Pulsmesser: Genaue Messung, aber hohe Störanfälligkeit
Die Qualitätsunterschiede bei Pulsmessern sind gross: Einige lassen sich durch elektromagnetische Felder stören, andere sind nur mühsam zu bedienen.
Inhalt
saldo 08/2012
24.04.2012
Letzte Aktualisierung:
25.04.2012
Gertrud Rall
Ob beim Laufen oder beim Radfahren: Wer sein Herz während des Trainings überwachen möchte, kauft sich am besten ein Pulsmessgerät. Ein unterhalb der Brust angebrachter Gurt registriert dabei die Herzfrequenz. Ein Sender funkt die Ergebnisse an das Gerät, das wie eine Armbanduhr am Handgelenk getragen wird. Neben dem Puls können die elektronischen Anzeigen je nach Ausstattung auch den Kalorienverbrauch oder Zwischenzeiten angeben. Mit GPS ausgestattet, l...
Ob beim Laufen oder beim Radfahren: Wer sein Herz während des Trainings überwachen möchte, kauft sich am besten ein Pulsmessgerät. Ein unterhalb der Brust angebrachter Gurt registriert dabei die Herzfrequenz. Ein Sender funkt die Ergebnisse an das Gerät, das wie eine Armbanduhr am Handgelenk getragen wird. Neben dem Puls können die elektronischen Anzeigen je nach Ausstattung auch den Kalorienverbrauch oder Zwischenzeiten angeben. Mit GPS ausgestattet, liefern sie zudem Werte zu Geschwindigkeit, Geländehöhe und zurückgelegter Strecke.
Oregon Scientific: Kompliziert und sehr störungsanfällig
Doch wie verlässlich sind die Pulsdaten? Und wie einfach lassen sich die elektronischen Trainingspartner in der Praxis bedienen? saldo hat zusammen mit der Sendung «Kassensturz» zehn Pulsuhren eingekauft und ins Prüflabor geschickt. Hier mussten sich die Geräte punkto Bedienung, Störanfälligkeit, Tragekomfort, Datengenauigkeit sowie Vielseitigkeit bewähren. Zudem ermittelten die Prüfer, wie einfach sich die Batterie wechseln lässt respektive wie lange der Akku hält (siehe Kasten «Kriterien»). Die Preise der beim Sportfachhandel und bei Internethändlern eingekauften Geräte lagen zwischen 40 und 300 Franken.
Resultat: Fast alle Geräte massen den Puls korrekt und erhielten für die Datengenauigkeit die Höchstnote 6. Lediglich beim Schlusslicht im Test, der Oregon Scientific, stellte das Labor geringe Abweichungen fest. Dieses günstige und eher sparsam ausgestattete Modell war darüber hinaus sehr störanfällig. In der Nähe von Hochspannungsleitungen und anderen Pulsmessern kam es zu massiven Funkstörungen. Daher eignet sich dieses Modell höchstens für Einzelsportler. Bei Wettkämpfen beeinflussen die Pulsuhren anderer Sportler die eigenen Messdaten.
Auch in Sachen Bedienung konnte Oregon Scientific nicht punkten. Die Tester empfanden die Menüführung als zu kompliziert, die Bedienung der Uhr insgesamt als zu wenig intuitiv. Selbst die voreingestellte «Warm-up»-Phase vor Start der eigentlichen Messung irritierte eher, als dass sie half. Daher gab es für das Teilkriterium Bedienung wie auch insgesamt für die Oregon Scientific ein «ungenügend».
Fehlende Beleuchtung macht Sigma PC 9 zum Schönwettergerät
Auch die PC 9 von Sigma liess sich nur sehr mühsam bedienen. Bei ihr kritisierten die Testsportler die Menüführung sowie das überfrachtete Display mit missverständlichen Beschriftungen. Als einziges Gerät im Test verfügt die PC 9 über keine Hintergrundbeleuchtung. Sie ist daher für Sportler, die in der Dämmerung oder im Dunkeln trainieren möchten, ungeeignet. Dazu die Herstellerin Sigma Elektro GmbH: «Die Kritik am fehlenden Licht ist berechtigt. Hat ein Kunde allerdings dieses Bedürfnis, kann er ohne grossen Mehrpreis auf ein nächsthöheres Modell zurückgreifen.»
Für den Einsatz im Fitnessstudio ist die Sigma PC 9 gut geeignet. Nicht aber für ein Wintertraining im Freien: Laut Anleitung funktioniert sie nur zwischen 1 und 55 Grad Celsius. Ausserdem: Aufgrund der leichten Störanfälligkeit des Geräts durch andere Pulsuhren ist auch diese Uhr eher etwas für Einzelsportler.
Polar FT 7: Schlechter Kontrast, scharfkantige Tasten
Minuspunkte im Hauptkriterium Bedienung musste auch das Modell FT 7 von Polar einstecken. Die Tester kritisierten Grösse und Kontrastdarstellung der Ziffern sowie die matte Display-Beleuchtung, die das Ablesen während des Testlaufs erschwerten. Auch störten sie sich an den scharfkantigen und schwergängigen Tasten. Die FT 7 erhielt daher für die Bedienung ein «ungenügend». Dazu Peter Stolba von Polar: «Bei dem Testmodell handelt es sich um eine spezielle, modische Variante. Andere Geräte haben das besser ablesbare Display der konventionellen Art.»
Im Vergleich dazu ist die Display-Beleuchtung der K-Tec-Pulsuhr von Athleticum zwar sehr hell. Dafür ist sie aber nur zwei Sekunden lang lesbar, was im Training nervig sein kann. Weitere Minuspunkte: Eine wenig übersichtliche und sprachlich fehlerhafte Bedienungsanleitung sowie schlecht lesbare Displayziffern. Für beide Mängel verspricht der Hersteller Abhilfe: «Die Betriebsanleitungen werden momentan überarbeitet und bei den bestehenden Produkten ausgetauscht. Bezüglich der langgezogenen Ziffern sind wir bereits mit unserem Lieferanten in Kontakt und planen eine verbesserte Lesbarkeit für die nächste Lieferung», so Gaby Meier von Athleticum.
K-Tec-Pulsmesserin Zukunft mit einer Codierung
Auch die Störanfälligkeit der K-Tec durch andere Pulsuhren soll sich laut Meier verbessern: «Wir werden bei der Produktion der neuen Serie dieses Modells eine Codierung anstreben.» Dabei erkennt der Empfänger, von welchem Pulsgurt das Signal kommt.
Wer besonders lange trainiert, kann sich allenfalls mit der Multi Nav-2 von Conrad Probleme einhandeln. Die Uhr machte bereits nach drei Stunden schlapp, obwohl das Display im vollgeladenen Zustand acht Stunden Betriebszeit anzeigte. Dafür gab es die Note 3,3 beim Kriterium Betriebsdauer. Die Leistungen der anderen akkubetriebenen Geräte waren dagegen gut (Nike Sportwatch und Garmin Forerunner 210).
Drei Modelle mit waschbaren Brustgurten
Beim Tragekomfort des Gurts gab es nur leichte Unterschiede. Die schlechtesten Werte erhielten hier Multi Nav-2 und K-Tec: Das steife Kunststoffband der Multi Nav-2 empfanden die Tester als rutschig, das dünne Band der K-Tec als unangenehm. Bei den Polar-Modellen zwickte der Verschluss. Positiver Hygieneaspekt: Die Gurte von Polar, Suunto und Nike sind in der Maschine waschbar.
Speziell nützlich für Läufer kann ein Schuhsensor sein, wie ihn Suunto und Nike mitliefern. Mit ihm lassen sich auch ohne GPS Geschwindigkeit und Distanz messen (siehe Kasten).
Kriterien
Das deutsche Prüfinstitut BBM Testlab hat im Labor sowie in einem Praxistest mit vier Testpersonen zwischen 23 und 49 Jahren die Pulsmesser überprüft. Die einzelnen Kriterien waren:
- Bedienung: Sind Bedienungsanleitung und Menüführung verständlich? Lässt sich das Gerät unkompliziert in Betrieb nehmen? Ist das Display auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen lesbar?
- Störanfälligkeit: Lassen sich die Messdaten zum Beispiel durch eine Hochspannungsleitung oder andere Pulsmessgeräte beeinflussen?
- Tragekomfort: Lassen sich der Gurt und die Uhr bequem tragen? Verrutscht oder drückt etwas?
- Datengenauigkeit: Weicht die Pulsfrequenz von der eines Referenzgeräts ab?
- Vielseitigkeit: Ausstattung (zum Beispiel GPS, Schuhsensor, Computer-auswertung, Beleuchtung) sowie Einsatzmöglichkeiten (Sportarten) wurden erfasst und entsprechend ihrer Bedeutung gewichtet.n Batteriewechsel/ Betriebsdauer: Wie schnell und einfach lässt sich die Batterie wechseln respektive wie lange hält der Akku?
Zusatzfunktionen
Wie stark pumpt das Herz bergauf, wie schnell erholt es sich bergab? Wie viele Kilometer habe ich im letzten Monat geschafft? Ambitionierte Sportler und Technikfans wollen ihre Trainingsdaten auch auswerten und am Computer darstellen können. Das geht mit Pulsmessgeräten, die über einen GPS-Empfänger verfügen. Dieser registriert zurückgelegte Strecke, Geländehöhe, Steigungen und Geschwindigkeit.
Von den getesteten Geräten verfügen nur Garmin Forerunner 210, Nike+ Sportwatch und Multi Nav-2 über einen eingebauten GPS-Empfänger. Im Test erwiesen sich die GPS-Daten von Garmin und Nike als recht zuverlässig. Einzig bei der Multi Nav-2 kam es vereinzelt zu deutlichen Abweichungen zur tatsächlichen Strecke.
Schönheitsfehler des ansonsten guten Nike-Modells: Der Datentransfer zum PC funktionierte erst nach umständlicher Anmeldung auf der Firmenwebsite. Dennoch kam es in zwei von zwölf Fällen zu Datenverlust. Die Garmin-Uhr übernahm die Daten mühelos und stellte sie sehr gut dar.