Viele Bergbahnen bieten ihre Skiabos heute zu «dynamischen» Preisen an. Das hört sich gut an. Doch die Preise sind vor allem eines: unberechenbar. Wer Ski fahren will, muss künftig damit rechnen, zu viel zu bezahlen.
Als typisches Beispiel für das Durcheinander bei den Preisen sei Laax GR erwähnt:
Die Preise für die Tageskarten richten sich nach der Saison, nach dem Buchungszeitpunkt sowie nach der Anzahl geöffneter Bahnen und Pisten.
So kommen Preise zwischen 49 und 80 Franken zustande. Jedenfalls für Kunden, die ihre Tageskarte via Handy-App lösen.
Auf der Website gibt es die Tageskarten zurzeit noch zum gleichen Preis wie beim Kauf via App. Aber vom 1. Dezember an gilt auf der Website der Fixpreis von 80 Franken.
Wer die Tageskarte an der Kasse kauft, zahlt stets 85 Franken.
Preise je nach Wetter und Buchungsstand
Alles klar? Natürlich nicht. Andere Skigebiete bilden die Preise auf noch kompliziertere Weise: Auf der Belalp VS und am Pizol SG zum Beispiel spielt auch das Wetter eine Rolle, im Oberengadin GR der Buchungsstand. Die Unterschiede zwischen Mindest- und Höchstpreis sind gross: So kostet etwa in Arosa GR und auf der Lenzerheide GR eine Tageskarte mindestens 36 und höchstens 75 Franken (siehe Tabelle im PDF).
Für die Bergbahnbetreiber haben die veränderlichen Preise einen schönen Nebeneffekt: Sie können die Preise erhöhen. Und wenn sie Glück haben, merkts im ganzen Preis-Chaos niemand.
So hat Laax den Preis für eine Tageskarte an der Kasse von 78 auf 85 Franken angehoben. Das ist ein Aufschlag von 9 Prozent. Von 108 auf maximal 114 Franken schlägt die Tageskarte in Zermatt VS (inklusive Breuil-Cervinia und Zubringerbahn ab Täsch) auf. Das sind 6 Prozent.
Geheimniskrämerei um Tagespreise
In anderen Skigebieten sind die Preise sogar nach oben offen. In Andermatt UR kostete die Tageskarte vor zwei Jahren noch 60 Franken. Seither wirbt Andermatt grossmundig mit Tageskarten für 10 Franken. Doch diese gibts nur an zehn Mittwochen. Wie viel eine Tageskarte an einem Sonntag bei schönem Wetter und guten Pisten kostet, das können oder wollen die Bergbahnen nicht preisgeben.
Nach oben offen ist die Preisskala auch im Oberengadin. Die Bergbahnbetreiber sagen nur: «Wir erwarten an den absolut stärksten Tagen Preise um 100 Franken.» Im vergangenen Jahr kosteten die Tageskarten für die Corvatsch oder die Corviglia-Seite 79 Franken. Der Aufschlag an einem Spitzentag betrüge bei einem Preis von 100 Franken happige 27 Prozent.
Einen anderen Weg gingen letzten Winter die Walliser Skigebiete Lauchernalp, Rieder-, Bettmer- und Fiescheralp sowie Bellwald. Interessierte konnten wie bei einer Auktion einen Preis für eine Tageskarte bieten. Wenn die Bergbahnbetreiber einverstanden waren, kam das Geschäft zustande.
Sparen kann man bei Schneefall im Januar
Von den drei Gebieten gibt nur Bellwald dazu Zahlen bekannt: Ganze 140 Gebote gingen während des Winters ein. Wie viele Tageskarten auf diesem Weg dann tatsächlich verkauft wurden, will in Bellwald niemand sagen. Und die Betreiber der Buchungsplattform Skinow sagen es auch nicht. Viele werden es nicht gewesen sein. Denn Bellwald verkauft die Tageskarten nicht mehr im Auktionsverfahren.
Einen Vorteil haben die flexiblen Preise: Wer gerne im Januar Ski fährt, zudem unter der Woche und bei dichtem Schneetreiben, kann von niedrigen Preisen profitieren (siehe Tabelle im PDF in der Spalte «Mindestpreis»). In mittelgrossen Skigebieten wie etwa Pizol SG oder Belalp VS gibt es Tageskarten im günstigsten Fall schon für weniger als 30 Franken.
Hürdenlauf auf den Buchungsplattformen
Dass die Bergbahnen die Skifahrer mit dem Preis-Durcheinander wieder auf die Pisten locken können, ist fraglich. Viel eher werden sie die bisherigen Kunden verärgern. Auch weil das Buchen vielerorts umständlich ist.
Wer beispielsweise die Preise in Andermatt einsehen möchte, muss sich registrieren, anmelden, einen Datenträger – etwa einen Swisspass – registrieren und eine Tageskarte darauf laden. Erst dann erfährt er den Preis.
Stolpersteine gibts auch auf den Internetseiten von Grindelwald, Wengen und Mürren (alle BE) sowie des Oberengadins. Wer nicht gut aufpasst, erwischt eine Tageskarte fürs ganze Skigebiet.
Doch diese teuren Tageskarten sind nicht sinnvoll. Denn kaum jemand wird im Oberengadin an nur einem Tag sowohl die Corviglia- als auch die Corvatsch-Seite befahren. Und im Berner Oberland auch nicht am gleichen Tag den Männlichen und das Schilthorn.