Putzen mit Mikrofasern: Eine saubere Sache ohne Che mie
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K-Tipp 15/2001
19.09.2001
15 Mikrofaser-Tücher im Test Die Besten wischen auch hartnäckigen Schmutz weg
Ohne Reinigungsmittel umweltschonend putzen: Die meisten Mikrofaser-Tücher halten, was die Hersteller versprechen. Doch bei hartnäckigem Schmutz bekommen einige der «Wundertücher» Probleme.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Kein Arsenal von Flaschen mit Ätz- und Scheuermitteln, keine gefüllten Wassereimer mit Schmutzwasser: Viele Putzwagen, mit denen das Reinigungspersona...
15 Mikrofaser-Tücher im Test Die Besten wischen auch hartnäckigen Schmutz weg
Ohne Reinigungsmittel umweltschonend putzen: Die meisten Mikrofaser-Tücher halten, was die Hersteller versprechen. Doch bei hartnäckigem Schmutz bekommen einige der «Wundertücher» Probleme.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Kein Arsenal von Flaschen mit Ätz- und Scheuermitteln, keine gefüllten Wassereimer mit Schmutzwasser: Viele Putzwagen, mit denen das Reinigungspersonal an der Universität Zürich durch Hörsäle und Büros zieht, sind heute nur noch mit einem Stapel Mikrofaser-Tücher bestückt. Dazu kommt ein Wassersprüher, um die Oberflächen vor dem Abwischen zu befeuchten. Der Einsatz von «Wundertüchern», wie sich einige Produkte selber rühmen, wird bei grossen Institutionen und Putzinstituten immer häufiger. «Wir beobachten auch bei privaten Reinigungsunternehmen, dass das Mikrofaser-Tuch chemische Mittel ablöst», sagt Angelika Joss, Leiterin des Uni-Reinigungsdienstes.
Die Umstellung auf Mikrofaser-Tücher sei aber nicht einfach, sagt Köby Villiger, der als Vorgänger von Joss erfolgreich Pionierarbeit für die Mikrofaser-Tücher geleistet hat. Der falsche Grundsatz «je mehr Chemie, desto sauberer» sei fest in den Köpfen der Leute verankert. Er habe die Putzmittel wegschliessen müssen, damit sie das Personal nicht doch verwendet.
Der Wechsel von der chemischen zur mechanischen Reinigung bringt nicht nur ökologische und gesundheitliche Vorteile. Wenn weniger Reinigungschemie und Wasser verwendet werden, sinkt die Umweltbelastung, und Putzpersonal und Benützer der Räume sind nicht mehr gesundheitlich bedenklichen Stoffen ausgesetzt.
Die Umstellung auf Mikrofaser-Tücher lohnt sich auch finanziell. Die Putzkosten für das Gebäude, in dem die Uni versuchsweise komplett auf die feinen Tücher umgestellt hat, verringerten sich um ein Drittel - konkret um über 2000 Franken pro Jahr.
Auf den Etiketten und Beipackzetteln loben die Hersteller die besonderen Fähigkeiten ihrer Putzlappen. So sollen die meisten Tücher gemäss Deklaration umweltschonend reinigen, weil keine chemischen Produkte nötig sind. Einige Hersteller schreiben, ihre Tücher seien für alle Verschmutzungen geeignet: «Entfernt jeden Schmutz.»
Doch wie gut lösen die gängigen Mikrofaser-Tücher ihre Versprechen ein? Reinigen sie bloss Glas, wischen sie nur Staub weg? Oder lösen sie auch hartnäckigen Schmutz?
Der K-Tipp hat bei Grossverteilern, Warenhausketten und Drogerien 15 Mikrofaser-Tücher gekauft und sie testen lassen. Das Institut für Produktforschung und Information (ipi) hat die Putzlappen geprüft.
Von Eigelb bis Kalk: Härtetest auf verschiedenen Unterlagen
In einem Labortest mussten die Tücher eine Reihe von Verschmutzungen auf sieben verschiedenen Unterlagen entfernen - ohne Zusatz von chemischen Reinigungsmitteln:
- eingetrocknetes Fett und Eigelb auf Kunststoff (simuliert eine Küchenkombination)
- eingetrocknetes Fett und Eigelb auf Chromstahl
- Fett auf Glas (Fenster, Spiegel)
- Kalkrückstände auf Badezimmerplättli
- Bratensauce auf Email
- Insekten auf Autolack
- Staub auf Holz
Zum Vergleich hat das Labor mit einem herkömmlichen Putztuch die gleichen Tests durchgeführt. Dabei verwendeten die Prüfer ein Vileda-Schwammtuch mit Allzweckreiniger (Mr. Proper), beim Putzen von Holz ein normales Staubtuch. Im Gegensatz zum Schwammtuch waren die Mikrofaser-Tücher bloss mit Wasser befeuchtet. Einzig beim Wischen von Staub auf Holz wurden die Tücher trocken eingesetzt.
