Ein geschwollenes Knie oder Rückenschmerzen reichen oft aus, damit ein Spezialarzt einen Patienten zur Magnetresonanztomografie (MRT, englisch MRI) schickt. Das bringe den meisten aber nichts, sagt Thomas Rosemann, Professor für Hausarztmedizin an der Uni Zürich: «Anhand von MRI-Bildern lässt sich die Schmerzursache häufig nicht herauslesen.»
Vor allem Orthopäden verschreiben gerne ein MRI: Die Anzahl ambulanter Untersuchungen wuchs laut dem Krankenkassenverband Santésuisse von 616 108 im Jahr 2011 auf 713 720 im Jahr 2013. Das ist ein Plus von 15 Prozent in zwei Jahren. Die Prämienzahler in der Grundversicherung kostet das pro Jahr bis zu 700 Millionen Franken.
Viele MRI-Scans führen zu unnötigen Eingriffen
Die Suva registrierte gar einen Zuwachs von 30 Prozent. Sie vergütete im Jahr 2010 rund 45 000 ambulante MRI-Untersuchungen. 2014 waren es 58 000 Scans.
Rosemann fordert, MRI zurückhaltender einzusetzen. Ein MRI sei nur sinnvoll, wenn man mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leiden feststelle, für das es wissenschaftlich seriöse Therapien gebe. Der zu häufige Einsatz begünstige «Zufallsbefunde»: Ärzte entdecken «abnormale» Veränderungen, die sie weiter untersuchen und gar operieren. Dabei bereitet die körperliche Abweichung dem Patienten gar keine Beschwerden.
Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass die Ärzte zu viele MRI-Untersuchungen verordnen. Das hat auch mit der steigenden Zahl der Geräte zu tun: Schweizer Spitäler betrieben 2013 gemäss dem Bundesamt für Statistik 162 MRI-Geräte. Drei Jahre zuvor waren es 141. Die Schweiz hat laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nach Japan die höchste Dichte an MRI-Geräten.
Das soll sich ändern: Künftig entscheidet im Kanton Waadt die Regierung, ob Spitäler oder private Institute ein neues MRI-Gerät kaufen dürfen. Jura, Neuenburg und Tessin haben solche Regelungen bereits umgesetzt.
Bis fünf Mal so teuer wie in Deutschland
Michael Jordi von der Konferenz der Gesundheitsdirektoren fordert tiefere Ärztetarife für MRI-Untersuchungen. Bis jetzt lassen sich die Anschaffungskosten des MRI-Geräts häufig nach einem Betriebsjahr einspielen: «Danach fahren sie Gewinne ein.» Ein Gerät kostet oft etwa 2 bis 3 Millionen Franken.
Deutsche Krankenkassen vergüten eine MRI-Untersuchung von Knie oder Wirbelsäule laut Tarif mit umgerechnet 129 Franken plus Fr. 4.15 für den Arztbericht. Schweizer Kassen müssen für denselben Untersuch Fr. 449.50 bis 733 Franken erstatten – drei bis fünf Mal so viel.
Blick in den Körper
Die Magnetresonanztomografie ist ein Untersuchungsverfahren, um ins Körperinnere zu sehen. Anders als beim Röntgen lassen sich nicht nur Knochen, sondern auch Weichteile und Organe abbilden. Für die MRI-Aufnahmen werden die Patienten in einen Scanner in der Form einer Röhre geschoben. Eine Untersuchung dauert meist zwischen 15 und 45 Minuten. In dieser Zeit liegen die Patienten im hellen und durchlüfteten Scanner. Für eine gute Bildqualität müssen sie still liegen. MRI-Scanner verwenden keine Röntgenstrahlen. Sie stellen somit keine Strahlenbelastung dar.