Prost! Ohne ein Gläschen Chasselas geht in der Westschweiz fast gar nichts: Dieser Weisswein wird in der Romandie und dort vor allem in der Waadt nach wie vor am meisten verkauft. Wer etwas zu feiern hat, der trinkt Chasselas, den Apéro-Wein par excellence.
Er hat den Ruf, ein duftig-zarter, bekömmlicher und süffiger Weisser mit dezenten Blumen- und Fruchtaromen zu sein. Er passt aber auch zu leichten Sommergerichten und Süsswasserfischen, etwa zu Egli. Wohl mit ein Grund, dass Weine von dieser Traubensorte auch in der Deutschschweiz viele Anhänger haben.
Waadt schlägt Wallis in der Degustation
Bei den Grossverteilern findet man jetzt bereits die Weine des neuen Jahrgangs 2010. Für die Degustation hat der K-Tipp zwölf davon einkauft, und zwar bei Coop, Denner, Lidl und Aldi. 7,5 Deziliter kosten mehrheitlich zwischen rund Fr. 7.– und 10.–.
Deutlich günstiger ist bloss ein süddeutscher Chasselas mit Fr. 3.30 für 7,5 dl. Und der klar teuerste Wein ein Dézaley aus dem renommierten Haus Bovy kostet auf 7,5 dl umgerechnet Fr. 20.25.
Die Jury degustierte wie immer blind, also in Unkenntnis der Herkunft und des Produzenten der Weine. Die erstplatzierten Chasselas stammen aus der Waadt.
Der beste Walliser ist ein Fendant von Coop: Les Chanoines von der grossen Sittener Kooperative Provins-Valais. Er erreichte zusammen mit einem teureren Saint-Saphorin von Aldi den dritten Platz.
Zum siegreichen Quartett gehören zwei Weine von Lidl beziehungsweise Aldi: je ein Saint-Saphorin der in Grandvaux beheimateten Léderrey SA. Zwischen diese beiden Weine schiebt sich auf Platz 2 der Morges Vieilles Vignes von Coop, produziert von der grössten Waadtländer Weinkooperative Uvavins.
Abgerundet wird die Reihe der mit «gut» bewerteten Weine durch den Luins von Denner aus dem Hause Hammel mit Fr. 7.23 pro 7,5-dl-Flasche der Chasselas mit dem insgesamt besten Preis-Qualitäts-Verhältnis in der Degustation. Auffällig: Der am Schluss rangierte Dézaley Grand Cru von Coop ist gleichzeitig der teuerste degustierte Wein.
Fazit der Fachjury (siehe unten): Im Vergleich zum Jahrgang 2009 bieten die degustierten Chasselas eine höhere Qualität. Der «2010er» zeichne sich durch Frische, angenehme Säure und schöne Mineralität aus.
Die degustierten Weine stammen, mit Ausnahme des deutschen Markgräflers, aus der Waadt und dem Wallis. Die zwei grössten Schweizer Weinkantone sind zugleich die Hauptproduzenten von Chasselas.
Im Waadtland liegen knapp zwei Drittel der mit Chasselasreben bepflanzten Fläche, im Wallis ists immerhin noch ein Viertel. Chasselas mit Jahrgang 2010 aus Genf, Neuenburg oder vom Bielersee findet man bei den Grossverteilern zurzeit noch nicht
Die Wein-Jury
Nicolas Bourassin, Aigle, Sommelier,Claudio de Giorgi, Gstaad, Sommelier,Stéphane Meier, Genf, Mitgewinner des Concours du Beau-Rivage 2010, Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist, Eva Zwahlen, Oberrieden, Weinjournalistin
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