Jahr für Jahr verlangen die Krankenkassen von den Versicherten höhere Prämien. Einer der grossen Kostentreiber sind die Preise der Medikamente. Generika und nicht mehr patentgeschützte Originale etwa sind in der Schweiz durchschnittlich rund doppelt so teuer wie im europäischen Ausland. Das ergab ein Vergleich des Preisüberwachers mit 15 Ländern Europas im letzten August.
Grund: Seit Ende 2014 überprüft das Bundesamt für Gesundheit die Preise der Medikamente nicht mehr. Seither müssen die Krankenkassen Preise für die Medikamente zahlen, denen ein viel zu hoher Eurokurs zugrunde liegt. Das bestätigt das Bundesamt dem K-Tipp: «Der grösste Teil der Arzneimittel wurde zuletzt zwischen 2012 und 2014 anhand des Auslandpreisvergleichs überprüft. Der damalige Eurokurs betrug im Durchschnitt Fr. 1.28.»
Die Einsparungen wären riesig
Tatsächlich kostete der Euro letztes Jahr im Mittel aber bloss Fr. 1.09. Wären die Preise zu diesem
Kurs umgerechnet worden, hätten die Krankenkassen für die Medikamente fast 15 Prozent weniger ausgeben müssen. Das bedeutet: Statt 6 Milliarden Franken hätten die Arzneimittel nur 5,1 Milliarden gekostet.
2015 wäre die Einsparung gar noch grösser gewesen, weil der Euromittelkurs damals Fr. 1.07 betrug – wie dieses Jahr bisher auch wieder. Unter dem Strich summierten sich die Mehrkosten aus dem überhöhten Wechselkurs in den letzten zwei Jahren auf über 1,9 Milliarden Franken.
Eine knappe Milliarde müssen die Prämienzahler auch dieses Jahr zu viel bezahlen, sofern der Eurokurs und die Ausgaben für Medikamente ungefähr stabil bleiben. Der Bundesrat kündigte zwar an, die Überprüfung der Medikamentenpreise werde in diesem Jahr wieder aufgenommen. Erste daraus resultierende Preissenkungen treten aber erst auf 1. Dezember in Kraft. Zudem werden jährlich nicht alle, sondern nur ein Drittel der kassenpflichtigen Medikamente überprüft. Der teure Eurokurs gilt also für ein Drittel dieser Arzneimittel noch bis Dezember 2019.
Preisüberwacher Stefan Meierhans fordert dezidiert, dass die Preise aller Medikamente jedes Jahr zu überprüfen seien: «Der Bundesrat hat die Chance verpasst, seine Kompetenz zu nutzen und mehr für die gebeutelten Prämienzahler zu tun.»