichtig: Sie haben eine dünnere Haut.
- Gehen Sie zwischen 11 und 15 Uhr nicht an die pralle Sonne: In dieser Zeit treffen zwei Drittel der täglichen UV-Strahlen auf die Erde.
- Tragen Sie Sonnencreme grosszügig auf. Sie sollte mindestens Schutzfaktor 20 haben.
- Gehen Sie nicht ins Solarium: Das schadet der Haut.
Weitere Informationen
- Das Gratis-Merkblatt «Sonne und Medikamente» können Sie herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch.
- Unter www.uv-index.ch sehen Sie täglich, wie stark die UV-Strahlung in Ihrer Region ist.
- Im Gesundheitstipp-Ratgeber «Gesunde Haut» (2. Auflage) erfahren Sie alles zum Thema. Zu bestellen auf www.gesundheitstipp.ch.