Kinder und hellhäutige Erwachsene benötigen einen besonders starken Sonnenschutz. Je näher am Äquator das Ferienziel liegt, desto intensiver ist die UV-Strahlung. Sonnencremes müssen aber nicht nur gut vor schädlicher Strahlung schützen – sie sollten auch möglichst keine Hilfsstoffe enthalten, die die Haut reizen.
Kleinkinder und Jugendliche bauen den Sonnenschutz in der Haut deutlich langsamer auf als Erwachsene. Deshalb ist für sie ein höherer Sonnenschutzfaktor wichtig. Babys sollten grundsätzlich immer vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein – sei es durch entsprechende Kleidung oder Schatten. Sonnencremes sind hier nur dritte Wahl.
Der K-Tipp hat zwölf häufig verkaufte Kinder-Sonnencremes mit Schutzfaktor 50 und 50+ in zwei spezialisierten Labors untersuchen lassen. Sie prüften, ob die Hersteller beim UVB-Schutz sparen und ob die Cremes problematische Hilfsstoffe wie allergisierende Duftstoffe und Konservierungsstoffe enthalten.
Chemische Filter wirken wie Hormone
Untersucht wurden nur Cremes und Lotionen, also keine Sprays. Grund: Kinder können die dickflüssigen Lotionen nicht einatmen oder sich versehentlich ins Gesicht sprühen. Das ist wichtig – denn viele Sonnenschutzprodukte enthalten heute Kleinstpartikel, sogenannte Nanoteilchen. Diese könnten durch Einatmen in den Körper gelangen und dort Schaden anrichten. Durch die intakte Haut dringen die Teilchen nach aktuellem Wissensstand nicht.
An der Hautoberfläche reflektieren mineralische Nanoteilchen einen Grossteil der schädlichen Strahlung. Hersteller können mit mineralischen Filtern die chemischen Filter reduzieren oder ganz ersetzen.
Chemische UV-Filter gelten offiziell zwar als sicher, die Stoffe wurden aber in den letzten Jahren kontrovers diskutiert. Studien zeigten, dass chemische Filter wie Hormone wirken können. Viele Hersteller setzen heute in Kinderprodukten einen kombinierten Sonnenschutz aus mineralischen und chemischen Filtern ein.
Resultat des Tests: Alle Sonnencremes hielten den versprochenen Schutz und die gesetzlichen Grenzwerte ein. Trotzdem erreichten nur sieben Produkte ein sehr gutes Gesamturteil. Zwei Produkte waren genügend, eines ungenügend. Grund dafür waren heikle Inhaltsstoffe und nur knapp dosierte UV-Filter.
Das als ungenügend bewertete «Sonnenmilch Roll-on» von Nivea fiel deutlich ab. Das Produkt enthielt allergene Duftstoffe, Phenoxyethanol und PEG-Derivate. Zudem war der Lichtschutz klar knapper dosiert als in anderen Cremes (siehe Tabelle im PDF).
Hersteller halten Stoffe für unbedenklich
Die Hersteller Louis Widmer, Beiersdorf und Ultrasun sagen, die Lichtschutzfaktoren ihrer Produkte würden gemäss der Empfehlung der EU-Kommission an Testpersonen geprüft. Je nach Methode seien die Werte bei der Bestimmung der Lichtschutzfaktoren unterschiedlich.
Laut Beiersdorf und L’Oréal zeigen die eigenen Tests einen deutlich höheren Lichtschutz bei den kritisierten Produkten «Nivea Sonnenmilch Roll-on» und «Garnier Ambre Solaire Kids».
Louis Widmer will bald neuere Chargen des «Kids Sun Protection Fluid» mit dem höheren Schutzfaktor 50+ ausliefern. Phenoxyethanol sei in der eingesetzten Dosis unbedenklich. Man könne so auf andere, negativ bewertete Konservierungsmittel verzichten.
Auch Beiersdorf sieht keine Probleme darin, in Kinderprodukten Parfüm, Phenoxyethanol und PEGs einzusetzen. Alle Produkte würden standardmässig auf ihre Hautverträglichkeit getestet. Zudem könnten Konsumenten bei Nivea die «Protect & Sensitive»-Produkte wählen. Diese seien frei von Parfüm und Konservierungsmitteln.
Gemäss Coop ist der «einzigartige Duft» das Markenzeichen von «Sherpa Tensing». Man habe vor einigen Jahren alle potenziellen Allergene entfernt. Daraufhin hätten viele Kunden reklamiert. Seither entspricht der Sherpa-Duft laut Coop wieder dem Duft von 1954 und enthalte deshalb klassische Parfüms.
Die Migros weist darauf hin, dass die geprüfte Creme auch in der Grösse von 200 Millilitern erhältlich sei. Der Preis pro hundert Milliliter betrage dann nur Fr. 6.90. Gemäss Ultrasun ist die «Sonnenschutz-Emulsion für Babys» unter Ultrasun.com für 37 Franken erhältlich.
Für Babys: Creme mit mineralischem Filter
Für Babys eignen sich am ehesten Sonnencremes mit mineralischen Filtern. Babyhaut ist besonders dünn und durchlässig, deshalb sollte man auf chemische Filter verzichten.
Nachteil der Produkte mit mineralischen Filtern: Sie können auf der Haut einen weisslichen Film hinterlassen und ziehen nur langsam ein. Um den Weisseffekt zu mindern, setzen einige Hersteller Nanopartikel ein. Wer die winzigen Teilchen vermeiden will, muss auf der meist klein geschriebenen Zutatenliste nachschauen, ob das Wort «Nano» vorkommt. Produkte mit kombiniertem Sonnenschutz aus chemischen und mineralischen Filtern sind für Kinder ab etwa 3 Jahren zu empfehlen.
Wichtig: Auch die Schutzfaktoren 50 und 50+ bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor Sonnenstrahlen.
So wurde getestet
UVB-Lichtschutzfaktor: Die Labors massen den UVB-Lichtschutzfaktor. Dabei kamen Sensoren, Reflektoren, Speziallampen und Messgeräte zum Einsatz. Es zeigte sich: Die meisten Hersteller dosieren die Lichtschutzfaktoren leicht höher als angegeben. Eine kleine «Sicherheitsmarge» macht Sinn: Denn viele Anwender cremen sich zu wenig stark und nicht oft genug ein. Zudem werden die Produkte durch Schweiss, Reibung oder Wasser mit der Zeit abgetragen.
Phenoxyethanol: Dieser Stoff wird in Kosmetika als Konservierungsmittel eingesetzt. Er kann die Augen reizen und steht im Verdacht, die Leber zu schädigen sowie Fortpflanzung und Wachstum zu beeinträchtigen. Der K-Tipp orientierte sich an der französischen Arzneimittelbehörde. Sie empfiehlt bei Kosmetika für Kinder bis 3 Jahre einen Gehalt von höchstens 0,4 Prozent Phenoxyethanol.
PEG-Derivate: Sie verbinden Fett und Wasser und machen die Haut durchlässiger für Wirkstoffe. So können aber auch kritische Chemikalien und Fremdstoffe tiefer eindringen.
In Sonnencremes sind PEG-Derivate unerwünscht, da die Filter an der Hautoberfläche wirken sollen.
Duftstoffe: Je weniger Parfüm, desto besser für die Haut. Viele Duftstoffe wirken allergisierend. Zudem können Duftstoffe an der Sonne zu anderen reizenden Stoffen zerfallen.
Schutz mit Sonnencreme: Das sollten Sie beachten
Nanopartikel: Sie sorgen dafür, dass sich dickflüssige Cremes gleichmässig auf der Haut verteilen lassen. Wer Bedenken wegen Nanopartikeln hat, sollte keine Sprays verwenden und Cremes nur auf unversehrter Haut anwenden.
Den Eigenschutz verlängern: Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie stark die Eigenschutzzeit der Haut verlängert wird. Beispiel: Rötet sich die ungeschützte Haut nach 5 Minuten in der Sonne, könnte eine Creme mit Schutzfaktor 30 die Zeit in der Sonne auf 150 Minuten verlängern.
Da man die Schutzzeit der eigenen Haut nur schwer bestimmen kann, sollte man sich frühzeitig in den Schatten begeben.
Viel eincremen schützt besser: Nur wer sich dick genug eincremt, erreicht den deklarierten Lichtschutzfaktor. Auf Nummer sicher geht, wer höchstens zwei Drittel der laut Lichtschutzfaktor möglichen Zeit in der Sonne verbringt. Bei einem Erwachsenen sind rund 3 Esslöffel Sonnencreme oder rund 40 Milliliter für ein einmaliges Eincremen nötig.
Für Erwachsene reicht oft der Schutzfaktor 30: Cremes mit Schutzfaktor 30 filtern bis zu 95 Prozent der UVB-Strahlen. Ein höherer Faktor bietet also kaum mehr Schutz. Sehr hohe Schutzfaktoren können dazu führen, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt und zu viel Zeit an der prallen Sonne verbringt.
Schutz mit Nachcremen verlängern: Nachcremen macht Sinn, um den Schutz nach dem Schwimmen oder bei starkem Schwitzen aufrechtzuerhalten. Die Eigenschutzzeit der Haut wird aber nicht bei jedem Nachcremen um den jeweiligen Schutzfaktor verlängert.
Trotz Bräune keine ausgedehnten Sonnenbäder: Das Braunwerden der Haut ist immer eine Schutzreaktion. Braune Haut ist etwa um den Faktor 6 besser geschützt als ungebräunte Haut. Doch auch wenn gebräunte Haut nicht verbrennt, wird sie beim «Sünnele» durch Strahlung laufend geschädigt und altert dabei. Diese Schäden können Jahre später zu Hautkrebs führen.
Ohne Schutz höchstens 10 Minuten an die Mittagssonne: Selbst bei gutem Sonnenschutz wird im Körper Vitamin D gebildet – wenn auch deutlich weniger. Denn chemische und mineralische UV-Filter reduzieren die Bildung von Vitamin.
Im Sommer ist es daher sinnvoll, sich massvoll ohne Schutz der Sonne auszusetzen. Das heisst: in der Schweiz höchstens 5 bis 10 Minuten täglich an der Mittagssonne – oder rund 30 Minuten am Morgen oder am späteren Nachmittag.