Der beste schweizerische Pinot noir kommt aus Zürich
Die Degustation von zwölf Flaschen Pinot noir für weniger als 20 Franken zeigt: Die Massenweine aus dieser Traube enttäuschen. Eine einzige Flasche schaffte ein gutes Gesamturteil.
Inhalt
- Die Fachjury des K-Tipp
- Tabelle Schweizerische Pinot Noir
K-Tipp 03/2021
09.02.2021
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Steht die Bezeichnung Pinot noir auf einem Etikett, denkt man wohl zuerst an die hochwertigen Rotweine aus dem französischen Burgund. In der aktuellen Degustation von zwölf Pinot-noir-Weinen, auf deutsch Blauburgunder, erreichte allerdings keine einzige in Frankreich produzierte Flasche ein gutes Gesamturteil. Am besten gefiel der K-Tipp-Jury ein Wein aus Deutschland: der «Buntsandstein Pinot Noir» aus der Pfalz für Fr. 15.80, der als einzige Flasche gut abschn...
Steht die Bezeichnung Pinot noir auf einem Etikett, denkt man wohl zuerst an die hochwertigen Rotweine aus dem französischen Burgund. In der aktuellen Degustation von zwölf Pinot-noir-Weinen, auf deutsch Blauburgunder, erreichte allerdings keine einzige in Frankreich produzierte Flasche ein gutes Gesamturteil. Am besten gefiel der K-Tipp-Jury ein Wein aus Deutschland: der «Buntsandstein Pinot Noir» aus der Pfalz für Fr. 15.80, der als einzige Flasche gut abschnitt. Der Wein überzeugte die Experten mit einem vielschichtigen Aroma von Blüten und Beeren. Allen anderen Blauburgundern fehlte es mehr oder weniger an Aroma.
Muffiger Geschmack trotz Drehverschluss
Die Jury fand wenig Lichtblicke, aber auch kaum total missratene Weine. Zehn Flaschen schnitten mit der Note «genügend» ab – darunter als bester der in der Schweiz produzierten Weine ein Pinot noir aus der Stadt Zürich. Die meisten Tropfen waren einfach gemacht und boten wenig Trinkgenuss. Ein Blauburgunder schnitt ungenügend ab: Die Jury öffnete zwei Flaschen des «Schinznacher Pfauenauge» und stiess dabei beide Male auf den gleichen Mangel: Der Wein roch muffig und modrig nach Keller. Einen solchen Fehler würde man eigentlich bei einer Flasche mit Korkverschluss erwarten. Der Wein aus dem Aargau hatte aber einen Drehverschluss. Die Weinbaugenossenschaft Schinznach sagt, in anderen Degustationen habe der Wein besser abgeschnitten.
Degustiert wurden nur Weine unter 20 Franken pro Flasche. Es zeigte sich: Vom Preis kann man nicht auf den Inhalt schliessen. Die zwei teuersten Weine waren nur Durchschnitt, kosteten aber deutlich mehr als die Produkte von Aldi, Denner und Lidl. Der «Naturaplan Mercurey» von Coop kostet Fr. 19.95, der Engertstein von Weinhändler Martel Fr. 19.80.
Das aktuelle Ergebnis deckt sich mit der letzten Pinot-noir-Degustation des K-Tipp (17/2014). Auch damals bemängelte die Jury den öden «Einheitsbrei». Eine Ausnahme war der damalige Degustationssieger «Goldbeere» der Volg Weinkellereien: 2014 schnitt er als einziger gut ab. Der Jahrgang 2019 ist davon weit entfernt: Mit 13,1 von total 20 möglichen Punkten erreichte «Goldbeere» diesmal nur ein genügendes Ergebnis.
Die Fachjury des K-Tipp
Die Jury hat die Weine blind degustiert und anhand der üblichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger: Önologin und Weinjournalistin
- Rudolf Trefzer: Experte für Ess- und Trinkkultur bei Radio SRF 1
- Andrin C. Willi: Gastro- und Weinjournalist
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin