Viele Pinots grigios mit wenig Geschmack
Die von der K-Tipp-Jury beurteilten Pinots grigios hatten eine sehr unterschiedliche Qualität: Vom eleganten Tropfen bis zum banalen Alltagswein war alles vertreten.
Inhalt
- Die Fachjury
- Tabelle Pinots Grigios
K-Tipp 09/2021
04.05.2021
Julia Wyss
Ein Pinot grigio ist im Idealfall frisch und fruchtig, zeigt vielfältige Aromen und eine angenehme Säure. Er schmeckt aber schnell einmal langweilig, unausgewogen oder gar bitter, wenn die Hersteller zu wenig auf Qualität achten. Das zeigte sich auch in der K-Tipp-Degustation.
Die Fachjury degustierte blind zwölf Pinot-grigio-Weissweine für weniger als 20 Franken aus verschiedenen Regionen Italiens – vom Südtirol über Venezien...
Ein Pinot grigio ist im Idealfall frisch und fruchtig, zeigt vielfältige Aromen und eine angenehme Säure. Er schmeckt aber schnell einmal langweilig, unausgewogen oder gar bitter, wenn die Hersteller zu wenig auf Qualität achten. Das zeigte sich auch in der K-Tipp-Degustation.
Die Fachjury degustierte blind zwölf Pinot-grigio-Weissweine für weniger als 20 Franken aus verschiedenen Regionen Italiens – vom Südtirol über Venezien bis zu Sizilien. Nur ein einziger Wein erhielt eine sehr gute Bewertung: der «Pinot Grigio» der Cantina Andrian nahe Bozen im Südtirol. Er war laut Jury frisch und kraftvoll und zeigte angenehme Aromen, etwa von Birnen, Zitrusfrüchten und Holunder. Bei Globus ist der Wein für Fr. 19.90 erhältlich. Er ist die teuerste Flasche der Degustation. Auf Platz zwei mit knapp guter Note schaffte es «Castel Firmian» – ein weiterer Vertreter aus dem Südtirol, eingekauft im Rio Getränkemarkt für Fr. 11.90.
Neun Weine waren genügend, einer schnitt ungenügend ab: der «Pinot Grigio delle Venezie» für Fr. 3.89 von Lidl. Bei vielen Flaschen bemängelten die Experten die schwachen Aromen. Ein typischer Kommentar lautete: «Im Mund dünn und ausdruckslos.» Beim «Pinot Grigio delle Venezie» kritisierte die Jury zudem die unangenehm bittere Note.
Immerhin: Gegenüber der letzten Pinot-grigio-Degustation vor sechs Jahren stellte die Jury generell eine Verbesserung fest: Damals kritisierte sie bei vielen Weinen die dominante Süsse aus nicht vergorenem Zucker (K-Tipp 6/2015). Das war in der aktuellen Verkostung kaum mehr der Fall. Der sogenannte Restzucker macht einen Wein weich. Winzer setzen ihn oft ein, um Produktionsfehler zu übertünchen.
Die Vinothek Brancaia schreibt, man könne das mässige Urteil der Jury zum Pinot grigio der Kellerei Bozen nachvollziehen – diese Art Weisswein habe ihre Grenzen. Hofer Weine zeigt sich erstaunt über die schwache Bewertung des «Pi-not Grigio Garda». Er sei der bestverkaufte Weisswein der Weinhandlung. Inzwischen stehe der Jahrgang 2020 im Regal. Ähnlich kommentieren Lidl und Landi das Abschneiden ihrer Weine.
Pinot grigio steht für unkomplizierte, leichte Weine, die sowohl zum Apéro als auch zu Fisch oder Gemüsegerichten passen. Im Nordosten Italiens zählt die Rebe zu den wichtigsten Sorten. Die Haut der rötlich-blauen Traube ist von einem grauen Schleier überzogen. Dieser gab dem Weisswein seinen Namen.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger: Önologin und Weinjournalistin
- Rudolf Trefzer: Gastro- und Weinjournalist
- Andrin C. Willi: Gastro- und Weinjournalist
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin