Merle heisst die Amsel auf Französisch. Von ihr soll der Name der Traubensorte Merlot abgeleitet sein. Der dunkelbraune bis schwarze Singvogel frisst auch gerne reife Trauben.
Damit Rotweine aus Merlot gut schmecken, muss vieles stimmen. Zu spät geerntet etwa, enthalten die Weine kaum Säure und Gerbstoffe. Stimmen aber alle Faktoren, ergeben sich geschmeidige, fruchtig-würzige Weine.
In der K-Tipp-Degustation erreichte jedoch keine Flasche ein sehr gutes Ergebnis. Die Jury prüfte 12 Merlots aus der ganzen Welt. Ein knapp gutes Gesamturteil erzielte nur der Columbia Crest aus den USA von Denner. Das Urteil der fünf Experten: Ein gut gemachter, gefälliger Wein. Er enthält mit 15 Volumenprozent auch am meisten Alkohol.
Insgesamt hatte die Jury weniger zu kritisieren als bei der Merlot-Degustation vor 5 Jahren (K-Tipp 3/2016). Damals fielen den Experten bei vielen Weinen die bitteren, unreifen Aromen auf. Nur drei Weine schafften 14 oder mehr Punkte. In der aktuellen Degustation waren es immerhin 6 Flaschen.
Und: Damals wie heute lagen ausländische Merlots an der Spitze. Im aktuellen Vergleich gingen Platz eins und zwei an Weine aus den USA und Spanien.
Wer Wein aus Übersee kauft, muss wegen der Umwelt kein schlechtes Gewissen haben. Der Transport fällt in der Ökobilanz weniger ins Gewicht als beispielsweise der Pestizideinsatz. Kurz gesagt: Ein Wein aus klimatisch ungünstigen Lagen, der oft gespritzt werden muss, kann unökologischer sein als ein Wein, der eine lange Reise mit dem Schiff hinter sich hat (K-Tipp 16/2016).
Zum ungenügenden «Nucos Mirador» schreibt Aldi, dass es sich beim degustierten Wein um einen Ausreisser gehandelt haben könnte. Die Cantina Sociale Mendrisio ist «bestürzt» über das schlechte Resultat ihres «Tenuta Montalbano». Der Wein werde seit 1962 hergestellt und habe selten Beanstandungen ausgelöst. Eine Nachdegustation habe ein besseres Resultat ergeben.
Die Fachjury des K-Tipp
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
Ursula Geiger: Önologin, Weinjournalistin
Rudolf Trefzer: Gastro- und Weinjournalist
Andrin C. Willi: Gastro- und Weinjournalist
Eva Zwahlen: Weinjournalistin