«Sehr gut» für günstigen Walliser Chardonnay
Die Jury des K-Tipp degustierte zwölf Schweizer Weissweine – ohne Chasselas oder die typischen Walliser Spezialitäten. Der souveräne Gewinner war ein Walliser Chardonnay von Aldi für rund 8 Franken.
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K-Tipp 15/2011
17.09.2011
Letzte Aktualisierung:
08.10.2019
ezw/arb
Für einmal standen nicht die weissen Hauptsorten der Schweiz auf dem Degustationsprogramm, sondern ausschliesslich aus international angebauten Traubensorten gekelterte Weine – wie Chardonnay, Pinot blanc, Pinot gris und Sauvignon glanc. Sie sind bei den Grossverteilern einfacher zu finden als typisch schweizerische Spezialitäten wie Petite Arvine: Solche Weine sind meist in einem höheren Preissegment angesiedelt und werden deshalb oft über andere Absa...
Für einmal standen nicht die weissen Hauptsorten der Schweiz auf dem Degustationsprogramm, sondern ausschliesslich aus international angebauten Traubensorten gekelterte Weine – wie Chardonnay, Pinot blanc, Pinot gris und Sauvignon glanc. Sie sind bei den Grossverteilern einfacher zu finden als typisch schweizerische Spezialitäten wie Petite Arvine: Solche Weine sind meist in einem höheren Preissegment angesiedelt und werden deshalb oft über andere Absatzkanäle verkauft.
Eine Sorte gehört weltweit zu den beliebtesten: Chardonnay. Die Traube wird in der Schweiz auf 333 Hektaren angebaut und liegt auf dem siebten Platz der Sortenrangliste. Ein Chardonnay mit dem exzellenten Jahrgang 2010 war auch der klare Sieger der K-Tipp-Degustation. Produziert wurde er vom Walliser Haus Orsat, verkauft wird er von Aldi: ein ausdrucksstarker, sehr harmonischer und strahlender Wein, der sich trotz des recht üppigen Körpers eine schöne Frische bewahrt. Die Jury, die nur selten Gelegenheit hat, die Note «sehr gut» zu vergeben, tat es bei diesem Wein, ohne zu zögern. Ein Tropfen, der seine knapp 8 Franken mehr als wert ist.
Auf dem zweiten Rang platzierten sich zwei gute Weine: ein biologischer und ganz auf die Karte Frucht setzender Pinot gris von der Neuenburger Cave de la Béroche (bei Coop) sowie die Walliser Assemblage Hurlevent (von Manor). Wer schmeichelnd-weiche Weine mit Vanillenoten mag, ist mit diesem Wein – dem teuersten des degustierten Dutzends – gut bedient. Denn er überzeugt durch kraftvolle Harmonie.
Auf dem vierten Platz folgt der erste Wein aus der Ostschweiz, der Cuvée Napoléon 2010 von Lidl. Ebenfalls noch als «gut» bewertet wurde der zweite Biowein im Rennen, die Cuvée Noble blanche von Coop, zusammengesetzt aus Chardonnay, Pinot blanc und Pinot gris. Der Waadtländer Produzent Reynald Parmelin ist übrigens der heimliche Star unter den biologisch arbeitenden Weinbauern. Er wurde beim Grand Prix des Schweizer Weins bereits 2009 und 2010 zum Schweizer Meister der Biowinzer erkoren.
Die sieben restlichen Weine, vier Assemblagen, ein (aus Pinot gris gekelterter) Malvoisie, ein weiterer Walliser Chardonnay und ein weiss abgepresster Tessiner Merlot, lassen Persönlichkeit und eigenständigen Charakter vermissen. Die Jury hat sie deshalb nur als «befriedigend» eingestuft.
Nicolas Bourassin, Aigle, Sommelier
Claudio de Giorgi, Gstaad, Sommelier
Stéphane Meier, Genf, zweifacher Schweizer Meister im Weindegustieren Prix du Beau-Rivage 2010 und 2011
Pierre Thomas, Lausanne, Weinjournalist
Eva Zwahlen, Oberrieden, Weinjournalistin
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