Schweizer Pinot Noir: «Kaugummi-Einheitsbrei»
Die Degustation von zwölf Schweizer Pinot Noir aus dem Detailhandel war ernüchternd: Einzig den Tropfen aus dem Volg für Fr. 11.50 bewertete die K-Tipp-Jury als gut.
Inhalt
K-Tipp 17/2014
15.10.2014
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Pinot Noir wird als Edelrebe bezeichnet. Der Anbau dieser Traubensorte ist schwierig. Sie stellt hohe Anforderungen an die Lage des Weinbergs und reagiert empfindlich auf Wetterschwankungen. Wegen ihrer dünnen Haut sind diese Trauben zudem anfällig für Krankheiten. Trotzdem ist die auch Blauburgunder genannte Sorte die am häufigsten angebaute Rebe in der Schweiz – noch vor Chasselas. Grund: Pinot Noir gedeiht auch in kühleren Lagen.
Die Blauburgunder&s...
Pinot Noir wird als Edelrebe bezeichnet. Der Anbau dieser Traubensorte ist schwierig. Sie stellt hohe Anforderungen an die Lage des Weinbergs und reagiert empfindlich auf Wetterschwankungen. Wegen ihrer dünnen Haut sind diese Trauben zudem anfällig für Krankheiten. Trotzdem ist die auch Blauburgunder genannte Sorte die am häufigsten angebaute Rebe in der Schweiz – noch vor Chasselas. Grund: Pinot Noir gedeiht auch in kühleren Lagen.
Die Blauburgundersorten zeichnen sich durch eine süsse Fruchtigkeit und wenig Gerbstoffe aus. Pinots gelten deshalb als schlanke, elegante Weine. In der Farbe sind sie meist nicht ganz so dunkel wie etwa Syrah. Blauburgunder können jung getrunken werden. Qualitativ hochstehende Weine aus dem Fass eignen sich auch für eine längere Lagerung.
Die K-Tipp-Jury hat zwölf sehr häufig verkaufte Schweizer Pinots aus dem Detailhandel blind degustiert. Eine Flasche kostete Fr. 6.95 bis rund 18 Franken.
Resultat: Am besten mundete die «Goldbeere» aus dem Volg. Dieser Pinot Noir für Fr. 11.50 überzeugte die Jury mit seiner «einfachen, süsslich-lieblichen», aber doch harmonischen Art. Das Urteil: «Ein Wein, der Trinkfreude weckt und solide gemacht ist.» Dafür gab es 15 von 20 Punkten und die Gesamtnote «gut».
Der Rest war eine einzige Enttäuschung. Acht Weine waren gerade noch genügend, darunter der teuerste Wein für Fr. 17.90 (Globus). Ungenügend waren zwei Weine aus dem Coop und einer von Mövenpick. Die Kommentare reichten von «Kaugummi-Einheitsbrei» bis «bitter und sauer». Die Bilanz der Jury: Pinot-Noir-Trauben eigenen sich nur sehr beschränkt fürs Keltern von Massenware.
Die meisten Hersteller und Händler kommentierten die Ergebnisse nicht. Lidl schreibt, dass eigene Degustationen ein anderes Resultat ergeben hätten. Bei Globus wurde der Wein nachdegustiert: Er entspreche einem typischen Schaffhauser Beerliwein. Und bei Coop heissts aufgrund der Nachdegustation: Man könne «die Kommentare bitter und sauer zwar nachvollziehen», doch seien die negativen Punkte überbetont worden. Bei Mövenpick war man überrascht. Mit Jahrgang 2013 habe der Akkurat noch «Entwicklungspotenzial».
Die Fachjury
Die Weine werden blind verkostet. Beurteilt werden sie anhand der für Weindegustationen gebräuchlichen 20-Punkte-Skala. Für den K-Tipp degustierten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger: Önologin, Weinjournalistin
- Andreas Keller: Inhaber einer Presse- und Eventagentur für Wein
- Andrin C. Willi: Chefredaktor «Marmite»
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin