Der Ärger in der Bevölkerung über ­steigende Preise bei Bundesbetrieben ist gross. Da passt es schlecht ins Bild, dass ­dieselben Bundesbetriebe plötzlich grosszügig in die Schatulle greifen, wenn es darum geht, ein Prestigeprojekt wie «Gottardo 2016» mitzufinanzieren.

Kern des Projekts sind die Feiern zur offiziellen Eröffnung des Gotthard-Basistunnels, die Anfang Juni 2016 über die Bühne gehen werden. Sie starten am 1. Juni mit einem offiziellen Staatsakt im Beisein von viel Polit-, Kultur- und Wirtschaftsprominenz aus dem In- und Ausland. Es folgt ein Anlass für die Mitarbeiter. Am 4. und 5. Juni schliesslich gibts ein Fest für die Bevölkerung an beiden Enden des Tunnels.

Zu «Gottardo 2016» gehörten und gehören aber auch Aktivitäten wie der plakative Start ins Countdown-Jahr am 1. Juni 2015, die Gestaltung von zwei Werbeloks, der Internetauftritt unter www.gott­ardo2016.ch, ein Wettbewerb zur Verlosung der Plätze in den Eröffnungszügen und grossflächige Reklame fürs erwähnte Volksfest.

2 Millionen kommen von Sponsoren

Das alles ist nicht gratis. Ganz im Gegenteil – 12,5 Millionen Franken wird die Sache insgesamt kosten: 8 Millionen stammen aus dem auch mit Steuergeldern ausgerüsteten Fonds zur Finanzierung der schweizerischen Eisenbahngrossprojekte (FinöV). 2,5 Millionen liefern die SBB «in Form von Eigenleistungen». 

Weitere 2 Millionen Franken bringen Sponsoren auf, zu denen auch die Bundesbetriebe Post und Swisscom gehören. Beide geben an, sich vorab «mit Sachleistungen» zu beteiligen.

Doch damit nicht genug: Zu den Kosten von «Gottardo 2016» kommen weitere Aufwendungen, und zwar für die Kam­pagne mit dem Namenm «Gottardo 2016 plus». Daraus wurde zum Beispiel der TV-Spot «Durch und durch die Schweiz» bezahlt, der diesen Sommer über die Schweizer Bildschirme flimmerte. Die Kampagne wird von den SBB und Sponsoren getragen. Wie viel sie kostet, wollten die SBB nicht sagen.

«Schweizer Werte» – dank Ausländern

Fest steht dennoch: Im Hinblick auf die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels wird geklotzt und nicht gekleckert. Fragt sich bloss: wozu? 

«Grundidee der Kam­pagne ist es, in der Schweiz ein gewisses Gefühl des Stolzes und des Selbst­bewusstseins über das Erreichte zu wecken», heisst es im Bundesamt für Verkehr. Und mit der Eröffnung des Tunnels sollen «Schweizer Werte wie Innovation, Präzision und Zuverlässigkeit in die Welt» hinausgetragen werden, ist auf Gottar­do­2016.ch zu lesen.

Bliebe zu ergänzen, dass diese «Schweizer Werte» am Gotthard massgeblich von Hunderten Arbeitskräften aus Österreich, ­Italien, Deutschland, Portugal, Spanien, Slowenien und weiteren Ländern in die Tat umgesetzt wurden.