Spar-Filiale im österreichischen Fussach bei Bregenz: Rechts vom Eingang türmen sich die Schoggi-Osterhasen. Die meisten davon sind in der Schweiz hergestellt und stammen von Migros und Coop.
Auf der Verpackung des «Spar Premium Osterhasen» steht: «Sorgfältig hergestellt in der Schweiz für Spar Österreich.» Ein Etikett auf der Kartonbox mit den Hasen verrät die genaue Herkunft: «Chocolat Frey AG, CH-5033 Buchs». Hersteller der Osterhasen ist also die Migros-Tochter Frey AG.
Gleich daneben lagern Hasen der Marke Swiss Confisa. Dahinter verbirgt sich Chocolats Halba in Wallisellen ZH. Die Firma gehört zu Coop Schweiz.
Diverse Schweizer Markenprodukte in den Regalen
Nicht nur bei den Osterhasen ist das Herstellungsland Schweiz Trumpf in österreichischen Spar-Läden. Die rund 16 000 Filialen setzen auch sonst stark auf Schweizer Schokolade: Neben den Markenprodukten Toblerone, Lindt und Camille Bloch findet sich eine Spar-Eigenmarke – hergestellt in der Schweiz. Ein Anruf beim Kundendienst am Salzburger Hauptsitz bestätigt: Sie stammt von Chocolat Frey und ist identisch mit den Migros-Schokoladen in der Schweiz.
Im Ausland sind die Schweizer Produkte billiger als in der Schweiz. Beispiel Spar-Filiale in Fussach: Der Frey-Osterhase kostet hier umgerechnet Fr. 3.20, in der Migros Fr. 3.50. Die ebenfalls von Frey stammende Milchschokolade mit Haselnuss und Krokant ist in Österreich für Fr. 2.13 erhältlich, in der Migros kostet sie Fr. 3.95. Und die Lindt-Schokolade Lindor Milch verkauft Spar für umgerechnet Fr. 1.70 gegenüber Fr. 2.20 bei Coop in der Schweiz.
Mit Caffè Latte ist auch der Schweizer Milchkonzern Emmi in den Filialen von Spar Österreich präsent. Letztes Jahr verkaufte Emmi gemäss eigenen Angaben rund 75 Millionen Becher im Ausland. Dafür kassierte Emmi rund 3 Millionen Franken an Schweizer Steuergeldern.
Warum das? Die Hersteller erhalten Steuergelder, weil sie für ihre Produkte Schweizer Milch verwenden (saldo 10/14). Diese Subventionen dienen dazu, Schweizer Produkte wie Milch, Butter oder Weizenmehl zu verbilligen, sofern sie ins Ausland exportiert werden. Davon profitieren nicht nur die Schokoladenfabrikanten, sondern die ganze exportierende Nahrungsmittelindustrie der Schweiz – darunter Nestlé, Kambly und Unilever.
Bundesrat will die Subventionen erhöhen
70 Millionen Franken bezahlte die Bundeskasse letztes Jahr den Lebensmittelproduzenten. Kürzlich hat der Bundesrat einer Erhöhung auf 90 Millionen Franken zugestimmt. Der definitive Entscheid liegt beim Parlament.
Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker verteidigt das Millionengeschäft, das Geld komme letztlich der Landwirtschaft zugute. Die Zahlungen würden die hohen inländischen Preise für Agrarprodukte gegenüber dem Ausland ausgleichen.
Ins selbe Horn stösst Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Wegen der weitgehenden Abschottung des Schweizer Agrarmarktes brauche die Migros die Subventionen: «Nur so kann die exportierende Nahrungmittelindustrie international konkurrenzfähig sein.»
Steuergelder für Konzerne und Grossverteiler
Mit 70 Millionen Franken haben die Steuerzahler im letzten Jahr die Exporte der Schweizer Lebensmittelindustrie unterstützt. Am meisten Geld kassierte der Nahrungsmulti Nestlé mit 19,9 Millionen Franken. Es folgen die Toblerone-Herstellerin Mondelez mit 16,6 und Lindt & Sprüngli mit 5 Millionen Franken. Der Milch- und Getreideverarbeiter Hochdorf erhielt 5,8, Emmi 3,3 und die Winterthurer Nordostmilch 2,4 Millionen Franken.
Coop hat mit ihren Betrieben Chocolats Halba und Coop Zentralschweiz-Zürich Ausfuhrbeiträge von 652 000 Franken kassiert. Sogar auf über 3,5 Millionen Franken kommt die Migros mit ihren Produktionsbetrieben Chocolat Frey, Bischofszell, Jowa und Midor. Allein auf Chocolat Frey entfallen fast 2 Millionen Franken Subventionen.