«Pizzawein» wird sein Negativ-Image nicht los

Der Montepulciano d’Abruzzo ist der «Hauswein» vieler Pizzerien. Eine Fachjury degustierte zwölf Weine aus dem Supermarkt: Gute Noten gab es nur für zwei «Piraten» aus anderen Traubensorten.

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K-Tipp 09/2011

01.05.2011

Letzte Aktualisierung:
04.05.2011

ezw, arb

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Pizza und der italienische Rotwein Montepulciano d’Abruzzo gehören für viele Schweizer einfach zusammen und sind eine relativ günstige Kombination.

Übrigens: Der Montepulciano aus den Abruzzen ist nicht zu verwechseln mit den Weinen aus der toskanischen Region Montepulciano. Letztere werden wie der Chianti aus der Sangiovese-Traube produziert.

Die erste Flasche war oft nicht trinkbar

Doch was sind die Weine aus der zentralitalieni- schen Traubensorte wirklich wert? Eine Fachjury (siehe unten) machte die Probe aufs Exempel: Degustiert wurden neun Weine aus der Traubensorte Montepulciano, zu Prei- sen zwischen Fr. 2.95 und Fr. 19.95 im Supermarkt gekauft.

Mangels Angebot wurden zusätzlich drei sogenannte «Piraten» blind mitdegustiert – Weine aus anderen Rebsorten und Regionen. Es handelte sich dabei um einen einfachen Vino rosso d’Italia ohne Jahrgang, also Tischwein.

Der Wein ist ein Gemisch diverser Sorten aus Nord- und Süditalien. Die anderen beiden Rotweine sind sortenrein und stammen aus Norditalien: ein Lagrein aus dem Südtirol, gekauft bei Coop, und der Teroldego Rotaliano aus dem Trentino von Lidl.

Zur Überraschung der Jury waren Lagrein und Teroldego an der Spitze des Klassements, deutlich vor dem besten Montepulciano-Tropfen. Die beiden Weine erhielten zudem als einzige die Gesamtbewertung «gut» und versprechen echten Trinkgenuss.

Bei mehr als der Hälfte aller Proben musste bei der Degustation eine zweite Flasche geöffnet werden. Der Grund: Die erste wies Korkgeschmack auf, unsaubere Noten von alten Holzfässern oder einen anderen Fehler.

Einige Weine rochen etwas penentrant nach Alkohol, und andere hatten derart raue Gerbstoffe, dass sie auf der Zunge ein unangenehm pelziges und austrocknendes Gefühl hinterliessen.

Preis-Leistungs-Sieger von Denner

Dem Anspruch an einen einfachen, günstigen Alltagswein, nämlich durch frische Frucht zu überzeugen, wurde kaum einer der Weine gerecht. Die grosse Ausnahme bildete der Cardellino 2009, der Zweitplatzierte unter den Montepulcianoweinen und zugleich der unangefochtene Sieger punkto Preis-Leistungs-Verhältnis.

Dass man vom Preis nicht automatisch auf die Qualität schliessen kann, belegen die beiden besten der neun Montepulciano d’Abruzzo: Der Tre Campane 2007 von Manor für Fr. 19.95 bewegt sich qualitativ auf gleichem Niveau wie der Cardellino, den es für unglaublich günstige Fr. 2.95 bei Denner gibt.

Das Fazit der Degustation: Der Montepulciano d’Abruzzo aus dem Supermarkt wird sein zweifelhaftes Image als qualitativ oft nicht überzeugender Billigwein vorläufig nicht los.

Die Wein-Jury

Claudio de Giorgi, Gstaad, Sommelier
Stéphane Meier, Genf, Mitgewinner des Concours du Beau-Rivage 2010
Jean Solis, Lausanne, zweifacher Schweizer Meister im Weindegustieren
Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist, www.thomasvino.ch
Eva Zwahlen, Oberrieden, Weinjournalistin

Nächste Degustation: Chasselas-Weine des Jahrgangs 2010

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