Für rund 300 Investoren ist es ein böses Erwachen. Sie legten in den letzten zwei Jahren insgesamt um die 5,3 Millionen Franken in der Olive Tree Invest S.L. mit Sitz in Palma de Mallorca an. Ob und wie viel sie von diesem Geld wiedersehen, werden sie erst am Ende des nun eingeleiteten Konkursverfahrens wissen.
Die Fäden der «nachhaltigen, krisensicheren und rentablen» Investition laufen in Basel zusammen: bei der Oliveda Switzerland und deren Alleininhaber Thomas Lommel. Die Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma hat die Liquidation gegen die Oliveda angeordnet. Das macht sie dann, wenn jemand bewilligungspflichtige Geschäfte tätigt, ohne dafür eine Bewilligung zu haben. Mit Datum 27. April 2015 eröffnete die Finma zudem gegen Oliveda ein Konkursverfahren. Die Gesellschaft ist pleite.
Die Finma wirft Oliveda Switzerland vor, sie habe ohne Bankbewilligung und deshalb unerlaubt Geld von Investoren entgegengenommen. Zudem habe sie die jährlichen Zinszahlungen an die Anleger nach dem Modell eines Schneeballsystems geleistet. Statt neue Anlagegelder ins Geschäft zu investieren, habe Oliveda damit die versprochenen Zinszahlungen beglichen. Ob Oliveda gegen das Vorgehen der Finma Rechtsmittel ergreift, ist offen. Anfragen von saldo blieben unbeantwortet.
«Das nachwachsende grüne Gold»
Die Geschäftsidee von Oliveda muss in den Ohren nachhaltig denkender Investoren wie Musik geklungen haben: «Das nachwachsende grüne Gold vom Mittelmeer» war einer der Slogans von Olive Tree Invest. Ein anderer: «Ausgewachsene Bio-Bergolivenbäume im Naturreservat für Naturmedizin und hochwirksame Bio-High-Tech-Kosmetik.» Unter dem Namen Oliveda verkauft die Oliveda GmbH mit Sitz in Berlin via Internet Kosmetika auf Olivenölbasis. Eine 50-Milliliter-Anti-Aging-Gesichtscreme kostet umgerechnet fast 40 Franken. Markenbotschafterin der Oliveda-Produkte ist Barbara Becker, die Ex-Frau von Tennisstar Boris Becker.
Wer mit Olive Tree Invest ins Geschäft kommen wollte, musste mindestens einen Olivenhain mit zehn Bäumen im spanischen Andalusien zu 9500 Franken kaufen. Als Eigentümer der Bäume verpachtete er diese an Oliveda zurück. Dafür erhielt er den jährlichen Pachtzins von 9,5 Prozent. Nach zehn Jahren kaufte Oliveda gemäss Vertrag die Bäume zum ursprünglichen Kaufpreis zurück.
Wenn potenzielle Anleger etwas hätte stutzig machen müssen, war es die versprochene Rendite. 9,5 Prozent Zins in einer Zeit, in der kaum mehr rentable Anlagen zu finden sind – da ist in der Regel etwas faul (siehe Kasten).
Die Finma schrieb 2010 in einem Papier zum Kundenschutz: «Es kann gar nicht genug gewarnt werden vor Angeboten, welche schlicht zu gut sind, um wahr zu sein.» Und weiter: «Gemeinsam ist diesen Fällen, dass am Schluss die Investitionen nicht zurückgezahlt werden.»
Die Finma greift in der Regel dann ein, wenn geschädigte Anleger sie auf einen Missstand aufmerksam machen. Für die meisten ist das zu spät. Der Schaden ist schon entstanden. Die Zeitschrift «K-Geld» warnte im Fall von Oliveda bereits im Februar 2014: «Setzen Sie nicht auf risikoreiche bäumige Renditegarantien» (Ausgabe 1/14).
Oliveda-Kopf Thomas Lommel bestreitet in einem Brief an ehemalige Kunden, dass die Oliveda Switzerland überschuldet oder zahlungsunfähig sei. Er bietet ihnen einen «gleichwertigen Olivenhain» als Ersatz an. Im Gegenzug müssen die Kunden ihm allerdings die Vollmacht erteilen, «mit dem Konkursverwalter über Ihre Forderungen zu verhandeln».
Stephan Pöhner, auf Anlegerfragen spezialisierter Jurist der AFP Advokatur Fischer & Partner Zürich, vermutet, dass Lommel erreichen will, dass im Liquidationsverfahren bei der Finma möglichst wenig Forderungen eingereicht werden. Bruno Schletti
So erkennen Sie zwielichtige Investitionsangebote
- Hohe Rendite- und Zinsversprechen sind grundsätzlich verdächtig. Vergleichen Sie Produkte, Renditen und Kommissionen mit anderen Angeboten.
- Misstrauen Sie bunten Hochglanzprospekten und knackigen Werbesprüchen. Recherchieren Sie stattdessen – am besten über Suchmaschinen im Internet –, ob Sie Informationen über die Anbieter und deren Anlageprodukte oder -projekte finden.
- Überprüfen Sie, ob die Verkäufer über eine Bewilligung der Finanzmarktaufsichtsbehörde (Finma) verfügen: www.finma.ch/d/beaufsichtigte.
- Sehen Sie nach, ob die Verkäufer auf der Finma-Negativliste für unbewilligte Institute aufgeführt sind: www.finma.ch/d/sanktionen/unbewilligte-institute.
- Betrüger halten sich gern im Hintergrund: Auf ihren Internetseiten und Prospekten fehlen Hinweise auf die Verantwortlichen.
- Dubiose Anbieter verweisen oft auf positive Beurteilungen durch Dritte. Wer diese Pseudo-Zertifikate verfasst hat, bleibt unklar.
- Lassen Sie sich bei Ihrem Anlageentscheid von niemandem unter Druck setzen – schon gar nicht am Telefon.