Äpfel sind gesund. Sie enthalten viele Vitamine und Polyphenole (siehe Kasten). Diese schützen vor Herz-Kreislauf-Krankheiten und laut ersten Studien womöglich auch vor Krebs, Diabetes und Alzheimer.
Ein Test des Gesundheitstipp zeigt nun aber: Viele Äpfel enthalten auch giftige Pestizide. Ein Labor untersuchte 30 Äpfel aus den Regalen der Grossverteiler. Ergebnis: Nur gerade neun Äpfel waren frei von Pestiziden – darunter fünf Bio-Äpfel. Am meisten Pestizidrückstände fand das Labor in chilenischen Pink-Lady-Äpfeln von Globus (Tabelle). Sie enthielten pro Kilo über 8 Milligramm des Pestizids Pyrimethanil. Das ist mehr als erlaubt: Der gesetzliche Höchstwert liegt bei 5 Milligramm pro Kilo. Pyrimethanil steht auf der Pestizid-Liste der Umweltorganisation Greenpeace. Studien mit Tieren deuten darauf hin, dass dieser Stoff Krebs auslösen kann. Zudem baut er sich in der Umwelt kaum ab.
Auch in den chilenischen Pink-Lady-Äpfeln von Lidl fand das Labor einen erhöhten Gehalt an Pyrimethanil. Die Pink-Lady-Äpfel von Globus enthielten zudem Rückstände von vier weiteren Pestiziden. Insgesamt war fast die Hälfte aller Äpfel mit zwei oder mehr Pestiziden belastet. Vier Substanzen fanden sich in den Schellen-Ursli-Öpfel von Spar und den Jonagold-Äpfeln von Lidl.
Mix aus Pestiziden erhöht das Risiko
Solche Pestizid-Cocktails sind heikel. Es gibt Hinweise darauf, dass verschiedene Stoffe ihre Wirkung gegenseitig verstärken. So zeigen Studien mit Bienen: Die Belastung mit mehreren Pestiziden schadet einer Kolonie mehr, als wenn sie nur einem Pestizid in sehr hoher Menge ausgesetzt ist. Zudem sind Bienen, die mit verschiedenen Pestiziden in Kontakt kommen, anfälliger für Krankheiten.
Philippe Schenkel, Programmleiter für nachhaltige Landwirtschaft bei Greenpeace, geht davon aus, dass es vergleichbare Risiken auch für Menschen gibt. Greenpeace fordert seit langem einen Grenzwert, der zusammengezählt für die Menge aller enthaltenen Pestizide gilt. Heute gibt es Höchstwerte nur für einzelne Stoffe. Schenkel: «Die Behörden gehen davon aus, dass alles in Ordnung ist, wenn die einzelnen Pestizidgrenzwerte nicht überschritten sind.» Dafür gebe es aber keine Belege.
Wer sicher gehen will, sollte möglichst rückstandsfreies Obst essen. Allerdings: Nicht einmal Bio-Äpfel sind unbedingt frei von Pestiziden. In den Schweizer Bio-Äpfeln Gala der Migros fand das Labor ebenfalls 0,02 Milligramm Pyrimethanil pro Kilo.
Die Migros sagt dazu: «Wir haben Bio-Äpfel von diesem Produzenten nachtesten lassen und keine Pestizidrückstände gefunden.» Globus schreibt, die Pink-Lady-Äpfel würden die eigenen Anforderungen nicht erfüllen. Die Ursache für die Rückstände werde mit dem Lieferanten abgeklärt.
Schellen-Ursli-Öpfel-Lieferant Tobi Seeobst sagt, der Produzent habe «alle gesetzlichen Vorschriften» eingehalten. Man sei bestrebt, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter zu reduzieren. Auch Lidl schreibt, die Jonagold-Äpfel würden alle Grenzwerte bei weitem unterbieten.
Auch die Apfelschale essen
Der Mix aus Inhaltsstoffen macht Äpfel besonders gesund. So enthalten sie relativ hohe Mengen von den Vitaminen A, B und C. Dazu kommen hohe Gehalte an Flavonolen und Chlorogensäure, die zur Stoffgruppe der Polyphenole gehören. Sie senken den Blutdruck und stärken Herz, Kreislauf sowie Immunsystem. Polyphenole stecken vor allem in der Schale. Deshalb sollte man Äpfel nicht schälen – sonst verliert man bis zur Hälfte dieser gesunden Inhaltsstoffe.
Alte Sorten wie Bohnapfel, Berlepsch oder Boskoop enthalten am meisten gesunde Inhaltsstoffe. Diese Sorten schmecken aber meist säuerlich oder sogar leicht bitter. Sie sind daher weniger beliebt als andere Apfelsorten.