Samsung warnt in der TV-Bedienungsanleitung seine Kunden: «Sämtliche gesprochenen Worte werden bei der Spracherkennung erhoben und an einen Drittanbieter übertragen.» Grund: Die meisten Geräte können per Sprache gesteuert werden. Dafür sind Mikrofone eingebaut. Man kann sie auch zum Abhören und Aufzeichnen von Gesprächen missbrauchen.
Tatsächlich lassen sich neueste Fernseher von Samsung, Philips, Panasonic und LG ohne Fernbedienung steuern: Ein Sprachbefehl genügt. Beispiel: Durch die Worte «Kanal 7» wählt er diesen Sender. Oder durch den Befehl «Ktipp.ch» schaltet er auf die K-Tipp-Website.
Diese Sprachsteuerung findet sich nicht nur in Luxusgeräten. Es gibt sie auch in günstigen Modellen wie dem Samsung UE32H6410 für rund 400 Franken (Media-Markt) oder dem Panasonic TX-39ASW604W für knapp 500 Franken (Digitec).
Damit die Sprachsteuerung funktioniert, ist im TV ein Mikrofon eingebaut. Es ist ständig auf Empfang – oft selbst dann, wenn das Gerät ausgeschaltet ist. So reagiert z. B. der Samsung UE55HU8580Q auf das Kommando «Hi TV, einschalten!», auch wenn er ausgeschaltet ist.
Und: In teureren Modellen ist meist auch eine Kamera eingebaut – so im Sony KDL-55W955B für knapp 1300 Franken oder im Philips 48PFS8209 für 1700 Franken. Solche Geräte erkennt man in der Produktbeschreibung an Begriffen wie «Skype» oder «Gestensteuerung».
Internetanschluss: Einladung für Hacker
Dank der eingeschalteten Kamera registriert der Fernseher Bewegungen von Personen und deren Gesichter. Damit soll sich der TV mittels Handbewegungen steuern lassen.
Das Problem: Sind Mikrofon und Kamera ständig in Betrieb, kann der Fernseher alle Aktivitäten im Haushalt mithören, mitsehen und aufzeichnen. Alle Hersteller erklären zwar, dass ihre Geräte keine ungewollten Aufnahmen machen würden. Doch sie geben zu, Daten der Besitzer übers Internet an Dritte zu schicken. So senden Philips-TVs die gesprochenen Kommandos an Google. Samsung sendet sie an das US-Unternehmen Nuance. Beide Firmen sagen, dass die Daten nicht zu Werbezwecken verkauft oder gespeichert würden. Nur: Nachprüfen lässt sich das nicht.
Fast alle neuen Modelle haben einen Internetanschluss. Das macht sie anfällig für Hackerangriffe. Hat ein Hacker den Fernseher geknackt, kann er problemlos Kamera und Mikrofon anschalten – ohne dass man das merkt. Alle Hersteller behaupten zwar, dass ihre Geräte gegen Angriffe geschützt seinen. Wie der Schutz aussieht, wollten sie dem K-Tipp aber nicht sagen. Nur Samsung legt umfassende Informationen zum TV-Schutz vor. «Ein Team von Sicherheitsexperten ist ständig daran potentielle Sicherheitsrisiken in Bezug auf Smart-TVs aufzudecken», erklärt Samsung-Sprecher Alexander Tschobokdji.
Tipp: Wer keine Gesten- oder Sprachsteuerung will, kann darauf verzichten. Es gibt genügend andere TVs im Handel.
Privatsphäre bewahren: So klappts
- Mikrofon und Kamera ausschalten. Wie – das ist von Modell zu Modell anders. Bei Samsung-TVs finden sich die Einstellungen z. B. unter «System» / Sprachsteuerung bzw. Bewegungssteuerung.
- Gerät bei Nichtgebrauch vom Strom trennen: Die Ausschalten-Taste zu drücken, genügt nicht.
- TV nicht direkt ans Internet anschliessen.
- Sonst können Hacker selbst bei ausgeschaltetem Gerät das Mikrofon oder die Kamera aktivieren.
- Auch lässt sich verhindern, dass TV-Stationen die Sehgewohnheiten aufzeichnen (K-Tipp 1/14). Ausnahme: die Box von Swisscom-TV und die Horizon-Box von Cablecom. Beide melden die Sehgewohnheiten auch so weiter.
- Kamera: Sie ist meist oben im Rahmen eingebaut. Die Linse lässt sich mit Klebeband abdecken. Bei einigen TVs, etwa von Philips, kann sie im Rahmen versenkt oder mit einer Blende abgedeckt werden.
- «Saldo»-Ratgeber: Alles zum Thema lesen Sie in «So wahren Sie Ihre Privatsphäre».