Lagerbier muss nicht fade und charakterlos sein. Die K-Tipp-Degustation von zwölf Schweizer Lagerbieren zeigt: Die besten vier Produkte im Vergleich stehen für sehr eigenständige Getränke.
Das «Valaisanne Lager» bekam von der Jury mit 5,1 die Bestnote – vor allem aufgrund seiner angenehmen Hopfennote und der subtilen Zitrusfruchtaromen. Das Feldschlösschen «Original helles Lager» war deutlich milder im Geschmack. Dafür bewertete die Jury die Frische und Ausgewogenheit positiv. Beim Falken-Bier kommen Liebhaber von malz- und hefebetontem Lager auf ihre Kosten, während das Farmer aus der Brauerei Ramseier die Experten durch seine herben Aromen überzeugte. Mit Noten von 4,9 und 4,8 schnitten die Biere auf den Rängen zwei bis vier ähnlich gut ab wie das Walliser Bier.
Vier Biersommeliers und eine Biersensorikerin degustierten blind. Sie wussten also nicht, welche Biere sie bewerten mussten – und dass sich unter den zwölf Lagerbieren aus regionalen Schweizer Brauereien auch zwei alkoholfreie Varianten befanden. Diese erhielten nur eine genügende und eine ungenügende Note.
Alle Biere wurden bei 8 Grad Celsius vortemperiert und den Experten um 10 Uhr morgens vorgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Geschmacksnerven noch frisch und unverbraucht.
Die Degustationstemperatur liegt bewusst 2 bis 3 Grad höher als die normale Trinktemperatur aus dem Kühlschrank. Bei 8 Grad können Aromen und Fehler besser wahrgenommen werden.
Bier darf nicht zu süss und zu bitter sein
Beim Bier zählt wie beim Wein nebst der Aromenvielfalt auch die Harmonie. Ein Bier sollte nicht übermässig süss sein. Und der Hopfen sollte nicht zu bitter sein. Die Bitterkeit ist zwar erwünscht, sie sollte aber möglichst fein und weich abklingen.
Ein zentraler Aspekt bei Lagerbier ist auch die Frische: Schmeckt es angenehm kühl-prickelnd oder schal? Bleibt das Bier im Glas nach dem Einschenken spritzig oder verschwindet die Kohlensäure rasch?
Drei Biere schnitten ungenügend ab
Drei Produkte konnten nicht überzeugen und schafften lediglich eine ungenügende Note: Beim «Limmat Bräu» und beim alkoholfreien «Eichhof» bemängelten die Getränkeexperten fehlende Harmonie und Ausgewogenheit. Das «Limmat Bräu» war viel zu süss, das «Eichhof» viel zu bitter. Und beim «Schützengarten Lager» gab es Abzüge, weil es alt wirkte und fehlerhaft nach Karton schmeckte.
Die St. Galler Brauerei Schützengarten zeigt sich «überrascht» über das schlechte Abschneiden ihres «Lager». Sie hält es für möglich, dass das degustierte Bier durch einen kurzzeitigen Maschinenstopp in der Abfüllerei mit Luft in Kontakt gekommen ist. Heineken, Produzent der Produkte «Eichhof alkoholfrei» und «Calanda Glatsch», schreibt dem K-Tipp: «Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.» In anderen nationalen und internationalen Degustationen hätten die Biere besser abgeschnitten. Ähnlich argumentiert die Brauerei H. Müller aus Baden AG – eine Degustation sei immer subjektiv.
Tipp: Wer zu Hause selber Bier degustieren und vergleichen möchte, sollte das passende Glas wählen. Universell einsetzbar sind sogenannte Bierkelche. Die Form ähnelt einem Weinglas, das unten bauchig ist und sich gegen oben hin verjüngt. Die Bierkelche für Degustationen sind aus dickerem Glas als die Weingläser – und sie werden gegen den Rand hin wieder etwas weiter.
Die K-Tipp-Fachjury
Diese fünf Experten degustierten zum ersten Mal für den K-Tipp blind zwölf Schweizer Lagerbiere:
Roger Brügger: Biersommelier, Schweizer Meister 2015, Fünftplatzierter an der WM in Brasilien 2015
Jenny Freitag: lizenzierte Biersensorikerin Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
Gregor Völkening: Biersommelier und Hobbybrauer
Carmen Wyss: Biersommelière
Nyree Nijboer: Biersommelière
So gibt es eine schöne Schaumkrone
Bier sollte lichtgeschützt bei konstant 4 bis 7 Grad gelagert werden, damit es möglichst lange frisch bleibt. Schwankungen können gemäss dem Deutschen Brauer-Bund den Geschmack verändern. Deshalb sollte man Bier nicht im Gefrierfach schnell kühlen.
Die optimale Trinktemperatur liegt für Lager- und Spezialbier zwischen 5 und 8 Grad. Gemäss dem Schweizer Brauerei-Verband bildet sich bei eiskalt ausgeschenktem Bier weniger Schaum. Zu warmes Bier hingegen schäumt zu stark, und die prickelnde Kohlensäure verpufft schnell.
Für eine schöne Schaumkrone gilt Folgendes: Gläser nach der Reinigung mit kaltem klarem Wasser nachspülen und auf einer luftdurchlässigen Unterlage abtropfen lassen. Denn die Fett- und Waschmittelrückstände verhindern, dass der Schaum am Glas haftet. Und sie sorgen dafür, dass der Schaum schnell zerfällt. Man sollte Gläser innen nicht anfassen und nicht trocken reiben.
So schenkt man richtig ein: Glas schräg halten und das Bier dem Glasinnern entlang zügig einschenken. Die Flasche oder Dose nicht am Rand aufstützen. Das kann die Schaumkrone beeinträchtigen.