«Château» und «Grand Cru»: Keine Qualitätsgarantie
Bei Grossverteilern sind gängige Schweizer Rotweine nicht wirklich beliebt: Ihr Anteil liegt bei gerade mal 15 Prozent. Ein Grund dafür könnte die teils eher zweifelhafte Qualität sein, wie die K-Tipp-Degustation zeigt.
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K-Tipp 07/2013
10.04.2013
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
ezw/arb
Die K-Tipp-Fachjury hat dieses Mal Rotweine aus der Westschweiz degustiert, mehrheitlich aus den Kantonen Waadt und Wallis. Es handelt sich um Assemblagen (auch Cuvées genannt), also um Weine, die aus mindestens zwei Traubensorten zusammengesetzt sind.
Die vier besten Weine bewegen sich im oberen Preissegment – mit Ausnahme des Dôle Romane von Orsat für Fr. 8.45 (siehe Tabelle). Der teuerste Tropfen führt das Feld an – der Walliser F...
Die K-Tipp-Fachjury hat dieses Mal Rotweine aus der Westschweiz degustiert, mehrheitlich aus den Kantonen Waadt und Wallis. Es handelt sich um Assemblagen (auch Cuvées genannt), also um Weine, die aus mindestens zwei Traubensorten zusammengesetzt sind.
Die vier besten Weine bewegen sich im oberen Preissegment – mit Ausnahme des Dôle Romane von Orsat für Fr. 8.45 (siehe Tabelle). Der teuerste Tropfen führt das Feld an – der Walliser Favi für Fr. 17.95 (bei Manor). Ebenfalls gut: L’As de Cœur (Fr. 12.90, Coop) und der Dôle des Monts (Fr. 16.95, Manor).
Fazit der Jury: Jeder dieser Weine hat seine Qualitäten – und seine Fehler. Der Favi ist ein etwas konstruiert wirkender Wein ohne ausgeprägte Persönlichkeit. Gekeltert wird er aus den Rebsorten Pinot noir, Gamaret, Diolinoir, Humagne rouge und Syrah.
Auf Rang zwei: der traditionelle, korrekte Dôle Romane, gefolgt vom L’As de Cœur. Diese Waadtländer Cuvée wird aus den Sorten Gamaret, Garanoir und Pinot noir produziert. Der Wein überzeugt durch schöne Fruchtnoten in der Nase. Der viertplatzierte Dôle kokettiert vor allem mit seiner süsslichen Frucht und versucht so Schwächen zu überspielen.
Gemäss aktueller Statistik stammen nur 15 Prozent aller von Grossverteilern abgesetzten Rotweine aus der Schweiz. Die bekanntesten Walliser Weine bleiben der rote Dôle und der weisse Fendant. Die traditionelle Assemblage bei Dôle besteht zu mindestens 85 Prozent aus Pinot noir und Gamay, wobei der Pinot noir dominieren muss.
Mit zwei der vier «guten» Weine konnte sich der Dôle recht gut behaupten. Zu denken gibt allerdings das Abschneiden der Mehrzahl der Weine, die nur mit «befriedigend» und in einem Fall mit «unbefriedigend» bewertet wurden. Blumige Bezeichnungen auf den Etiketten wie «Château» und «Grand Cru de La Côte» sagen demnach nichts über die Qualität aus.
Negativ dürfte sich bei einigen Tropfen auch der Flaschenverschluss ausgewirkt haben. Bei fast allen musste eine zweite Flasche verkostet werden, weil die erste unsauber war. Mehrere Weine, darunter der Château d’Allaman und der Château de Muzot, waren mit Diam-Korken verschlossen. Diese sollen den gefürchteten schimmligen Korkfehler verhindern – zumindest theoretisch.
Die Fachjury
- Claudio di Giorgi, Gstaad, Sommelier
- Stéphane Meier, Genf, Organisator von Weindegustationen
- Jean Solis, Lausanne, zweifacher Schweizer Meister im Weindegustieren
- Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist
- Eva Zwahlen, Zürich, Weinjournalistin