Von den Hügeln nördlich von Verona in Italien kommen drei sehr unterschiedliche Weine: der fruchtig leichte Valpolicella, der kräftige Ripasso und der herbe, schwere Amarone. Die hauptsächlich verwendeten Rebsorten für alle drei Varianten sind Corvina, Molinara und Rondinella.
Für den Ripasso wird junger Valpolicella mit Beerenhäuten aus der Amarone-produktion gemischt. Diese enthalten Reste von Zucker und Hefe und lösen eine zweite Gärung aus – deshalb die Bezeichnung Ripasso. Sie bedeutet «erneuter Durchgang». Durch das Verfahren soll der Wein mehr Charakter und Geschmack erhalten. Laut dem renommierten «Oxford Weinlexikon» enthalten die Schalen aber manchmal nur noch bittere Gerbstoffe.
In der Ripasso-Degustation des K-Tipp vor sieben Jahren erreichte eine einzige Flasche eine gute Note (K-Tipp 14/2017). Jetzt probierte die Fachjury erneut zwölf Flaschen zu Preisen unter 20 Franken. Das Resultat fiel etwas besser aus als 2017 – aber ein Topwein war auch diesmal nicht dabei.
Am meisten Punkte gab es für den bei Coop eingekauften Ripasso des Produzenten Palazzo Maffei: «ausgewogen, mit lang anhaltenden Aromen», hielten die Experten dazu fest. Auch den «Cicilio» des Weinhändlers Divo bezeichneten sie als soliden, harmonischen Ripasso.
«Viel Säure und Bitterkeit»
Ungenügend schnitt der Ripasso «La Groletta» ab. Die Experten beschrieben ihn als «sehr untypisch mit parfümiert-künstlichem Geruch». Noch härter ins Gericht gingen sie mit dem «La Casetta», erhältlich bei Delinat und Alnatura. «Viel Säure und Bitterkeit», notierte die Jury.
Delinat sagt, der Ripasso «La Casetta» zähle zu seinen Bestsellern. Der Weinhändler vermutet, dass in der K-Tipp-Degustation fehlerhafte Flaschen verkostet wurden. Zum «Borgo Rosso» hält Denner fest, es handle sich um einen Aktionswein, der zeitlich befristet erhältlich sei.
Bei vielen der degustierten Ripassi stand der Zusatz «Superiore» auf der Etikette. Weine mit dieser Bezeichnung sind etwas länger gelagert und haben oft einen leicht höheren Alkoholgehalt.
Basis für einen guten Ripasso sind sorgfältig getrocknete Amarone-Trauben. Traditionell wurden diese auf Schilfmatten in Scheunen oder auf Dachböden ausgelegt. Der Wind, der durch die offenen Räume streifte, entzog den Trauben über Monate langsam das Wasser. Heute trocknen die Trauben meist in Plastikkisten, gestapelt in Industriehallen.
Die Fachjury des K-Tipp
Die Jury hat die Weine wie immer blind verkostet und anhand der für Weindegustationen gebräuchlichen 20-Punkte-Skala bewertet. Für den K-Tipp urteilten folgende Experten:
Theres Bachmann, Sommelière
Sandro Domeniconi, Weinberater
Benjamin Fisch, Winzer
Sybille Geiser, Sommelière und Weinberaterin
André Schärer, dipl. Sommelier professionnel SFS/ASSP