Trotz Beigabe des chemischen Allesreinigers musste sich das Schwammtuch von fünf Mikrofaser-Tüchern übertrumpfen lassen. Die beste Reinigungsleistung mit den höchsten Punktetotals erzielten die beiden Produkte
- Spontex Glanz-Wunder, Mikro-Faser Premium Soft Qualität (in Drogerien erhältlich) und
- Cif Microfibre Mikrofasertuch (Coop)
Ebenfalls bessere Noten als das Vergleichstuch erhielten:
- Ebnat Mikrofaser Wundertuch (Coop)
- Vileda Micro-Aktiv (Giro) und
- Coop Mikrofasertuch (Coop)
Auffällig ist, dass die verschiedenen Tücher - abhängig von Verschmutzungsart und Unterlage - den Schmutz mit Leichtigkeit oder nur mit Mühe wegwischen können. Je nach Beschaffenheit des Materials haben die Tücher unterschiedliche Stärken und Schwächen.
Die meisten Tücher reinigen Glas und Holzmöbel mühelos
So verpassten sieben Produkte beim Entfernen von Kalk auf Plättli die Note «genügend» (60 Punkte). Beim gleichen Teiltest erreichten aber das Coop Mikrofasertuch und Miobrill Supraplus («Mikrofasertuch der Profis») die Noten «sehr gut».
Umgekehrt war genau dieses Miobrill-Tuch bei den klassischen Mikrofaser-Anwendungen Glas reinigen und Staub auf Holz entfernen relativ schwach. Die meisten Tücher erledigten diese Aufgaben problemlos.
Mit Insekten auf Autolack hatten alle Tücher Mühe: Die besten Tücher erreichten 63 von 100 Punkten. Thomas Benne, beim Prüfinstitut für den Test verantwortlich, vermutet, dass «Mikrofaser-Tücher generell mit grösseren, fest haftenden Schmutzteilchen Mühe haben, wie sie in diesem Teiltest wegzuwischen waren».
Ganz durchgefallen ist das Tuch Scotch-Brite von 3M. «Die Stärken der Mikrofaser-Produkte im Allgemeinen liegen in der sanften, nichtmechanischen Reinigung», schreibt 3M, nachdem der K-Tipp die Firma mit den Testresultaten konfrontiert hatte. Für hartnäckige Verschmutzungen empfiehlt das Unternehmen Schwämme mit Scheuerwirkung aus dem eigenen Sortiment. Ausserdem seien Verschmutzungen wie Kalk nicht ohne Chemie zu lösen. Doch andere Produkte konnten im Test immerhin einen Teil des Kalkes entfernen.
Rezi, der Hersteller des Mikrofaser-Tuches Best magic-clean Micro-Fibre von ABM, kritisiert ebenfalls die Testanlage. «Wir haben nie behauptet, dass wir ohne Chemie auskommen», schreibt Rezi weiter. Auf der Verpackung empfiehlt Rezi denn auch, bei starker Verschmutzung «ein paar Tropfen Haushaltsreiniger» zuzugeben.
Wie 3M weist Coop darauf hin, dass sich «Mikrofaser-Tücher nicht speziell zum Scheuern eignen». Trotzdem lösten die meisten Produkte von Coop die Aufgabe mit hartnäckigen Verschmutzungen gut.
Die Firma Tegra, Vertreiberin des Jumbo-Tuches Nigrin, reagierte auf die Testresultate mit der Mitteilung, das Tuch sei «seit Frühjahr nicht mehr im Sortiment».
Ha-Ra hat als Reaktion auf das Testresultat von Ha-Ra Brillant Super verlangt, dass der K-Tipp auch Ha-Ra Saphir testen lasse. Dieses Tuch sei für starke Verschmutzungen geeignet, während Ha-Ra Brillant nur für leichte Verschmutzungen anzuwenden sei. Trotzdem steht auf der Verpackung «universell einsetzbar».
Der K-Tipp hat Ha-Ra Saphir zum Nachtest ins Labor geschickt. Dieses Tuch erhielt zwar mit 74 Punkten eine etwas höhere Bewertung als Ha-Ra Brillant, hätte aber trotzdem nur das Gesamturteil «genügend» erreicht.
Putzkraft der Mikrofasern überraschte selbst die Tester
Neben der Reinigungswirkung hat das Prüflabor auch untersucht, ob die Kleinst-Fasern beim Reinigen die Unterlagen Kunststoff und Lack beschädigen. Auf dem Lack konnten die Tester keine Spuren feststellen, auf dem Kunststoff hinterliessen drei Tücher geringe Spuren: Ebnat Mikrofaser-Wundertuch, Walther Wundertuch und Flinka Star.
Insgesamt zeigt sich der Test-Verantwortliche Thomas Benne überrascht, dass sich Mikrofaser-Tücher so gut gegen Putzmethoden mit chemischen Hilfsmitteln behaupten können: «Vor allem habe ich nicht erwartet, dass die besten Tücher bei Fettverschmutzungen so gut mithalten.»
Einen grossen «Nachteil» macht Köby Villiger, der das Pilotprojekt an der Uni betreute, bei den Mikrofaser-Tüchern aus: «Die Leute glauben, es sei nur dann sauber, wenn es nach Putzmittel riecht.» Und dieser Geruch fehle halt nach der Reinigung ohne Chemie.
Es geht auch ohne Putzmittel
Mit Mikrofaser-Tüchern bringen Sie Ihren Haushalt ohne Putzmittel auf Hochglanz. Daniel Berti, Berater für Reinigungstechnik bei Grossfirmen und Verwaltungen, gibt die wichtigsten Tipps.
- Wer mit Mikrofaser-Tüchern putzt, verzichtet am besten konsequent auf Putzmittel. Ausnahme: Zum Lösen von Kalk ein chemisches Mittel verwenden.
- Wo Sie trotzdem ein Putzmittel einsetzen, verwenden Sie es besser mit einem normalen Tuch.
- Nicht mit Mikrofaser-Tücher putzen sollten Sie geöltes Holz, weil das Gewebe die schützende Ölschicht aus dem Holz löst.
- Wenn Ihr Mikrofaser-Tuch zwei verschieden beschaffene Seiten hat: Reinigen Sie leichte Verschmutzungen wie Staub und Fingerabdrücke mit der feinen Seite, stärkere Verschmutzungen mit der rauen Seite.
- Verwenden Sie möglichst wenig Wasser. Je nasser das Tuch, desto weniger Schmutz kann es aufnehmen: das Tuch befeuchten und gut auswringen. Oder die zu reinigenden Flächen mit Wasser besprühen und mit einem trockenen Tuch darüber wischen.
- Beim Reinigen nicht zu stark drücken, die Fasern können sonst ihre volle Wirkung nicht entfalten.
- Das Mikrofaser-Tuch nie mit Putzmitteln verwenden, auch wenn das der Hersteller empfiehlt. Putzmittel (auch Seife) verkleben die Oberflächen der Fasern und vermindern so ihre Wirkung.
- Nach dem Gebrauch das Tuch mit wenig Gallseife auswaschen, gut auswinden und zum Trocknen aufhängen. Es genügt, wenn Sie das Tuch erst nach mehrfachem Gebrauch in der Maschine waschen.
- Beim Waschen nie Weichspüler verwenden, weil er Mikrofasern verklebt.
- Haben Sie Geduld, wenn Sie mit Mikrofaser-Tüchern zu reinigen anfangen. Erst wenn alle Reinigungsmittel-Reste entfernt sind, entfalten die Tücher ihre volle Wirkung.
Weitere Putztipps im Internet: www.ktipp.ch unter «Gratis für Sie» den Link «Frühlingsputz» anklicken.
Eine Faser ist 100-mal feiner als ein Haar
Mikrofaser-Tücher werden aus den Kunstfasern Polyamid und Polyester hergestellt. Die Putztücher bestehen aus Millionen von Einzelfasern. Jede Faser ist 100-mal feiner als ein Menschenhaar. Eine Mikrofaser ist so dünn, dass eine 10 000 m lange Faser nur ein Gramm wiegt.
Bei der Herstellung erhalten die Fasern Ecken und Kanten. Dank ihrer Feinheit und der rauen Oberfläche lösen sie den Schmutz besser als herkömmliche Fasern. Ihre Oberfläche ist so gross, dass ein Tuch im Verhältnis zum eigenen Volumen bis zu sechsmal mehr Schmutz aufnehmen kann.