Variable Hypotheken folgen den Entwicklungen des Kapitalmarkts. Zumindest in der Theorie. In der Praxis schwanken die Zinsen variabler Kredite überhaupt nicht – und das seit Jahren.
Die Zürcher Kantonalbank z. B. verlangt 2,5 Prozent Zins – und dies seit November 2008. Die Bank Coop, die Basler Kantonalbank, die Berner Kantonalbank, die Credit Suisse und die St. Galler Kantonalbank haben die Zinssätze seit über sechs Jahren ebenso wenig geändert.
Seltsam ist nicht nur, dass die Zinssätze nicht schwanken, sondern auch, dass sie so hoch sind.
K-Geld hat bei zehn grossen Geldinstituten nachgefragt. Die «günstigsten» Hypotheken kosten 2,25 Prozent. Zu diesem Satz gibt es bei etlichen Banken 15-jährige Festhypotheken – ohne Zinsänderungsrisiko bis ins Jahr 2030. Und Festhypotheken mit kürzeren Laufzeiten kosten nicht einmal die Hälfte der «günstigsten» variablen Hypotheken.
Logisch ist das nicht. Denn die Zinsen der Festhypotheken dürften eigentlich nur dann niedriger sein, wenn mit sinkenden Zinsen zu rechnen wäre. Doch das ist zurzeit nicht der Fall.
Lorenz Heim vom VZ Vermögenszentrum spricht im Zusammenhang mit variablen Hypotheken «fast schon von Wucherzinsen». Für Giampiero Brundia von der Hypotheken-Börse ist klar, dass «der Markt nicht mehr spielt». Florian Schubiger von der Vermögenspartner AG sieht «keinen Grund», mit dem sich die Zinshöhe «erklären liesse».
Die Banken selber haben zwar durchaus Erklärungen – aber keine wirklich überzeugenden. K-Geld fragte: «Warum sind die Zinssätze für variable Hypotheken so hoch? Warum schwanken sie nicht?»
Laut Bank Coop «richtet sich der Zinssatz nach den Marktgegebenheiten». Die Berner Kantonalbank sagt, die Zinsen seien «abhängig von der Markt- und Konkurrenzsituation». Für die Credit-Suisse ist «das aktuelle Zinsumfeld nicht der einzige massgebende Faktor». Die Migros-Bank «richtet sich nach den marktüblichen Konditionen». Die St. Galler Kantonalbank «nach den Marktverhältnissen». Und die Zürcher Kantonalbank «berücksichtigt den Marktpreis».
Mit anderen Worten: Die Banken richten sich nicht nach den Zinsen am Kapitalmarkt, sondern orientieren sich an der Konkurrenz. Sie halten den Zinssatz für variable Hypotheken in kartellistisch anmutender Art hoch. Fast alle Banken betonen, dass variable Hypotheken gegenüber Fest- und Libor-Hypotheken an Bedeutung verloren hätten. Auch aus diesem Grund dürfte die Konkurrenz nicht spielen.
Der Preisüberwacher vermutet, dass vor allem ältere Leute, die sich nicht gern um Geldangelegenheiten kümmern, noch immer auf variablen Hypotheken sitzen und fälschlicherweise darauf vertrauen, dass der Zinssatz regelmässig angepasst wird.
Wirklich auf variable Hypotheken angewiesen sind Liegenschafts-Besitzer, die nächstens verkaufen möchten. Sie schliessen sinnvollerweise keine Festhypothek mehr ab. Denn der variable Kredit hat keine feste Laufzeit und lässt sich meist innert drei bis sechs Monaten kündigen. Doch dafür zahlen Hausbesitzer einen viel zu hohen Preis.