Cornalin schmeckte besser als Humagne Rouge
Die Walliser Rotwein-Spezialitäten Cornalin und Humagne schmecken nicht immer so, wie man es erwarten würde. Dies zeigt die K-Tipp-Degustation. Nur drei von zwölf Weinen erreichten die Note «gut»
Inhalt
K-Tipp 19/2012
09.11.2012
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
ezw/arb
Cornalin und Humagne Rouge stammen ursprünglich aus dem italienischen Aostatal. Beide Sorten sind heute bei den Grossverteilern gut verÂtreten. Beim Griff ins Regal sollte man allerdings aufpassen: Oft sind sich die Flaschen von Cornalin und Humagne Rouge sehr ähnlich: Hersteller, Etikette und Preis sind identisch – doch der Inhalt unterscheidet sich deutlich.
Cornalin – die launische Diva
Der Cornalin benimmt si...
Cornalin und Humagne Rouge stammen ursprünglich aus dem italienischen Aostatal. Beide Sorten sind heute bei den Grossverteilern gut vertreten. Beim Griff ins Regal sollte man allerdings aufpassen: Oft sind sich die Flaschen von Cornalin und Humagne Rouge sehr ähnlich: Hersteller, Etikette und Preis sind identisch – doch der Inhalt unterscheidet sich deutlich.
Cornalin – die launische Diva
Der Cornalin benimmt sich im Rebberg wie eine launische Diva: Er wird erst spät reif, ist sehr sensibel und unregelmässig im Ertrag. Deshalb wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg kaum mehr angebaut und erst Jahrzehnte später wiederentdeckt. Heute gehört er unbestritten zu den spannendsten Rotweinsorten der Schweiz. In den Händen sorgfältiger Weinbauern ergibt er farbkräftige, dunkle Weine mit intensiver, würziger Frucht, kerniger Frische, kraftvollem Körper und einem sehr lebhaften, eigenständigen Charakter.
Die Humagne Rouge reift ebenfalls spät, ist im Rebberg aber deutlich weniger anfällig. In der Nase dominieren erdige Noten. Im Gaumen präsentiert sich der Humagne Rouge im Idealfall rund, geschmeidig und dicht. Der Wein passt sehr gut zu Wildgerichten. Am besten geniesst man ihn jung.
Fazit der K-Tipp-Degustation: Die wenigsten Tropfen konnten begeistern. Nur zwei Cornalins und ein Humagne Rouge erhielten die Bewertung «gut». Klarer Sieger der Verkostung wurde der Cornalin Bibacchus der Sélection Bonvin & Varone von Coop für Fr. 15.90, gefolgt vom etwas günstigeren Cornalin Fleur du Rhône, ebenfalls von Coop. Auf dem dritten Platz dann der erste Humagne Rouge: Le Grand Stockalper von Provins. Er war mit Fr. 19.95 (Manor) der zweitteuerste Wein der Degustation.
Dieser Rotwein gab zu einigen Diskussionen Anlass: Er ist zwar tadellos gemacht. Mehr als ein Jurymitglied meinte aber, in ihm deutliche Noten eines Syrahs zu erkennen. Tatsächlich erlaubt das Gesetz bei einem AOC-Wein das Hinzufügen von bis zu 15 Prozent einer anderen Sorte oder eines anderen Jahrgangs, ohne dass dies auf der Etikette deklariert werden muss. Also kann ein als «reinsortig» verkaufter Wein einen spürbaren Anteil anderer Sorten enthalten. Die Vermutung liegt nahe, dass andere Weine der Degustation mit Pinot noir runder und zahmer gemacht wurden. Schade für den typischen und eigenständigen Charakter dieser Sorten.
Nächste Degustation:
Festliche Süssweine
Die Fachjury
Stéphane Meier, Genf, Organisator von Weindegustationen
Arnaud Scalbert, Sitten, beratender Sommelier
Jean Solis, Lausanne, zweifacher Schweizer Meister im Weindegustieren
Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist
Eva Zwahlen, Zürich, Weinjournalistin