Langweilige Alltagsweine aus Südfrankreich
Bei südfranzösischen Weinen setzen Grossverteiler offenbar vor allem auf Quantität statt auf Qualität. Nur zwei Flaschen schafften eine gute Bewertung – und das sehr knapp.
Inhalt
- Die Fachjury
- Tabelle Weine
K-Tipp 16/2019
01.10.2019
Letzte Aktualisierung:
10.10.2019
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Das Languedoc gilt als die produktivste und grösste Weinbauregion Frankreichs. Das Roussillon eingerechnet, zählt die Region rund 32 000 Winzer. Im mediterranen Klima entstehen vor allem Tisch- und Landweine. Diese Rotweine sind in der Regel Cuvées. Das heisst: Sie enthalten verschiedene Traubensorten. Am häufigsten gemischt werden Cabernet Sauvignon, Carignan, Grenache, Merlot, Mourvèdre und Syrah. Bei sorgfältiger Produktion könne...
Das Languedoc gilt als die produktivste und grösste Weinbauregion Frankreichs. Das Roussillon eingerechnet, zählt die Region rund 32 000 Winzer. Im mediterranen Klima entstehen vor allem Tisch- und Landweine. Diese Rotweine sind in der Regel Cuvées. Das heisst: Sie enthalten verschiedene Traubensorten. Am häufigsten gemischt werden Cabernet Sauvignon, Carignan, Grenache, Merlot, Mourvèdre und Syrah. Bei sorgfältiger Produktion können geschmeidig-dichte Tropfen entstehen, die fruchtig-würzig schmecken.
Die K-Tipp-Fachjury hat zwölf Cuvées aus dem Languedoc degustiert. Sie kosteten bis 20 Franken pro Flasche und stammten von Grossverteilern und aus Weinhandlungen. Fazit der Degustation: Die Chance eines Fehlgriffs ist gross. Keine Flasche war sehr gut. Nur zwei Weine von Coop und Denner für Fr. 6.65 beziehungsweise Fr. 7.95 schafften knapp eine gute Bewertung (siehe Tabelle im PDF). Sie waren recht ausgewogen und fruchtig-würzig.
Die meisten Flaschen enthielten einfache Alltagsweine – korrekt gemacht, aber langweilig und teils unharmonisch. Die Süsse, die Säure oder Gerbstoffe dominierten zu stark.
Geschmack und Geruch nach Stall
Ungenügend schnitten drei Cuvées ab: Der «Verger du Soleil» aus dem Denner schmeckte gleichzeitig süss und sauer. Beim «Les Traverses» des Weinhändlers Smith & Smith bemängelte die Jury Geruch und Geschmack nach Stall. Solche Aromen stammen von Hefepilzen, den sogenannten Brettanomyces. Weinfachleute sprechen deshalb vom Brettfehler. Auch den «Allegria Tribu d’A» von Mövenpick beurteilte die Jury als fehlerhaft: Er war mit Fr. 19.80 der teuerste Südfranzose in der Degustation.
Die Händler verteidigen ihre Weine: Mövenpick vermutet, dass eine fehlerhafte Flasche für das Ergebnis verantwortlich ist. Der zuständige Einkäufer habe das Produkt ebenfalls degustiert und keinen Fehler festgestellt. Ähnlich äussert sich Smith & Smith zum «Les Traverses». Gemäss Denner gehört der als zu süss kritisierte «Séduction» zu den beliebtesten Rotweinen im Sortiment. Beim ungenügenden «Verger du Soleil» hat Denner inzwischen auf den späteren Jahrgang 2018 gewechselt. Coop findet, die Bewertung der Jury sei zu streng ausgefallen.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- Ursula Geiger: Önologin, Redaktorin «Vinum»
- Andreas Keller: Inhaber Presse- und Eventagentur für Wein
- Rudolf Trefzer: Experte für Ess- und Trinkkultur bei Radio SRF 1
- Andrin Willi: Gastro- und Weinjournalist
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin