Skihelme mit Visier sollen nicht nur bei Unfällen den Kopf schützen, sondern auch die Augen vor Wind, Sonne und Schnee. Zudem sorgen die getönten Scheiben für bessere Sicht auf der Piste. Dank der am Helm fixierten Blende braucht man keine Sonnenbrille mitzunehmen. Praktisch ist, dass man unter dem Helm seine normale Brille tragen kann. Weniger empfehlenswert sind solche Helme für Touren im Hochgebirge: Das Visier dichtet bei starkem Wind zu wenig ab.
Der K-Tipp hat gemeinsam mit dem österreichischen Verein für Konsumenteninformation sieben aktuelle Modelle getestet. Vier davon sind in der Schweiz erhältlich. Jeder Helm musste strenge technische Prüfungen bestehen. Zudem wurde untersucht, ob die verwendeten Materialien Schadstoffe enthalten.
Das erfreuliche Resultat: Alle Helme schützen den Kopf ausreichend vor spitzen Gegenständen wie etwa Skistöcken. Auch dämpfen sie den Aufprall bei einem Sturz ab.
Mehr Schadstoffe im Innenfutter als früher
Allerdings schneiden der Alpina «Jump JV» und der Bollé «Backline Visor Soft» punkto Stossfestigkeit weniger gut ab als der Cratoni «Slash V» und der «HLMT 300» von Uvex. Letzterer kostet 319 Franken und erreichte als einziger Helm das Gesamturteil «gut», die anderen Modelle lediglich ein «genügend».
Anlass zur Kritik geben – wie schon in früheren Helmtests – die Haltesysteme: Zwar sitzen alle Modelle gut auf dem Kopf, sodass sie bei einem Aufprall weder nach vorne noch nach hinten abrutschen. Doch bei den getesteten Helmen von Bollé und Cratoni reissen die Kinnriemen unter extremer Belastung zu spät. Im Ernstfall kann dies zu schweren Halsverletzungen führen.
Die Visiere sind robust gebaut: Sie brechen und splittern auch bei tiefen Temperaturen nicht, wenn die Scheibe einen Schlag bekommt. Trotzdem sollte man sorgfältig damit umgehen. Vor allem verspiegelte Scheiben sind schnell zerkratzt, wenn man mit dem Handschuh übers Visier wischt. Ein zerkratztes Visier aber irritiert beim Fahren.
Immerhin: Die Visiere sind bei sämtlichen Modellen austauschbar. Das Ersetzen funktioniert aber nicht bei allen gleich gut: Am einfachsten und ohne Werkzeug geht das bei den Helmen von Alpina und Bollé.
In Europa gilt ein hundertprozentiger UV-Schutz bereits bei der Abschirmung bis zu einer Wellenlänge von 380 Nanometern als erfüllt. Alle Visiere halten diese Norm ein. Nach dem heutigen Stand der Technik wäre auch ein UV-Schutz bis 400 Nanometer möglich. Diesen Standard, der bei Sonnen- und Skibrillen gängig ist, erreichen die Visiere jedoch nicht.
Besonders unerfreulich: Die Innenfutter der Helme und die Schaumstoffauflage der Visiere enthalten im Vergleich zu früheren Tests mehr heikle Substanzen. Das wäre nicht nötig: Technisch ist es möglich, Innenfutter und Schaumstoffauflagen herzustellen, die nicht mit Schadstoffen belastet sind.
Die Vor- und Nachteile auf einen Blick
Uvex «HLMT 300»
- Belüftung gut einstellbar
- Innenfutter waschbar
- Freiraum für die Ohren
- Unterkante mit Gummi eingefasst
- Kopfband: Verstellrad eher klein, aber griffig
- Umständliche Visiermontage
- Helm eng geschnitten
Alpina «Jump JV»
- Weicher Kinnriemenschutz
- Verstellrad fürs Kopfband sehr griffig
- Freiraum für die Ohren
- Visier leicht montierbar
- Zentraler Belüftungsschieber
- Ungenügende Stossdämpfung
- Kinnriemenschutz kann sich verdrehen
Cratoni «Slash V»
- Breiter, verdrehsicherer Kinnriemenschutz
- Gute Belüftung
- Innenfutter herausnehmbar
- Belüftungsschieber schwer zugänglich
- Kein Freiraum für Ohren, geringe Polsterung
- Kinnriemen reisst unter Belastung zu spät
- Visier schwierig zu montieren, schliesst unten nicht richtig ab
Bollé «Backline Visor Soft»
- Freiraum für die Ohren
- Zentraler Belüftungsschieber
- Visier leicht zu montieren
- Ungenügende Stossdämpfung
- Kinnriemen reisst unter Belastung zu spät
- Schmaler Kinnriemenschutz
- Keine Abdichtung zwischen Helm und Visieroberkante
So wurde getestet
Die Visier-Skihelme wurden in Anlehnung an die geltenden EU-Normen nach folgenden Kriterien geprüft:
- Technische Prüfung: Helm: Wie stossfest ist er? Schützt er vor spitzen Gegenständen? Wie ist das Haltesystem? Gibt der Kinnriemen bei starkem Zug nach? Wie gut ist der Helm verarbeitet?
- Visier: Wie robust ist es? Ist der UV-Schutz ausreichend? Wie kratzfest ist die Scheibenoberfläche?
- Handhabung: Sechs Personen bewerteten Anpassen, Tragekomfort, Belüftung der Helme und ob man Geräusche gut hört. Zudem beurteilten sie die Handhabung des Visiers mit und ohne aufgesetzte Brille, das Sichtempfinden sowie den Visieraustausch.
- Schadstoffe: Helm-Innenmaterial und Visier-Schaumstoffauflage wurden auf Weichmacher, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Flammschutzmittel und phenolische Verbindungen untersucht. Viele dieser Stoffe sind krebserregend.