Einzelzimmer und freie Arztwahl: Wer eine Spitalzusatzversicherung abschliesst, bekommt im Spital Extraleistungen, die von der obligatorischen Grundversicherung nicht gedeckt sind. Dazu gehört zum Beispiel mehr Zimmerkomfort oder die Behandlung durch einen selbstgewählten Arzt – auch wenn es der Chef ist.
Doch solche Zusatzversicherungen sind teuer. Drei Beispiele:
Ein 35-jähriger Mann aus der Stadt Bern zahlt für die private Spitalzusatzversicherung der Visana zurzeit eine Monatsprämie von Fr. 122.65. Im Verlauf von zehn Jahren sind das unter Berücksichtigung der stufenweisen Prämienerhöhung nach Alter inklusive Schadenfreiheitsrabatt Fr. 16 573.80 – wenn er gar nie ins Spital muss. Denn die Krankenkassen erhöhen die Prämien deutlich, sobald sie Leistungen erbringen müssen (saldo 2/2018).
Eine 45-jährige Frau aus Aarau müsste für ihre private Zusatzversicherung bei der Concordia in zehn Jahren 29 292 Franken ausgeben.
Die Krankenkasse Atupri verlangt von einem 49-jährigen Zürcher für den gleichen Zeitraum Fr. 25 555.20.
Flex-Modell ist günstiger als die Zusatzversicherung
Günstiger als eine normale Spitalzusatzversicherung ist das sogenannte Flex-Modell. Die meisten Krankenkassen bieten diese Versicherung an. Patienten zahlen zwar regelmässige Prämien, entscheiden sich aber erst vor ihrem stationären Spitalaufenthalt für die allgemeine, halbprivate oder private Abteilung. Wählen sie eine Behandlung, die nicht von der Grundversicherung gedeckt ist, müssen sie neben den bereits bezahlten monatlichen Prämien noch einen Teil der Spitalkosten selbst tragen.
Die Visana verlangt beim 35-jährigen Berner für eine Flex-Versicherung pro Monat Fr. 31.90. Bei einer Behandlung in der privaten Abteilung eines Spitals hätte er aber einen Selbstbehalt von 35 Prozent oder maximal 4000 Franken.
Die Aargauerin müsste bei der Concordia eine Flex-Monatsprämie von Fr. 50.80 zahlen. Der Selbstbehalt beträgt ebenfalls 35 Prozent oder maximal 4000 Franken.
Beim Atupri-Versicherten aus Zürich beträgt die Monatsprämie Fr. 41.30, bei einem Selbstbehalt von 50 Prozent bis maximal 8000 Franken.
Lohnt sich das gegenüber einer privaten Zusatzversicherung? Bei einem Spitalaufenthalt innert zehn Jahren sieht die Rechnung so aus:
Der heute 35-jährige Berner bezahlt für die Flex-Versicherung im Laufe von zehn Jahren Fr. 4249.20 Prämien. Selbst wenn er bei einem Spitalaufenthalt noch 4000 Franken selbst tragen müsste, würde er mit der Flex-Versicherung 8763 Franken weniger Geld ausgeben als mit einer Zusatzversicherung für die private Abteilung.
Die Frau aus Aarau würde bei einem Aufenthalt innert zehn Jahren in der Privatabteilung mit der Flex-Versicherung gegenüber der Privatversicherung 19 196 Franken sparen.
Der Zürcher hätte eine Ersparnis von 12 107 Franken.
Patienten können oft ein Upgrade verlangen
Mehr Privatsphäre im Spital kann man aber auch ohne teure Zusatzversicherung haben. Allgemeinversicherte, die auf die freie Arztwahl verzichten wollen, jedoch im Spital ein Einzel- oder Zweierzimmer vorziehen, können in vielen Spitälern ein Hotellerie-Upgrade verlangen. Die Kosten dafür schwanken von Spital zu Spital stark. Das Kantonsspital Aarau verlangt 295 Franken pro Tag, das Kantonsspital Zug 480 Franken, das Basler Unispital sogar 850 Franken pro Tag (siehe Tabelle im PDF).
Im Durchschnitt in zehn Jahren acht Tage im Spital
Laut Zahlen der Krankenkasse Sanitas verbrachte ein Versicherter in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 7,9 Tage im Akutspital. Patienten müssten also durchschnittlich für acht Tage ein Zimmer-Upgrade buchen. Im Unispital Basel würde das 6800 Franken kosten. Im günstigeren Kantonsspital Aarau wären es 2360 und in Zug 3840 Franken. Das ist deutlich weniger als die Kosten für eine private Spitalzusatzversicherung oder ein Flex-Modell.
Doch nicht alle Spitäler bieten das reine Hotellerie-Upgrade an. Das zeigt eine saldo-Umfrage. Bei einigen muss gleich das ganze «Privat-Paket» inklusive medizinischer Extra-Leistungen bezahlt werden. So etwa im Zürcher Unispital, im Spital Limmattal in Schlieren ZH sowie in den Kantonsspitälern Luzern und St. Gallen. Dieser Klassenwechsel ist deutlich teurer als ein reines Hotellerie-Upgrade. Im Zürcher Unispital beispielsweise kostet das Privat-Paket für eine Nacht 1010 Franken – ebenfalls noch günstiger als eine Flex-Versicherung. In einigen Spitälern kann man zwischen Hotellerie-Upgrade und dem Klassenwechsel wählen.
Fazit: Wer durchschnittlich einmal in zehn Jahren für eine stationäre Behandlung ins Spital muss, legt mit Zusatzversicherungen in der Regel drauf. Tipp: Es kann sich lohnen, statt eine Versicherung abzuschliessen, regelmässig für den Fall eines Spitalaufenthalts etwas Geld auf ein eigenes Konto einzuzahlen. Darauf kann man im Notfall zurückgreifen und sich im Spital etwas mehr Komfort leisten. Und wenn man gesund bleibt, ist das Geld nicht verloren.