Die saldo-Leserin L. R. aus dem Kanton Obwalden erhielt kürzlich ein Telefon eines Krankenkassenvermittlers. Die Nummer hatte er vom Prämienvergleichsdienst Suissepool.ch erhalten.
Das Beispiel zeigt: Wer im Internet nach einem Vergleichsrechner für die Krankenkassenprämie sucht, muss aufpassen. Denn mit der Vermittlung von Krankenkassen wollen sich viele Plattformen eine goldene Nase verdienen. Comparis zum Beispiel erhielt von den Krankenkassen für die Vermittlung von Offerten im letzten Jahr laut eigenen Angaben 10,2 Mil-lionen Franken. Pro Offerte bezahlten die Kassen rund 30 Franken, sagt ein Sprecher.
Die Plattform Bonus.ch sagt, in der Branche würden die Kassen pro Offerte zwischen 15 und 50 Franken bezahlen. Die Krankenversicherung.ch erklärt, es flössen «Kickbacks», also Provisionen pro abgeschlossenem Vertrag. Wie viel wird nicht gesagt.
Offiziell beträgt die Provision für die Vermittlung einer Offerte maximal 50 Franken. Das steht in einer Vereinbarung des Krankenkassenverbandes Santésuisse mit den Kassen. Doch nicht alle haben unterschrieben.
Beispiel Visana: Sie zahlt pro Vermittlung eines Kunden eine Provision von 150 Franken. Das deckte die «Aargauer Zeitung» auf. Sie hatte Einblick in Provisionsreglemente. Allerdings zahlt Visana das Geld nur, wenn die Franchise mindestens 1000 Franken beträgt. Visana bestätigt den Sachverhalt. Hintergrund: Eine tiefe Franchise von 300 Franken wählen meist kranke Versicherte. Und die sind bei den Kassen unbeliebt – sie kosten mehr.
saldo hat sieben Vergleichsdienste geprüft. Das Resultat:
Empfehlenswert:
www.swupp.ch
Betreiber ist der Mathematiker Ansgar John aus Effretikon ZH. Er finanziert die Plattform weitgehend selbst und durch Spenden. Die Website ist neutral. Es fliessen keine Gelder von Krankenkassen bei einer Offertanfrage. Der Rechner liefert auf Anhieb vollständige und richtige Zahlen. Speziell an dieser Site: Man kann Musterbriefe erstellen, die man zur An-meldung und Kündigung nur noch abschicken muss.
www.priminfo.ch
Der Prämienrechner des Bundesamts für Gesundheit bietet auf Anhieb die vollständigen und richtigen Zahlen. Leider gibt es keine Musterbriefe.
Vorsicht bei diesen Portalen:
www.comparis.ch
Comparis erhält pro Offertanfrage von einigen Kassen eine Provision. Deshalb werden in der Standard-ansicht nicht alle günstigen Kassen gezeigt, sondern zahlende Kassen bevorzugt. Für den vollständigen Überblick muss man auf «Vollansicht» klicken und die Seite aktualisieren.
www.bonus.ch
Auch hier zeigt die Standardeinstellung kein vollständiges Bild. Dafür muss man «Gesamtansicht» wählen.
Hände weg:
www.krankenversicherung.ch
Wer hier eine Offerte bestellt, stimmt zu, dass seine Daten an Adresskäufer verkauft werden dürfen. Die Firma arbeitet mit Partnern zusammen, die «Beratung und Abwicklung» vornehmen. Sprich: Statt einer Offerte erhält der Interessent einen Anruf für einen Makler-Beratungstermin.
www.123vergleich.ch
Die Site sagt lediglich aus, wie viel der Versicherte theoretisch bei einem Wechsel sparen könnte – ohne eine Kasse zu nennen. Um mehr zu erfahren, muss man persönliche Daten eingeben und eine Offerte anfordern. Die Daten werden dann laut AGB an «Berater und Vermittler übertragen» – sprich: verkauft.
www.suissepool.ch
Auf der Homepage steht nirgends, dass der Kunde statt einer Offerte einen Maklertermin erhält. Fragen von saldo beantwortete Suissepool nicht.