Die Mens war für Eveline Wittwer jeweils eine Qual. «Ich hatte so starke Blutungen, dass ich kaum noch aus dem Haus konnte», sagt die 54-Jährige aus Rüttenen SO. Sie hatte so wenig Eisen im Blut, dass ihr Haare ausfielen. Ursache der Beschwerden war eine gutartige Geschwulst in der Gebärmutter, die so gross war wie eine Grapefruit: ein Myom.
Mehr als ein Viertel der Frauen hat Myome, Probleme machen sie einer von drei Frauen. Myome können nicht nur starke Blutungen auslösen, sondern auch ein Druckgefühl im Unterbauch und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Viele Ärzte raten dann, die Gebärmutter zu entfernen. In der Schweiz unterziehen sich jährlich 11 000 Frauen dieser Operation. Das hat für Patientinnen oft unangenehme Folgen: Sie haben einen schwächeren Orgasmus, die Scheide senkt sich oder sie bekommen psychische Probleme.
Es gibt jedoch Alternativen zur radikalen Operation. Oft genügt es zum Beispiel, nur die Myome aus der Gebärmutter zu entfernen. Der grosse Vorteil: Die Frau kann wieder schwanger werden (siehe PDF).
Seltener empfehlen Ärzte eine Embolisation. Dabei spritzt der Arzt Kunststoffkügelchen in die Blutgefässe, die die Myome versorgen. Die Gefässe verstopfen und die Myome schrumpfen. Das kann aber schmerzhaft sein, weil der Körper das abgestorbene Gewebe nur langsam abbaut. Frauenärztin Helene Huldi aus Solothurn rät davon ab. Vor vier Jahren hat eine Studie mit rund 120 Frauen gezeigt: Nach einer Embolisation waren häufiger weitere Behandlungen nötig. Zudem wurden Frauen weniger oft schwanger als nach einer Operation, bei der Ärzte die Myome entfernt hatten.
Eine andere Methode ist der fokussierte Ultraschall. Dabei treffen Ultraschallwellen auf den Kern der Geschwlust, die danach schrumpft. Chefarzt Andreas Günthert von der Neuen Frauenklinik in Luzern, rät zur Vorsicht: Die Methode berge das Risiko, dass andere Organe getroffen würden. Ausserdem sei sie noch wenig erforscht.
Kur mit neuem Mittel lässt Myome schrumpfen
Relativ oft verschreiben Ärzte Hormone. Neu ist Esmya. Das Medikament enthält den Wirkstoff Ulipristalacetat. Die Solothurner Frauenärztin Regina Widmer verordnet es bei starken Symptomen. «Bei vielen Frauen stoppen übermässige Blutungen nach einer dreimonatigen Kur sehr schnell und Myome werden kleiner», sagt Widmer. Doch bei anderen Patientinnen seien die Beschwerden nach einigen Wochen wieder da und würden eine zweite Kur nötig machen.
Andreas Günthert hält die Pille dennoch für einen grossen Fortschritt, weil sie die Myome ohne Operation verkleinern kann. Bei Eveline Wittwer wurden die Blutungen dank Esmya schwächer. Auch bei Mirella Thomann aus Luterbach SO war das so. Doch am Anfang litt die 49-Jährige unter Nebenwirkungen: «Schluckte ich die Pille morgens, war mir schlecht, ich konnte kaum arbeiten.» Seit sie sie abends nehme, habe sie kaum noch Probleme.
Ärztin Huldi empfiehlt auch oft eine Verhütungsspirale mit Gestagen wie Mirena. Allerdings sind bei Myomen mehr Nebenwirkungen als sonst möglich. Bayer schreibt, Mirena sei nicht zum Behandeln von Myomen zugelassen.
Ein massiver Eingriff in den Hormonhaushalt stellt die Anti- Hormontherapie dar. Sie täuscht einen hohen Östrogenpegel vor. Die Eierstöcke produzieren kein Östrogen mehr, Myome schrumpfen. Diese Therapie ist sinnvoll, wenn man die Myome vor einer Operation verkleinern will. Nachteil: Eine Hormontherapie kann Kopfweh, ein höheres Risiko für Blutgerinnsel oder Depressionen verursachen.
Sanfte Medizin und Bewegung wirken oft
Wer keine Hormone schlucken möchte, kann Myombeschwerden sanft bekämpfen. Helene Huldi rät, zuerst alternative Methoden auszuprobieren, etwa traditionelle chinesische Medizin – speziell, wenn die Patientin noch ein Kind möchte.
Auch in der Pflanzentherapie gibt es gute Mittel: Mönchspfeffer kann starke Blutungen und Schmerzen lindern, Tees aus Schafgarbe, Frauenmantel und Hirtentäschelkraut lösen Krämpfe. Brennnessel, Löwenzahn und Vogelknöterich regen die Blutbildung an. «Diese Methoden helfen einem Drittel meiner Patientinnen und sorgen bei einem weiteren Drittel für Besserung», sagt Huldi.
Nebst Medizin können Bewegungstherapien wie Luna-Yoga helfen. Bewegung wirkte auch bei Wittwer: «Seit ich Pilates mache und so die Muskeln im Beckenboden stärke, geht es mir viel besser.»