Fiasco: So heisst die bauchige, mit Stroh umwickelte Flasche, in der Chianti früher serviert wurde. Ein Fiasko war die Chianti-Degustation allerdings nicht: Zwar erhielt nur ein einziger Wein das Gesamturteil «sehr gut» – der mit Fr. 19.95 teuerste degustierte Wein: der Nippozzano Riserva Chianti Rufina von Coop. Immerhin drei weitere Weine waren «gut». Darunter einer der günstigsten – der Chianti von Lidl für Fr. 3.79 pro Flasche. Die übrigen Weine vermochten nicht gross zu begeistern. Der einzige Biowein, der Concadoro Chianti Classico Cerasi von Coop, war gar «ungenügend».
Chianti: Mindestens 75 Prozent Sangiovese
Degustiert wurden zwölf Weine, die weniger als 20 Franken kosten und im Detailhandel erhältlich sind. Ein Chianti konnte nicht beurteilt werden, weil beide Flaschen Korkengeschmack hatten: La Madonnina Chianti Classico Riserva (Fr. 13.40; Coop).
Das Chianti-Anbaugebiet liegt in der Toskana, zwischen Florenz und Siena. Es teilt sich in acht Zonen auf. Nur Weine aus diesen Zonen dürfen sich Chianti nennen. Die bekannteste ist Chianti Classico. Sie hat auch die grösste Anbaufläche – 7142 Hektar. Diese Weine müssen zu mindestens 75 Prozent aus Sangiovese-Trauben gekeltert sein. Weiter erlaubt sind: höchstens 10 Prozent Canaiolo, 6 Prozent weisse Trauben und maximal 15 Prozent Cabernet, Merlot oder Syrah.
Manche Chianti tragen Bezeichnungen wie «Superiore» oder «Riserva». Sie haben eine längere Alterung hinter sich. Oft enthalten sie auch ein halbes oder ganzes Prozent mehr Alkohol als vergleichbare Weine ohne diese Bezeichnung. Riserva bedeutet übrigens nicht automatisch, dass der Wein im Holzfass gelagert wurde.
Sangiovese ist die meistangebaute rote Traubensorte Italiens. Die Trauben werden erst Ende September gelesen, oft auch erst Mitte Oktober oder noch später. Folge: In den warmen Jahren sind die Weine sehr voll, alkoholstark und können lange gelagert werden. Ist das Jahr aber eher kühl, fallen die Weine oft durch zu viel Säure und zu harte Gerbstoffe auf.
Die K-Tipp-Jury bemängelte bei einigen Weinen die dominante Säure sowie die stark austrocknenden Gerbstoffe. Dies war vor allem bei denjenigen Weinen der Fall, die «genügend» abgeschnitten haben. Ein Wein war gar «ungenügend»: der Bio Chianti Classico Concadoro. «Unharmonisch» war noch der netteste Kommentar der Jury. Sie fand, der Wein stinke nach Schweiss, Leder und Metall. Ausserdem habe er sehr bittere Gerbstoffe. Coop sagt, der Wein sei bereits etwas gereift, man werde deshalb bald den nächsten Jahrgang 2012 in den Handel bringen. Dieser Wein sei frischer und fruchtbetonter.
Die Fachjury
Die Weine werden blind verkostet: Die Jury weiss also nicht, welchen Wein sie bewertet. Beurteilt werden die Weine anhand der für Weindegustationen gebräuchlichen 20-Punkte-Skala. Für den K-Tipp degustierten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger: Önologin, Redaktorin «Vinum»
- Andreas Keller: Inhaber einer Presse- und Eventagentur für Wein
- Andrin C. Willi: Chefredaktor «Marmite»
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin