Prosecchi: Fast alle schmecken süsslich
Die K-Tipp-Degustation zeigt: Viele Hersteller trimmen ihre Schaumweine auf einen ähnlichen Geschmack. Fazit für die meisten Flaschen: «Fehlerfrei, aber langweilig.»
Inhalt
K-Tipp 20/2014
26.11.2014
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Nebst dem französischen Champagner und dem spanischem Cava hat sich der Prosecco aus den italienischen Regionen Veneto und Friaul etabliert. Zwischen Champagner und Prosecco gibts zwei wesentliche Unterschiede: Champagner besteht aus den Trauben Pinot Noir und Pinot Meunier sowie Chardonnay. Beim Pressen wird darauf geachtet, dass möglichst wenig rote Pigmente aus den Schalen der Trauben in den Wein gelangen. Die Kohlensäure stammt von einem aufwendigen Flascheng...
Nebst dem französischen Champagner und dem spanischem Cava hat sich der Prosecco aus den italienischen Regionen Veneto und Friaul etabliert. Zwischen Champagner und Prosecco gibts zwei wesentliche Unterschiede: Champagner besteht aus den Trauben Pinot Noir und Pinot Meunier sowie Chardonnay. Beim Pressen wird darauf geachtet, dass möglichst wenig rote Pigmente aus den Schalen der Trauben in den Wein gelangen. Die Kohlensäure stammt von einem aufwendigen Flaschengärungsverfahren.
Anders beim Prosecco: Die Kohlensäure entsteht durch Zweitgärung in grossen Drucktanks. Prosecco wird aus der weissen Gleratraube gekeltert.
Mit der Glera lassen sich hohe Erträge erzielen. Das ist optimal für die Produktion von Massenweinen. Zwölf von Grossverteilern häufig verkaufte Schaumweine von 7 bis 19 Franken wurden blind degustiert. Neun sind als «Extra dry» deklariert, drei tragen die Bezeichnung «Brut». Die K-Tipp-Jury stellte bezüglich Süsse allerdings keine grossen Unterschiede fest. Bei allen war die süsse Note unverkennbar. Und: Die meisten Prosecchi waren geschmacklich sehr ähnlich.
Mehr als einmal notierten die Experten Kommentare wie «Schmeckt wie Citro mit Alkohol», «Kaugummiwein» und «fehlerfrei, aber langweilig». Mit einer Gesamtpunktzahl von 14,6 erreichte der «Oroperla Millesimato» gerade noch das Gesamturteil «gut». Damit kann sich dieser Prosecco kaum von den Schaumweinen «Valdo» und «Pronol» absetzen. Beide erzielten 14,5 Punkte. Alle drei Prosecchi sind laut Fachjury «einfach, aber solide gemacht».
Die meisten Grossverteiler kommentierten die Ergebnisse nicht. Globus zeigt sich erstaunt: Man sei überzeugt, dass sich dieser Prosecco durch seinen Brut-Charakter von andern Produkten spürbar abhebe. Interne Degustationen hätte zu besseren Resultaten geführt. Coop verweist auf die «durchwegs positiven Kundenbewertungen» für den Carpenè Malvolti. Das Gesamturteil für diesen Prosecco liegt laut Coop bei 4,5 von 5 Sternen.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger: Önologin, Weinjournalistin
- Andreas Keller: Presse- und Eventagentur für Wein
- Andrin C. Willi: Chefredaktor «Marmite»
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin