Paul Laciga ist eine Schweizer Sportlegende. Zweimal wurde der gebürtige Berner Vizeweltmeister im Beachvolleyball. Weniger bekannt ist, dass Laciga heute als Vermögensverwalter tätig ist. Und das ebenfalls mit sportlichem Höchsteinsatz: Wer bei ihm mindestens 50 000 Franken fix auf zwei Jahre anlegt, dem garantiert er «6 % feste Rendite/Jahr». So steht es auch gross im Schaufenster seines Backpacker-Hotels in Adelboden BE. Was man aber erst in den schriftlichen Unterlagen erfährt, die der 44-Jährige mit Büro in Kerzers FR an Interessenten abgibt: Wer vor Ablauf der Zweijahresfrist aussteigt, verliert seinen Anspruch auf Rendite.
Noch höhere Renditen kann angeblich erzielen, wer Lacigas Anlagestrategien «Rebound» und «Follow the Manager» folgt. Erstere soll von 2007 bis 2013 durchschnittlich traumhafte 14,1 Prozent Rendite erwirtschaftet haben – pro Jahr und nach Abzug aller Gebühren. Selbst Lacigas Provision soll da schon abgezogen sein. Und dies «ohne ein einziges Verlustjahr», obwohl in jene Periode auch die schwarzen Jahre der Finanzkrise fielen. Zum Vergleich: Der US-Aktien-Index S&P 500 brachte in dieser Zeit gerade mal 5,1 Prozent Durchschnittsrendite.
Die Strategie «Follow the Manager» soll laut Laciga von 2005 bis 2013 jedes Jahr gar märchenhafte 18,1 Prozent gebracht haben. Beim Index von S&P 500 waren es 5,9 Prozent.
Erstaunlich ist auch: Laciga fordert weder Management- noch Depotgebühren und auch keine Beratungshonorare. Er verlangt einzig eine Gewinnbeteiligung von 20 Prozent (Strategie «Follow the Manager») beziehungsweise 35 Prozent (Strategie «Rebound»). Und auch dies nur nach dem «Höchststandsprinzip», sprich: die Gewinnbeteiligung fällt nur auf den Vermögenszuwachs an, der die bisherige Höchstmarke übersteigt.
Kundendepots werden täglich umgeschichtet
Die wundersame Geldvermehrung will Wirtschaftsinformatiker Laciga laut seinem «Fact Sheet» mit einem «mechanisch gehandelten System» («Rebound») erzielen. Es zeige an, welche Aktien stark verkauft würden und damit unterbewertet seien. Bei der Strategie «Follow the Manager» kauft Laciga Aktien, die sich die Manager grosser Fonds neu ins Portefeuille legen. Es habe sich gezeigt, dass diese Aktien in den nachfolgenden zwölf Monaten besser rentierten als der Gesamtindex. Dabei setzt er zu 100 Prozent auf Aktien. Das heisst: Laciga fährt eine Hochrisikostrategie. Kundendepots zeigen denn auch, dass er kräftig umschichtet und praktisch täglich kauft und verkauft.
Was Laciga nicht sagt: Die angeblich phänomenalen Ergebnisse existieren nur auf dem Papier. Der Beachvolleyball-Profi ist nämlich erst seit einem knappen Jahr als Vermögensverwalter aktiv. Die ausgewiesenen Gewinne sind «eine Mischrechnung aus meinem eigenen Portefeuille, aus dem Portefeuille eines US-Berufskollegen, mit dem ich zusammenarbeite, sowie aus einem Backtesting», wie er K-Geld erklärt. Dieses «Backtesting» soll zeigen, wie viel man verdient hätte, wenn man die gewählte Strategie schon in der Vergangenheit angewendet hätte. Die Renditen sind also kaum mehr als eine theoretische Rückrechnung.
Wie Laciga eine fixe Jahresrendite von 6 Prozent «für konservative Anleger» erreichen will, bleibt sein Geheimnis. Die «tiefen Lohn- und Mietkosten» sowie der «Verzicht auf teure Werbung», die er anführt, sind jedenfalls keine Erklärung.