Nur ein Südfranzose überzeugte die Jury
Bei vielen Grossverteilern findet man Rotweine aus dem südlichen Languedoc-Roussillon. Die K-Tipp-Fachjury degustierte zwölf Weine mit den Jahrgängen 2008 und 2009. Dabei schnitt nur ein einziger Wein «gut» ab.
Inhalt
K-Tipp 19/2011
12.11.2011
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
ezw/arb
Das Languedoc-Roussillon ist ein Gebiet zwischen dem französischen Rhonedelta und der spanischen Grenze, das 250 000 Hektaren Reben umfasst. Aus dieser Region stammen nicht nur gesichtslose Massenweine, sondern auch spannende Tropfen mit einem guten Preis-Qualitäts-Verhältnis.
Dabei handelt es sich um typische «Südweine» mit reichlich Alkohol und süsser Beerenfrucht – Weine also, die gerade in der kühleren Jahreszeit gefall...
Das Languedoc-Roussillon ist ein Gebiet zwischen dem französischen Rhonedelta und der spanischen Grenze, das 250 000 Hektaren Reben umfasst. Aus dieser Region stammen nicht nur gesichtslose Massenweine, sondern auch spannende Tropfen mit einem guten Preis-Qualitäts-Verhältnis.
Dabei handelt es sich um typische «Südweine» mit reichlich Alkohol und süsser Beerenfrucht – Weine also, die gerade in der kühleren Jahreszeit gefallen und gut zu währschaften Gerichten – nicht zuletzt Wild – passen.
2008 und 2009 waren ausgesprochen frühreife Jahrgänge, die den Kellermeistern einige Probleme bereiteten. Vor allem 2009 führte die grosse Sommerhitze dazu, dass die Rebstöcke unter Wassermangel litten. Dadurch sammelte sich in den Trauben viel Zucker an: Ein Alkoholgehalt von 14 Volumenprozenten und mehr war deshalb keine Seltenheit. Zudem konnten die Trauben nicht vollständig ausreifen, was die teilweise grünlichen, unreif und hart wirkenden Töne erklärt (siehe Tabelle).
Bei der K-Tipp-Degustation stach der Art de Vivre 2009 des bekannten Château L’Hospitalet alle anderen Weine mit dem Geamturteil «gut» aus. Er ist bei Manor für Fr. 11.95 erhältlich. Dieser Wein ist mit 14,5 Volumenprozent zwar alles andere als leicht, doch lobte die Jury einhellig die brillante Arbeit des Önologen. Offensichtlich hat er es verstanden, die so wichtige Balance des Weins zu bewahren.
Eigentlich würde es dieser Wein verdienen, ein paar Jahre im Keller zu reifen. Doch er präsentiert sich bereits jetzt mit sehr viel Charme und bereitet grosses Trinkvergnügen, vor allem, wenn man ihn vor dem Servieren in eine Karaffe umfüllt, damit er atmen kann. Der Siegerwein besteht aus den Rebsorten Syrah, Mourvèdre und Grenache.
Auf dem zweiten Platz, allerdings nur mit der Bewertung «befriedigend», landeten ein Minervois von Coop (Optimis, Fr. 8.90) sowie ein Coteaux du Languedoc (Clos de Nines), ebenfalls von Coop, allerdings zum vergleichsweise hohen Preis von Fr. 18.90. Auf dem vierten Rang dann der preisgünstigste Wein des Feldes aus dem Pays d’Oc, der Roi du Soleil, den es bei Manor für Fr. 5.95 gibt).
Nächste Degustation:
Amarone- und Ripassoweine aus dem Valpolicella
Die Fachjury
Nathalie Borne, Aclens, beste Westschweizer Sommelière 2003; Stéphane Meier, Genf, zweifacher Gewinner des Prix du Beau-Rivage; Arnaud Scalbert, Sion, Sommelier; Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist; Eva Zwahlen, Oberrieden, Weinjournalistin